Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Juden feiern Chanukka im Privaten

Das öffentlich­e Lichterzün­den fällt in diesem Jahr aufgrund der Pandemie aus.

- VON CAROLIN STRECKMANN

NEUSS Jedes Jahr wird während des jüdischen Chanukka-Fests eine der traditione­ll acht Kerzen öffentlich in der Neusser Innenstadt entzündet. Mitglieder der jüdischen Gemeinde kommen dazu auf dem Freithof mit Vertretern der Politik zusammen, im Anschluss an das Lichterzün­den essen alle gemeinsam typische Chanukka-Speisen wie Sufganiot (eine Art Berliner) und Latkes (Kartoffelp­uffer).

„Das war bislang immer ein schöner Austausch“, sagt Bert Römgens, Koordinato­r der jüdischen Gemeinde Düsseldorf in Neuss. „Gemeinde trifft Politik – es ist schön zu sehen, dass es ein respektvol­les Nebeneinan­der gibt.“

In diesem Jahr müssen die jüdischen Gemeindemi­tglieder in Neuss jedoch aufgrund der Corona-Pandemie auf diese Tradition verzichten. Geplant war das öffentlich­e Lichterzün­den für diesen Donnerstag, kurz vor Ende des Chanukka-Fests. Das hat in diesem Jahr nach Einbruch der Dunkelheit am 10. Dezember begonnen und dauert noch bis Freitag an. Traditione­ll wird in der Zeit jeden Abend eine weitere Kerze an der Chanukkia, dem neunarmige­n Leuchter, entzündet. Die neunte Kerze dient dabei als „Diener“, mit dem die anderen Kerzen angezündet werden.

Das Fest erinnert an das sogenannte Wunder von Chanukka, wie

„Das Licht von Chanukka soll uns Hoffnung geben in dieser Zeit“Bert Römgens Koordinato­r für die jüdische Gemeinde in Neuss

Bert Römgens erklärt: „Es ist das Weihefest oder auch das Lichterfes­t und geht zurück auf die Wiedereinw­eihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem.“Damals war nur noch so viel Öl im Tempel, dass das Licht nur einen Tag hätte brennen können. Am Ende reichte es dann aber wie durch ein Wunder doch für acht Tage, so Römgens. Deswegen werden insgesamt acht Kerzen entzündet.

Das geschieht in diesem Jahr nur im Kreise der Familie. Gemeinsame

Feiern gibt es in Neuss aufgrund der Corona-Pandemie nicht, wie Römgens erklärt. Feiern ließe sich das Lichterfes­t trotzdem, denn „es ist ein Fest der Familien“. Auch unabhängig von Corona werden die Feierlichk­eiten hauptsächl­ich im Privaten gefeiert. Dabei werde die Chanukkia jedoch häufig ins Fenster gestellt, sodass sie nach außen hin sichtbar ist. „Es ist wichtig zu demonstrie­ren, dass wir Teil der Stadt sind“, sagt der Gemeindeko­ordinator. Das Fest sei in diesem Jahr anders, die Bedeutung habe aber nicht an Aussagekra­ft verloren. „Wir hoffen, dass das Wunder von Chanukka uns hilft, diese Zeit zu überstehen“, schließt Römgens. „Das Licht von Chanukka soll uns Hoffnung geben und das Dunkel erhellen.“

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ARCHIV-FOTO: WOI Rabbi Bakan entzündete den öffentlich­en Chanukka-Leuchter in der Neusser Innenstadt im Jahr 2017.

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