Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Misere des Sports soll ein Ende haben
Die „2. Corona-Umfrage“des Neusser Stadtsportverbands bestätigt den landesweiten Trend: Mitgliederschwund, zum Teil bis zu 20 Prozent, macht den Vereinen zu schaffen. Auch finanzielle Sorgen steigen. Sportminister machen Druck.
RHEIN-KREIS Eine rhetorische Frage: Wie wichtig ist es, dass Millionen vom mit der Corona-Pandemie verbundenen Lockdown an die Kette gelegte Amateursportler in absehbarer Zeit wieder ins Vereinstraining einsteigen dürfen? Geradezu überlebenswichtig. „Es wird höchste Zeit, dass das so wertvolle Vereinsleben in den 90.000 sozialen Tankstellen unseres Landes wieder ermöglicht wird“, macht Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, unmissverständlich klar.
Und geht es nach den Sportministern der Länder, soll dafür schon am 3. März von Kanzlerin und Ministerpräsidenten der Weg geebnet werden. Denn es pressiert: Die Misere des Sports, seit Monaten kein Bewegungsangebot mehr offerieren zu können, wird auch in einer ersten Sichtung der Mitgliedererhebung durch die Landessportbünde sichtbar. Dabei zeigte sich laut DOSB, dass bei zahlreichen von ihnen bis 31. Dezember 2020 ein Mitgliederschwund in einer Größenordnung von drei bis fünf Prozent festgestellt wurde. Es gebe Signale aus Vereinen und Landessportbünden, dass die Kündigungen im Januar und Februar weitergehen. „Was wir für den 31. Dezember gemeldet bekommen, ist somit noch nicht das Ende des Pandemie-Schadens“, mahnt Hörmann.
Eine Aussage, die auch durch die Ergebnisse der „2. Corona-Umfrage“des Neusser Stadtsportverbandes unter seinen 110 Mitgliedsvereinen (davon beteiligten sich 46) bestätigt wird. „Wir haben Vereine, die uns über einen Mitgliederrückgang von fünf bis 20 Prozent berichten“, sagt Geschäftsführer Gösta Müller. Fällt der Schwund beim Schießsportverein Norf mit zwei Prozent noch relativ moderat aus, so schlagen die 20 Prozent beim Neusser Schlittschuh-Klub schon mächtig ins Kontor. Besonders betroffen sind Großvereine wie der TSV Norf (rund 1600 Mitglieder) und
Anleitung (unabhängig vom Abstand der einzelnen Personen untereinander) - Mannschafts-/Gruppentraining im Ballsport (Ausnahme: Profisport) - die Nutzung der Sportanlage in mehreren gleichzeitig und unter Anleitung eines Übungsleiters trainierenden Zweiergruppen
- Paartraining (z.B. im Ballsport, Kampfsport) mit wechselnden Partnern
Alle städtischen Bezirkssportanlagen stehen während der Dienstzeiten der Platzwarte – montags bis freitags jeweils von 8 bis 15.45 Uhr (bis 28. Februar) bzw. 7 bis 16 Uhr (ab 1. März) – für die Sportausübung im erlaubten Rahmen zur Verfügung. Zeitlich darüber hinaus gehende Nutzungen sind mit den Sportämtern abzustimmen. die Turngemeinde Neuss (5100), die im Corona-Jahr 580 ihrer Mitglieder verloren hat. „Es ist anzunehmen, dass es sich hier auch um Mitglieder handelt, die an einem Kurssystem teilgenommen haben“, vermutet Müller.
Natürlich gibt es Ausnahmen: Der Neusser Radfahrerverein und die DJK Novesia melden Zuwächse von zehn Prozent, auch der Uedersheimer Tennis-Club und der HTC SW Neuss legten in der Krise spürbar zu. Doch auch, fasst Müller zusammen, wenn die Situation bei den meisten Klubs in Neuss nach wie vor stabil sei – 99 Prozent nahmen keine Corona Soforthilfen in Anspruch –, richtet sich der organisierte Sport auf ein Übergangsjahr ein. Sorge bereitet vor allem die finanzielle Ausstattung: Für Vereine, die wie der Neusser Schlittschuh-Klub mit seinem „Eismärchen“ihr Budget zu einem großen Teil aus den Einnahmen von Aufführungen und Events bestreiten, stellt sich die Lage drastischer da. Trotz weiterlaufender Kosten (Mietzins, Pacht, Energieverbrauch) und Schwierigkeiten bei der Gewinnung neuer Sponsoren sind einige Vorstände mittlerweile dazu übergegangen, die Mitgliedsbeiträge zu reduzieren oder sogar ganz auszusetzen. Deshalb solle ergänzend zum schrittweisen Restart eine nationale Kampagne von Sport und Politik gestartet werden, „um die existenziell bedeutende Mobilisierung der Mitglieder für den Vereinssport massiv zu unterstützen“, kündigte Hörmann an. Andernfalls drohe langfristig ein „Verlust der Vielfalt des Sportangebots und daraus resultierend negative Auswirkungen für die Gesellschaft“.
Höchste Priorität, weiß Müller, habe für alle Vereine im Rhein-Kreis (auch in Grevenbroich läuft noch bis Sonntag eine Corona-Umfrage des Stadtsportverbandes) aber die Öffnung der Sportstätten.