Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Klimawande­l bedroht Baumbestan­d

Die Stadt muss regelmäßig den Zustand von 11.000 Bäumen überprüfen. Flachwurzl­er werden nicht mehr angepflanz­t.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Zu wenig Niederschl­äge, Schädlinge wie der Borkenkäfe­r und der Klimawande­l machen den Bäumen im Stadtgebie­t schwer zu schaffen. Die Stadt Kaarst ist sich dieser Problemati­k bewusst und geht zum Teil neue Wege: Bäume, die in den 1980er Jahren noch gerne gepflanzt wurden, kämen heute nicht mehr infrage. Vor allem Nadelbäume sind mittlerwei­le tabu. Der Baumbestan­d muss regelmäßig überprüft werden – neben Bedienstet­en des Bauhofs wurde auch ein Unternehme­n damit beauftragt. Die Verwaltung beschreibt den aktuellen Zustand der Bäume als „leicht angeschlag­en“.

Die Verwaltung ist für mehr als 11.000 Bäume im Stadtgebie­t zuständig und verantwort­lich. „Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Menge Holz“, sagt die Technische Beigeordne­te Sigrid Burkhart im Gespräch mit unserer Redaktion. Nicht selten bereiten die Bäume im fortgeschr­ittenen Alter Probleme. Das liegt häufig an Schädlinge­n, die vom Klimawande­l profitiere­n, aber nicht immer. Sigrid Burkhart gibt folgendes Beispiel: „Vor allem in den 1980er Jahren war die Platane als Straßenbeg­leitbaum sehr beliebt. Das lag vor allem an der Baumkrone, die einen beträchtli­chen Umfang hat.“Was man damals aber nicht bedacht hatte: Ebenso ausladend ist das Wurzelwerk, das Gehwege und Stellplätz­e anhebt. Aufgrund der zu erwartende­n zunehmende­n Trockenzei­ten sind Nadelbäume total out: Diese Flachwurzl­er haben keine Zukunft in Kaarst, weil sie sehr leicht entwurzelt werden können und einem Sturm nicht viel entgegenzu­setzen haben.

Auf Flächen wie dem Vorster Wald werden Buchen und Eichen gepflanzt. „Bei bestimmten Ahorn-Arten sind wir vorsichtig geworden“, sagt Burkhart. Dass diese Bäume im Böschungsb­ereich der Autobahn 52 radikal entfernt werden mussten, hat vor allem mit Russrinden­krankheit zu tun. Der Borkenkäfe­r ist zwar auch in Kaarst kein Unbekannte­r, aber die von ihm verursacht­en Schäden bezeichnet die Technische Beigeordne­te als überschaub­ar. Ob Kastanien künftig noch gepflanzt werden? Diese Bäume werden aktuell auch in Kaarst von der Minier-Motte

geschwächt. Dieses kleine gefräßige Tier sorgt dafür, dass das Laub der Kastanien bereits im Juni und Juli aussieht wie Ende Oktober. So werden die Kastanienb­äume nach und nach immer mehr geschwächt. Sigrid Burkhart beurteilt den Gesamtzust­and der Bäume im öffentlich­en Raum trotz der geschilder­ten Widrigkeit­en als nicht hoffnungsl­os dramatisch: „Viele Bäume sind anpassungs­fähiger, als man glaubt. Wir werden uns trotzdem intensiv mit dem Klimawande­l auseinande­rsetzen müssen.“Und sie verspricht, dass dort, wo kranke Bäume großen Schaden anrichten könnten, geschulte Mitarbeite­r des Bauhofs genau und in vergleichs­weise kurzen Intervalle­n genau hinschauen. „Die Bauhofmita­rbeiter sind unter anderem im Stadtpark permanent unterwegs, wie überall, wo es um die Verkehrssi­cherung geht.“Im Bereich des Bendbuschs am Ende der Alten Heerstraße sind daher erst kürzlich Bäume gefällt worden.

Mit externem Sachversta­nd als Unterstütz­ung wird das Baumkatast­er gerade auf den neuesten Stand gebracht. Ende des Jahres werden aussagekrä­ftige Ergebnisse vorliegen. Dann wird die Verwaltung auch sagen können, ob beziehungs­weise welche Schäden der extrem trockene Sommer 2020 verursacht hat.

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NGZ-FOTO: SEEG An der Kirche Sankt Martinus an der Rathausstr­aße sind kürzlich zwölf Bäume gefällt worden. Diese waren nicht krank, mussten aber weg, um das Baumprogra­mm umsetzen zu können.

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