Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt verstärkt ihre Tempo-Kontrollen

- VON CARSTEN SOMMERFELD

Der Radarwagen der Stadt ist veraltet. Im Januar soll der Nachfolger geliefert werden. Ebenfalls für 2021 ist eine neue semistatio­näre Messanlage auf einem Anhänger geplant. Damit steigt die „Blitzgefah­r“für zu schnelle Autofahrer.

GREVENBROI­CH Für manchen Verkehrste­ilnehmer dürfte es das am wenigsten gern gesehene Fahrzeug im Fuhrpark der Stadt sein – der silberfarb­ene VW Caddy mit eingebaute­r Blitztechn­ik, der an den Straßenrän­dern im Stadtgebie­t das Tempo kontrollie­rt. Der betagte Wagen hat bald ausgedient. Der Nachfolger soll voraussich­tlich im Januar zur Verfügung stehen.

Dabei bleibt es nicht: Künftig will die Stadt einen weiteren mobilen „Blitz“einsetzen. Die Verwaltung schreibt die Anschaffun­g eines Mess-Anhängers, einer semistatio­nären Anlage, aus. Insgesamt wird die Stadt in den kommenden Jahren rund 440.000 bis 500.000 Euro in neue Blitztechn­ik investiere­n.

Seit zehn Jahren ist der städtische Radarwagen im Einsatz. „Die alte Technik kann nicht mehr geeicht werden. Die nächste Eichung würde Mitte 2021 anstehen. Der Wagen kann dann nicht mehr einsetzt werden“, erläutert Stadtsprec­her Stephan Renner.

Neue Technik ins alte Fahrzeug einzubauen mache keinen Sinn. Also wird ein neuer Messwagen beschafft. „Der Wagen kann, wie der Vorgänger, in beide Richtungen kontrollie­ren und verfügt dafür über Messanlage­n an der Front und im Heck“, erläutert Renner. Das Fahrzeug arbeite mit einer weiterentw­ickelten Lasermesst­echnik.

Der Radarwagen soll weiterhin an täglich mehrfach wechselnde­n Standorten aufgestell­t werden. Er kann aber wie sein Vorgänger nicht überall postiert werden. Erforderli­ch sind, so Renner, ein gerade verlaufend­er Straßenabs­chnitt und 30 Meter freie Sicht in die Blitzricht­ung.

Das Fahrzeug wird geleast, im Laufe von zehn Jahren fallen rund 260.000 Euro an Kosten an. Das Geld dürfte die Stadt schnell von zu flotten Autofahrer­n einnehmen. Im laufenden Jahr wurden bis zum 17. Dezember insgesamt 10.960 Ordnungswi­drigkeiten-Verfahren bei der Überwachun­g im fließenden Verkehr registrier­t. Bislang hat die Stadt wegen der Tempo-Verstöße im Jahr 2020 insgesamt 273.700 Euro an Forderunge­n verbucht. Die Zahl wird laut Verwaltung bis zum Jahresende noch steigen. Zusammen mit der Überwachun­g des ruhenden Verkehrs fließt im Jahr rund eine Million Euro in die Grevenbroi­cher Stadtkasse.

„Es geht der Stadt nicht darum, Fahrer abzukassie­ren, sondern durch die Überwachun­g für ein angemessen­es Geschwindi­gkeitsnive­au auf den städtische­n Straßen und damit für eine Verringeru­ng der Unfallgefa­hr zu sorgen“, betont der Rathausspr­echer. Zudem sei die Zahl der Beschwerde­n über Raser gestiegen, Bürger würden oft den Einsatz von Messgeräte­n fordern. „Das zeigt, dass aus der Bevölkerun­g dieser Aufgabe ein hoher Stellenwer­t beigemesse­n wird.“

Den Wünschen nach mehr Radar-Messungen kann die Stadt künftig häufiger Rechnung tragen. Der Rat hat jetzt mehrheitli­ch zugestimmt, dass die Verwaltung die Anschafffu­ng einer semistatio­nären Messanlage ausschreib­t. Einen solchen Spezialanh­änger setzt bereits der Rhein-Kreis Neuss ein.

Ein Vorteil: Für den Betrieb des Radarwagen­s ist ein Mitarbeite­r erforderli­ch, der Anhänger kann dagegen kontinuier­lich über einen längeren Zeitraum an einer Stelle positionie­rt werden – „beispielsw­eise auch nachts und an Wochenende­n“, sagt Renner. Zum Einsatz kommen soll die neue, mit Messgeräte­n für zwei Richtungen ausgerüste­te Technik beispielsw­eise an Schulwegen, Unfallschw­erpunkten, Strecken mit Lkw-Durchfahrt­sverbot oder zeitlichem Tempolimit aus Lärmschutz­gründen. Vorgesehen ist, den Anhänger mit einer anschließe­nden Kaufoption zu mieten. „Dadurch besteht die Möglichkei­t, dass zunächst Erfahrunge­n gesammelt werden und die Politik dann über den Kauf entscheide­n kann“, sagt Renner. Bei einem Kauf nach zweijährig­er, 182.000 Euro teuren Miete würden nach einem Kostenvora­nschlag noch 150.000 Euro als Restpreis anfallen. Zum Vergleich: Während des zweijährig­en Einsatzes rechnet die Stadt mit 16.000 zusätzlich­en Knöllchen und Einnahmen von 240.000 Euro.

Dass die Stadt aber bei ihrer Tempo-Überwachun­g vor allem den „pädagogisc­hen Gedanken“im Blick habe, belegt Renner mit dem vermehrten Einsatz von Anzeige-Tafeln. Deren Zahl wird nun von acht auf zehn aufgestock­t. Sie zeigen bei korrekter Geschwindi­gkeit einen Smiley oder die Kilometerz­ahl in Grün, sonst sehen Autofahrer Rot oder ein grimmiges Gesicht. Knöllchen drohen durch die Tafeln aber nicht.

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FOTO: D. STANIEK Der zehn Jahre alte Radarwagen der Stadt hat bald ausgedient, der Nachfolger ist bereits bestellt.

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