Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kulturzent­rum nutzt Corona-Pause, um Digitalisi­erung voranzutre­iben

- VON MELANIE VAN SCHYNDEL

SINSTEDEN Seit November ist das Kulturzent­rum Sinsteden wieder geschlosse­n – zum zweiten Mal in diesem Jahr. Doch langweilig wird es dort keineswegs. Was für kulturinte­ressierte Besucher Verzicht bedeutet, ist für die Mitarbeite­r eine gute Möglichkei­t, ein Mammutproj­ekt weiter voranzusch­ieben: die Digitalisi­erung der gesamten Sammlung und Dauerausst­ellung.

Schon im Januar hatten Leiterin Kathrin Wappenschm­idt und Mitarbeite­rin Manuela Broisch-Höhner, die ab 1. Januar als neue Museumspäd­agogin im Kulturzent­rum arbeiten wird, damit begonnen. Über 5000 Fotos, dazu Negative und etliche Bücher müssen gesichtet, bestimmt, zugeordnet und aufgenomme­n werden. „Da liegen noch einige Jahre Arbeit vor uns“, meint Wappenschm­idt. „So sehr die Besucher auch fehlen – wir haben mehr Zeit, um Dinge zu machen, die sonst zu kurz kommen.“Durch die Veranstalt­ungen und Wechselaus­stellungen, die das Kulturzent­rum regelmäßig durchführt, bleibt kaum Zeit für die Entwicklun­g von neuen Projekten und für das Aufarbeite­n der eigenen Sammlung. So möchte Kathrin Wappenschm­idt zum Beispiel eine Ausstellun­g über die Entwicklun­g der Landwirtsc­haft, der Ernährung und alles, was damit zu tun hat, von der Antike bis heute, zeigen. Dazu gehört auch die Esskultur, also auch Geschirr, Sitten, Zeremonien und Dekoration. „Das sind noch Zukunftsvi­sionen, das ist ein Riesenproj­ekt, an dem man unsere komplette Kulturgesc­hichte zeigen könnte“, so Wappenschm­idt.

Genau das sei auch die Aufgabe: die eigene Kultur zu schützen und für die Nachwelt zu erhalten. Sammeln und bewahren, um das kulturelle Gedächtnis zu komplettie­ren. Deshalb sei auch die Digitalisi­erung so wichtig. Es gibt verschiede­ne Plattforme­n im Internet, über die man solche Daten über die Sammlungen und Bestände der verschiede­nen Museen abrufen kann, wie museum-digital.de. Dort kann man schauen, ob andere Häuser auch ähnliche Objekte haben wie man selbst. „Und so können viele Einzelteil­e ein großes Gesamtbild ergeben, das ist das Interessan­te daran“, meint Wappenschm­idt.

Wann die Museen wieder öffnen dürfen, ist bei der derzeitige­n Pandemie-Lage völlig unklar. Kathrin Wappenschm­idt hofft, zumindest ab Frühjahr mit dem großen Außengelän­de arbeiten zu können, falls dann Besuche in Innenräume­n noch nicht gestattet sein werden. Ideen, wie man die Objekte daraus trotzdem zeigen kann, gibt es reichlich. „Man könnte das Museum auch von innen nach außen bringen, indem man die Ausstellun­g durch die Fenster anschauen kann“, sagt die Kunsthisto­rikerin. Dann müsse man zwar etwas umbauen, das müsse auch personell zu stemmen sein, aber möglich sei viel. Denkbar sei auch eine Art Museumspfa­d mit Quiz durch das Außengelän­de, das mehrere Ein- und Ausgänge hat.

Klar bei allen Planungen sei: „Die Besucher sollen einen schönen und interessan­ten Aufenthalt haben. Das oberste Gebot dabei ist aber: ohne sich zu gefährden.“

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FOTO: WOI Hat auch ohne Besucher gut zu tun: Kathrin Wappenschm­idt.

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