Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gute Aussichten für die Regiobahn
Die Landräte im Rhein-Kreis Neuss und im Kreis Viersen, die Bürgermeister von Willich und Viersen sowie Mönchengladbachs Oberbürgermeister haben gemeinsam eine Absichtserklärung verfasst. Die Bahnstrecke zwischen Viersen und Kaarst soll reaktiviert werden.
Nach jahrelangem Stillstand geht es beim Thema „Verlängerung der S 28 nach Viersen“endlich weiter. Die Bürgermeister von Willich und Viersen, Mönchengladbachs Oberbürgermeister und die Landräte des Rhein-Kreises Neuss und des Kreises Viersen haben sich zu Gesprächen getroffen und gemeinsam einen „Letter of Intent“verfasst. Inhalt dieser Absichtserklärung: Die Bahnstrecke zwischen Viersen und Kaarst mit den Haltepunkten Schiefbahn und Neersen wird reaktiviert und von der S 28 genutzt. Nun müssen noch alle Stadträte der beteiligten Kommunen zustimmen. Der Unterschied zu den vergangenen Jahren: Diesmal gibt es offenbar auch im Mönchengladbacher Stadtrat eine Mehrheit für die Verlängerung, von der zwei Kilometer über Gladbacher Stadtgebiet führen. Bisher war das Projekt daran stets gescheitert.
„Wenn wir diesen regionalen Konsens – der Vorgabe des Landes war – erreichen, haben wir unsere Hausaufgaben gemacht“, freut sich Willichs Bürgermeister Christian Pakusch. Die nächsten Schritte lägen dann in den Händen der Regiobahn, des VRR und des Landes, die alle ausdrücklich hinter der
Verlängerung stehen. „Im Einvernehmen mit dem Kreis Viersen hat die Regiobahn bereits einen Förderantrag der Planungskosten beim Land gestellt“, erklärt Sabine Hovermann, Pressesprecherin der Regiobahn.
Für Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreises Neuss, sind das hervorragende Aussichten. „Wir kämpfen seit Jahren für die Verlängerung der S 28. Denn damit wird nicht nur die Attraktivität der Linie erhöht, sondern auch die der Wirtschaftsstandorte von Neuss und Kaarst, und es ist ein wichtiger Beitrag für die Mobilitätswende“, erklärt er.
Vor wenigen Wochen hatte es allerdings noch so ausgesehen, als wären diese Aussichten endgültig vom Tisch. Der
Grund: Die Stadt Mönchengladbach hatte die Änderung eines Flächennutzungsplans vorgelegt, der auch die Trasse der S28 auf ihrem Gebiet betraf. Die Planänderung sah einen Radschnellweg auf dieser Trasse vor, durch den kein
Platz mehr für die S 28 blieb. Damit hätte Mönchengladbach im Handstreich das Projekt endgültig beendet.
In einem offenen Brief erklärte Oberbürgermeister Felix Heinrichs jedoch, dass das Gegenteil der Fall sei. „Wir streben vielmehr ein ganzheitliches Maßnahmenpaket für die gesamte Region am Mittleren Niederrhein an“, so der OB. Die S 28-Verlängerung sei Teil dieses Pakets und biete Chancen für die ganze Region. Gleiches gelte auch für den Radschnellweg. Die Projekte würden sich nicht ausschließen, sondern könnten nebeneinander umgesetzt werden.
Es wäre auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz: Laut einer Studie könnten durch die Verlängerung werktags 3020 Autofahrten auf die Bahn verlagert werden. Dadurch würden pro Tag 76.000 Kilometer weniger mit einem Auto gefahren, wodurch pro Jahr 4,1 Millionen Tonnen CO2 weniger produziert würden.
Der Vorteil für die Bürger: Die direkte Anbindung an Kaarst, Neuss und Düsseldorf ist eine wirkliche Alternative zu der Autofahrt über die stauanfälligen A 44, A 52 oder L 29. Und der Vorteil für Mönchengladbach: Ihr Flughafen mit 650 Beschäftigten wäre über den Haltepunkt Neersen fußläufig erreichbar und hätte eine direkte Anbindung an das Schienenpersonennetz – ohne den Umweg über den Hauptbahnhof. Bis es so weit ist, wird es allerdings noch dauern. „Die reine Bauzeit kann drei bis vier Jahre betragen“, so die Pressesprecherin der Regiobahn. Die Planungsphasen seien darin nicht enthalten. „Aber allerspätestens in zehn Jahren wird die Bahn fahren“, ist Bürgermeister Pakusch überzeugt.