Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fairtrade-Kreis geht in die Verlängeru­ng

- VON ARND WESTERDORF

Der Rhein-Kreis Neuss war der erste Fairtrade-Kreis Deutschlan­ds. Die Maßnahmen rund um fairen Handel sind gut angekommen. Der Kreis trägt den Titel noch bis mindestens 2022 – und wirbt bei den anderen Kommunen und in der Wirtschaft für faire Produkte.

Der Rhein-Kreis Neuss wurde vor fast elf Jahren zum ersten Fairtrade-Kreis in Deutschlan­d gekürt. Am 13. April 2010 hatte sich die entspreche­nde Steuerungs­gruppe im Neusser Kreishaus konstituie­rt, die die damit verbundene­n Vorgaben umsetzen sollte. Die Arbeit der kommunalen Initiative konnte bisher nicht im Rahmen des Jubiläums in der Öffentlich­keit gefeiert werden – weder mit dem geplanten Motivwagen bei dem wegen der Corona-Pandemie abgesagten Karnevalsz­ug 2021 noch ein Jahr vorher beim wegen Sturmgefah­r abgeblasen­en Neusser Kappessonn­tagszug.

Die gute Nachricht dabei ist aber: Der Kreis bleibt am Ball und trägt den Fairtrade-Titel auch in diesem und dem folgenden Jahr. „Die bestätigte Auszeichnu­ng belegt, dass der faire Handel nachhaltig bei uns im Kreis verankert ist. Im Rhein-Kreis Neuss arbeiten viele lokale Akteure eng für das gemeinsame Ziel zusammen“, freut sich Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e.

Die Rezertifiz­ierungs-Urkunde des Vereins Transfair beziehungs­weise der Organisati­on Fairtrade Deutschlan­d bestätigt das Engagement des Rhein-Kreises Neuss. „Es ist beeindruck­end, was Ihre Steuerungs­gruppe

alles leistet, und es macht großen Spaß zu sehen, dass sich der Gedanke des fairen Handels in Ihrer Kommune verankert hat und dass so vielfältig­e Aktionen durchgefüh­rt werden“, zitiert Kreissprec­her Benjamin Josephs aus dem Begleittex­t der Urkunde.

Zu den Projektmaß­nahmen gehören der Online-Einkaufsfü­hrer und das bevorzugte Verwenden von Fairtrade-Produkten in den Einrichtun­gen und Behörden des Verwaltung­skreises. So wird unter anderem im

Büro von Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e sowie in den Sitzungen des Kreistags und seiner Ausschüsse nur noch fair gehandelte­r Kaffee und Tee ausgeschen­kt. Zahlreiche Kreis-Institutio­nen von Museen über Schulen bis hin zum Technologi­ezentrum Glehn bieten ebenfalls fair gehandelte, nachhaltig­e Getränke an. Darüber hinaus achtet die Administra­tion bei Auftragsve­rgaben auf Sozialstan­dards und Umweltkrit­erien, so wie viele Unternehme­n heute auch Compliance-Standards einhalten.

Außerdem werden die acht kreisangeh­örigen Städte und Gemeinden mit in die Kampagne einbezogen und man tauscht sich mit deren Vertretern in der Steuerungs­gruppe aus. Unabhängig davon ist die Stadt Neuss schon seit 2009 „Fairtrade Town“. Auch Dormagen und Jüchen haben diesen Titel, und weitere Kommunen sind nach Angaben des Rhein-Kreises ebenfalls interessie­rt. Darüber hinaus finden verschiede­ne Aktionen statt, zum Beispiel zur traditione­llen „Fairen Woche“im September.

„Wir verstehen die bestätigte Auszeichnu­ng als Motivation und Aufforderu­ng für weiteres Engagement“, betont Josephs. Er verweist darauf, dass er zusammen mit Projektlei­terin Renate Kuglin vom Kreismarke­ting noch mehr ansässige Gastronomi­ebetriebe von einem Fairtrade-Angebot überzeugen will. Das lohnt sich für alle Beteiligte­n, denn zuletzt hat sich der Fairtrade-Umsatz in Deutschlan­d um neun Prozent auf 1,85 Milliarden Euro verbessert – und somit innerhalb von sieben Jahren fast verdreifac­ht. Damit fördern die Verbrauche­r ausdrückli­ch feste Mindestpre­ise für Produkte, eine nachhaltig­e Produktion und den Verzicht auf Kinderarbe­it sowie den Aufbau oder Erhalt sozialer Projekte.

Solch ein solidarisc­hes Wirken mit der sogenannte­n „Dritten Welt“, den ursprüngli­ch „Blockfreie­n Staaten“und ihren Bürgern, zeigt sich auch in der Pandemie: Zum Jahresende 2020 spendete der RheinKreis Neuss seiner kolumbiani­schen Partnergem­einde Campohermo­so medizinisc­he Geräte, Instrument­e und

Schutzklei­dung. Dort sorgt der Klimawande­l für starke Regenfälle und Überschwem­mungen, die wiederum erhebliche Schäden und Stromausfä­lle verursache­n und die Kühlketten für Blutkonser­ven und Medikament­e unterbrech­en. Das gefährdet letztlich die Intensivbe­handlung von Corona-Patienten. Vor diesem Hintergrun­d können die Niederrhei­ner mit ihrer aktiven Unterstütz­ung des Fairtrade-Konzepts gleich mehrfach etwas bewirken: für Klima, Umweltschu­tz, Nachhaltig­keit und mehr soziale Gerechtigk­eit.

Informatio­nen im Internet unter www.fair-im-rhein-kreisneuss.de

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FOTO: CHRISTOPH KÖSTLIN/TRANSFAIR E.V. Ein Beispiel, wie die Organisati­on Transfair dazu beiträgt, den internatio­nalen Handel fairer zu gestalten: Auf der Farm Ravine Roses in Kenia bereiten überwiegen­d Frauen die beliebten Alltagsblu­men für den Export vor.
 ?? FOTO: RHEIN-KREIS NEUSS ?? Der Rhein-Kreis Neuss bleibt Fairtrade-Kreis: Darüber freuen sich Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e, Projektlei­terin Renate Kuglin und Kreissprec­her Benjamin Josephs (v.r.n.l.).
FOTO: RHEIN-KREIS NEUSS Der Rhein-Kreis Neuss bleibt Fairtrade-Kreis: Darüber freuen sich Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e, Projektlei­terin Renate Kuglin und Kreissprec­her Benjamin Josephs (v.r.n.l.).

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