Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Klimawandel bedroht Baumbestand
Die Stadt muss regelmäßig den Zustand von 11.000 Bäumen überprüfen. Flachwurzler werden nicht mehr angepflanzt.
KAARST Zu wenig Niederschläge, Schädlinge wie der Borkenkäfer und der Klimawandel machen den Bäumen im Stadtgebiet schwer zu schaffen. Die Stadt Kaarst ist sich dieser Problematik bewusst und geht zum Teil neue Wege: Bäume, die in den 1980er Jahren noch gerne gepflanzt wurden, kämen heute nicht mehr infrage. Vor allem Nadelbäume sind mittlerweile tabu. Der Baumbestand muss regelmäßig überprüft werden – neben Bediensteten des Bauhofs wurde auch ein Unternehmen damit beauftragt. Die Verwaltung beschreibt den aktuellen Zustand der Bäume als „leicht angeschlagen“.
Die Verwaltung ist für mehr als 11.000 Bäume im Stadtgebiet zuständig und verantwortlich. „Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Menge Holz“, sagt die Technische Beigeordnete Sigrid Burkhart im Gespräch mit unserer Redaktion. Nicht selten bereiten die Bäume im fortgeschrittenen Alter Probleme. Das liegt häufig an Schädlingen, die vom Klimawandel profitieren, aber nicht immer. Sigrid Burkhart gibt folgendes Beispiel: „Vor allem in den 1980er Jahren war die Platane als Straßenbegleitbaum sehr beliebt. Das lag vor allem an der Baumkrone, die einen beträchtlichen Umfang hat.“Was man damals aber nicht bedacht hatte: Ebenso ausladend ist das Wurzelwerk, das Gehwege und Stellplätze anhebt. Aufgrund der zu erwartenden zunehmenden Trockenzeiten sind Nadelbäume total out: Diese Flachwurzler haben keine Zukunft in Kaarst, weil sie sehr leicht entwurzelt werden können und einem Sturm nicht viel entgegenzusetzen haben.
Auf Flächen wie dem Vorster Wald werden Buchen und Eichen gepflanzt. „Bei bestimmten Ahorn-Arten sind wir vorsichtig geworden“, sagt Burkhart. Dass diese Bäume im Böschungsbereich der Autobahn 52 radikal entfernt werden mussten, hat vor allem mit Russrindenkrankheit zu tun. Der Borkenkäfer ist zwar auch in Kaarst kein Unbekannter, aber die von ihm verursachten Schäden bezeichnet die Technische Beigeordnete als überschaubar. Ob Kastanien künftig noch gepflanzt werden? Diese Bäume werden aktuell auch in Kaarst von der Minier-Motte
geschwächt. Dieses kleine gefräßige Tier sorgt dafür, dass das Laub der Kastanien bereits im Juni und Juli aussieht wie Ende Oktober. So werden die Kastanienbäume nach und nach immer mehr geschwächt. Sigrid Burkhart beurteilt den Gesamtzustand der Bäume im öffentlichen Raum trotz der geschilderten Widrigkeiten als nicht hoffnungslos dramatisch: „Viele Bäume sind anpassungsfähiger, als man glaubt. Wir werden uns trotzdem intensiv mit dem Klimawandel auseinandersetzen müssen.“Und sie verspricht, dass dort, wo kranke Bäume großen Schaden anrichten könnten, geschulte Mitarbeiter des Bauhofs genau und in vergleichsweise kurzen Intervallen genau hinschauen. „Die Bauhofmitarbeiter sind unter anderem im Stadtpark permanent unterwegs, wie überall, wo es um die Verkehrssicherung geht.“Im Bereich des Bendbuschs am Ende der Alten Heerstraße sind daher erst kürzlich Bäume gefällt worden.
Mit externem Sachverstand als Unterstützung wird das Baumkataster gerade auf den neuesten Stand gebracht. Ende des Jahres werden aussagekräftige Ergebnisse vorliegen. Dann wird die Verwaltung auch sagen können, ob beziehungsweise welche Schäden der extrem trockene Sommer 2020 verursacht hat.