Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Abschied vom „evangelischen Oberpfarrer“
Nach 35 Dienstjahren verlässt Franz Dohmes die Christuskirchengemeinde. Sein Nachfolger kommt schon zum 1. April.
NEUSS Zum Abschied wurde gewinkt. Nach ziemlich genau 35 Jahren und fünf Monaten sagte am Sonntag Franz Dohmes als Pfarrer der evangelischen Christuskirchengemeinde auf Wiedersehen. Im Oktober 1985 war der heute 65-jährige Rheydter als Hilfsprediger, wie es damals hieß, in die Gemeinde gekommen. Er verlässt sie als eine Art evangelischer Oberpfarrer in Neuss.
Die Christuskirche an der Breite Straße, ältestes und größtes evangelisches Gotteshaus in Neuss und Urpfarre aller seitdem ausgegründeten Gemeinden, war Dohmes erste Pfarrstelle — und bis zu seiner Entpflichtung am Sonntag durch Superintendent Dietrich Denker auch seine letzte. Neuss sei ihm und seiner Familie Heimat geworden, sagt Dohmes. Die will er auch als Pfarrer im Ruhestand nicht aufgeben. Das Pfarrhaus an der Breite Straße hat er bereits Anfang Dezember geräumt und ist nur einige Meter von seinem bisherigen Dienstsitz entfernt in ein Haus an der Drususallee gezogen.
„Als älterer Pfarrer muss man sich zurückhalten“, sagt Dohmes mit
Blick auf seinen Nachfolger Jörg Zimmermann. Der wird zum 1. April als neuer Pfarrer ins Amt eingeführt werden, so dass – auch zur Freude von Franz Dohmes – auf der Stelle keine lange Vakanz entsteht. Zimmermann
(59) wurde in Düsseldorf geboren, war lange Pfarrer in Bonn und zuletzt als Seelsorger im friesischen Sande tätig.
In seinem letzten Gottesdienst als Pfarrer der Christuskirchengemeinde predigte Dohmes zum Psalm 103: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen“. Der Vers aus dem Alten Testament war die Tageslosung am 13. Februar 1956, dem Geburtstag von Franz Dohmes, und hat den Pfarrer, wie er betont, sein ganzes Leben lang begleitet – vom Studium in Wuppertal und Bonn, über die Vikariatszeit in Mönchengladbach und durch seine Tätigkeit in Neuss.
Als Dohmes von Superintendent Jürgen Keuper am 19. Januar 1986 ordiniert wurde, gehörten der Christuskirchengemeinde rund 9000 Seelen an, die in vier Pfarrbezirken betreut wurden. Diese Struktur ist Geschichte. Seit 2001 gibt es mit der Christus- und der Bonhoefferkirche
nur noch zwei Pfarrstellen (für 6300 Mitglieder). Das Kurt-Bredo-Haus als Gemeindezentrum im Barbaraviertel wurde 2004 verkauft, und die Struktur änderte sich auch nicht mehr, als 2001 die Markuskirche Grefrath zur Gemeinde kam.
In Dohmes Dienstzeit wurden das 100-jährige Bestehen der Christuskirche gefeiert, Turm und Orgel erneuert, ein Kindergarten am Martin-Luther-Haus errichtet. Um nur einige Beispiele zu nennen. Dohmes regte aber auch die Gründung des Fördervereins Christuskirche an, setzte sich für die Ökumene und den christlich-jüdischen Dialog ein, förderte die Eine-Welt- und die Jugendarbeit und brachte Veranstaltungsreihen wie die „Blaue Stunde“auf den Weg. „Was mir am Herzen liegt, werde ich weiter unterstützen“, sagt Dohmes, aber nur noch als einfaches Mitglied. Und er bleibt, was er seine Identität nennt: Pastor – wenn auch jetzt im Ruhestand.