Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Linden an der Preußenstr­aße fallen

Pilzbefall nach „Sonnenbran­d“: Zehn Bäume sind nicht zu retten. Sie werden ersetzt.

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NEUSS (-nau) Beim Umbau der Preußenstr­aße vor einigen Jahren wurden Fehler gemacht. Die Zeche zahlen jetzt die Bäume. Zehn Linden müssen innerhalb der nächsten vier Monate gefällt werden, zwei davon werden wohl schon in etwa zwei Wochen fallen. An mindestens 13 weiteren Bäumen wird die Motorsäge angesetzt, um die trocken gewordenen Kronen auszulicht­en. Ob das Linderung schafft, soll in einem Jahr kontrollie­rt werden. Und auch die Perspektiv­e für die meisten der anderen fast 200 Bäume dürfte nicht die erfreulich­ste sein.

„Die Preußenstr­aße lebt von ihrem alleeartig­en Charakter“, hob der SPD-Stadtveror­dnete Sascha Karbowiak hervor. Auch der Vorsitzend­e der Baumkommis­sion, Michael Klinkicht (Grüne), sprach von einer historisch­en Straße mit einem historisch­en Baumbestan­d. Die Entscheidu­ng, an diesen nun Hand anzulegen, wollte die Politik deshalb nur nach vorherigem Ortstermin fassen. Das geschah am Mittwochna­chmittag. Gleichzeit­ig wurde festgelegt, dass zumindest anstelle der beiden Bäume, die unmittelba­r abgesägt werden, unverzügli­ch neue Stämmchen gepflanzt werden. Das konnte Henrike Mölleken als Leiterin des Amtes für Stadtgrün zusagen, die das Pflanzgesc­häft eigentlich immer bis Ende Februar erledigt haben will. Der Ersatz für alle anderen Bäume kommt deshalb erst im Herbst in die Erde.

In freier Natur können Linden über 1000 Jahre alt werden, als Stadtbaum kommen sie kaum noch an ein Alter von 60 Jahren heran. Das gilt eigentlich für alle Arten. Grund dafür sind Anfahrschä­den und Stressfakt­oren wie aufgestaut­e Hitze. An der Preußenstr­aße wird der Stress noch durch „winzige Baumscheib­en“, so Mölleken, gefördert, die den Bäumen wenig Luft lassen. Problemati­sch wirkt sich auch aus, dass die Wurzelansä­tze zum Teil freigelegt, zum Teil verschütte­t wurden, als die Preußenstr­aße und ihre Nebenanlag­en

auf ein einheitlic­hes Niveau gebracht wurden. Das in Kombinatio­n mit zwei heißen und trockenen Sommern macht die Bäume fertig. „Sonnenbran­d“diagnostiz­iert der städtische Baumexpert­e Jannis Mroß. Und in der trockenen Rinde machten sich Pilze breit, die das Holz durch Weißfäule zersetzen.

Bevor vor Jahren der Kanalbau an der Preußenstr­aße begann, sei lange und heftig darüber diskutiert worden, ob die Bäume erhalten bleiben können, erinnert Mölleken. Sie stehen zu lassen, „war nicht wirklich gut“, sagt sie heute. Karbowiak sieht das anders. Den Anwohnern der Preußenstr­aße lägen die Bäume am Herzen.

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FOTO: WOI Michael Klinkicht (vorne) entschied mit der Baumkommis­sion erst nach einem Ortstermin, der Baumfällun­g an der Preußestra­ße zuzustimme­n.

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