Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schranken bleiben offen: Kröten werden überfahren
GREVENBROICH (wilp) Im vergangenen Jahr wurden Schranken an den Zufahrten zum Tribünenweg installiert. Die Stadt will damit die in den Frühjahrsnächten über die Straße wandernden Amphibien vor dem Überfahrungs-Tod schützen. „Doch was nutzen die Barrieren, wenn sie nicht rechtzeitig geschlossen werden?“, fragt Rolf Behrens vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Denn trotz der Schutzmaßnahmen mussten erneut Kröten sterben.
Zwar hatte das Rathaus erst kürzlich mitgeteilt, dass der Tribünenweg wieder gesperrt wird, sobald es nachts etwas wärmer wird – doch: „Das ist nicht geschehen“, beklagt Behrens. Milde Temperaturen um die 15 Grad, das Erdreich vom getauten Schnee noch recht feucht – das seien am Dienstagabend ideale Startbedingungen für die Krötenwanderung gewesen. „Die Stadtverwaltung hätte das im Blick haben müssen“, mahnt Rolf Behrens.
Einem Mitglied des BUND, das am Abend zufällig in der Gegend war, waren die geöffneten Schranken aufgefallen. „Er hat nachgesehen und mindestens 50 Erdkröten entdeckt, die bereits überfahren worden waren“, schildert Behrens. Daraufhin habe der Naturfreund versucht, über die Polizei einen zuständigen Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung zu bekommen. „Nach einer guten Stunde kam dann jemand, der die Schranke geschlossen hat“, sagt Behrens. Ohne das Eingreifen des BUNDlers wäre „es sicherlich noch zu einem größeren Kröten-Massacker gekommen“, vermutet der Grevenbroicher.
Jedes Jahr im Frühjahr wandern hunderte Amphibien über den Tribünenweg zu ihren Laichgewässern, den ehemaligen Klärteichen der Zuckerfabrik. Viele Jahre lang forderte der Bund für Umwelt und Naturschutz dort eine Schrankenanlage, die schließlich 2020 in Betrieb ging.
Dass die am Dienstagabend geöffnet blieb, argumentiert Rathaussprecher Stephan Renner mit Missverständnissen, die es zwischen den Bundesfreiwilligendienstlern gegeben habe, die im Umweltzentrum „Schneckenhaus“arbeiten. Denen sei bereits „eine entsprechende Ansage gemacht“worden. Renner verspricht: „Wir werden genau darauf achten, dass so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommen wird.“