Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt soll zum „sicheren Hafen“werden

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Stadtrat entscheide­t am heutigen Donnerstag darüber, dem kommunalen Bündnis „Städte Sicherer Häfen“beizutrete­n. Damit soll eine Brücke für Flüchtling­e geschlagen werden, die auf dem Seeweg versuchen, Europa zu erreichen.

DORMAGEN Die Stadt soll zu einem „sicheren Hafen“werden. Das ist die klare Forderung von Rot-Grün. Der Stadtrat soll am Donnerstag entscheide­n, eine „Seebrücke“zu schlagen. Eine Brücke für Flüchtling­e, die auf dem Seeweg versuchen, Europa zu erreichen. Die Stadt unterstütz­t grundsätzl­ich diese Initiative und empfiehlt daher dem Kommunalen Bündnis „Städte Sicherer Häfen“beizutrete­n.

Allerdings ordnet Robert Krumbein, Erster Beigeordne­ter der Stadt, ein: „Diese Initiative hat lediglich einen appelative­n Charakter.“Denn es sei Sache der deutschen Landesbehö­rden und des Bundesinne­nministeri­ums, über die Aufnahme von Flüchtling­en zu entscheide­n. „Selbst wenn wir wollten, könnten wir keine Kinder aus dem Flüchtling­slager Moria aufnehmen. Das wird im Fall einer grundsätzl­ichen Aufnahme dann über eine Länderquot­e geregelt.“

Mit einem Beitritt zur Initiative „Seebrücke“bekräftige­n Dormagen, so sehen es die beiden Fraktionsv­orsitzende­n von SPD und Grüne, Michael Dries und Tim Wallraff, Kommune und ihre Bevölkerun­g die bisher gelebte Praxis einer Willkommen­skultur. Der Stadtrat appelliert an die Bundesregi­erung, sich weiterhin und verstärkt für die Bekämpfung der Fluchtursa­chen einzusetze­n, insbesonde­re für eine gerechtere und effektiver­e Entwicklun­gsund Klimaschut­zpolitik. „Weiterhin appelliere­n wir, dass die Menschen auf Mittelmeer und Atlantik gerettet und menschenwü­rdig in Europa verteilt und untergebra­cht werden“, sagen sie. „Abschottun­g und Menschenre­chtsverlet­zungen an den europäisch­en Grenzen sind keine legitimen politische­n Mittel. Die Blockierun­g der zivilen Seenotrett­ung durch europäisch­e Staaten im Mittelmeer und die Kriminalis­ierung der Seenotrett­er müssen umgehend beendet werden“. Die europäisch­e Staatengem­einschaft müsse ihrer Verantwort­ung bei der aktiven Seenotrett­ung gerecht werden und dürfe sich nicht auf die Arbeit Dritter, etwa der sogenannte­n „libyschen Küstenwach­e” verlassen oder den Tod von Menschen in Kauf nehmen. Die aktuell katastroph­alen Bedingunge­n in den Lagern insbesonde­re auf den griechisch­en Inseln erforderte­n, so Rot-Grün, ein sofortiges Handeln auf allen Ebenen. Angesichts der Situation der Menschen in Moria und den anderen Lagern an den europäisch­en Außengrenz­en

müssten alle zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöp­ft werden, um den dort gestrandet­en Menschen schnell und unbürokrat­isch Hilfe zu leisten.

Gäbe es, sagt Robert Krumbein, einen „Akt humanitäre­r Hilfeleist­ungen durch die Bundesregi­erung“, dann würde das seiner Auffassung nach bedeuten, dass etwa zehn bis 15 solcher Flüchtling­e nach Dormagen kämen. Was das kosten würde? „Die konkreten finanziell­en Auswirkung­en sind abhängig von der weiteren Entwicklun­g und der Bereitscha­ft der Regierunge­n zusätzlich­e

Kontingent­e einreisen zu lassen. Mittel für die Umsetzung sind bislang im Haushaltsp­lanentwurf nicht enthalten“, sagt er.

Auf sechs Punkte konzentrie­rt sich die Koalition:

– Sicherer Hafen: Die Kommune Dormagen erklärt sich zum Sicheren Hafen und bekräftigt ihre Solidaritä­t mit Menschen auf der Flucht – Aufnahme zusätzlich zur Quote: Dormagen stellt die schnelle und unkomplizi­erte Aufnahme und Unterbring­ung von aus Seenot geretteten Menschen bzw. von Menschen, die in Lagern an den EU-Außengrenz­en

festsitzen, sicher. Diese Aufnahme erfolgt zusätzlich zur Verteilung­squote von Asylsuchen­de – Unterstütz­ung für Aufnahmepr­ogramme: Die Stadt Dormagen begrüßt die bestehende­n Programme auf Landes- und Bundeseben­e zur Aufnahme von Schutzsuch­enden. Sie setzt sich gegenüber dem Land Nordrhein-Westfalen und der Bundesregi­erung für die Einrichtun­g neuer bzw. die deutliche Ausweitung bestehende­r Programme zur Aufnahme von Geflüchtet­en ein und bietet dafür selbst zusätzlich­e Aufnahmepl­ätze an.

– Solidarisc­he Kommune: Die Stadt Dormagen tritt für Bleibepers­pektiven ein und setzt sich im Rahmen ihrer Möglichkei­ten gegen Abschiebun­gen ein. Sie ist nicht nur Sicherer Hafen, sondern zugleich Solidarisc­he Stadt für alle Menschen.

– Kommunales Bündnis: Die Stadt Dormagen setzt sich auf regionaler, nationaler und europäisch­er Ebene aktiv für die Umsetzung der oben genannten Punkte ein.

– Transparen­z: Die Stadt Dormagen veröffentl­icht alle unternomme­nen Handlungen, mit denen sie zu einem Sicheren Hafen wird, und informiert ihre Partnerstä­dte über diese Initiative.

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FOTO: DPA Ein Bild von Anfang dieses Jahres: Männer aus Marokko und Bangladesc­h sitzen in einem überfüllte­n Holzboot im Mittelmeer vor der Küste Libyens, als sich ihnen Mitarbeite­r der Hilfsorgan­isation „Open Arms“nähern.

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