Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Stadt hat kein Grundstück für Baladna
Der Hersteller und Händler von Halal-Lebensmitteln ist stark gewachsen. Er muss expandieren. Doch Grevenbroich kann dem Unternehmen dafür kein Grundstück anbieten. Orientiert sich Baladna nun in den Kreis Heinsberg?
KAPELLEN Vor vier Jahren hat sich die Firma Baladna mit sechs Mitarbeitern im Gewerbepark Vierwinden niedergelassen – um dort schlagartig zu expandieren. Der Produzent von arabischen Lebensmitteln beschäftigt heute über 40 Angestellte und ist weiterhin auf Wachstum ausgerichtet. „Alleine im Corona-Jahr 2020 sind wir – im Vergleich zu 2019 – um fast 50 Prozent größer geworden“, sagt Werner Krauss, Geschäftsführer des Unternehmens, das im vergangenen Herbst auch in den Online-Handel eingestiegen ist. Innerhalb der nächsten Jahre will die Firma die Zahl ihrer Beschäftigten mehr als verdoppeln.
Die Schattenseite des Erfolgs: In Vierwinden platzt das Unternehmen aus allen Nähten, die Warenkapazitäten sprengen mittlerweile das Lager – und: „Wir haben keine Möglichkeit, uns zu vergrößern – weder hier noch in der näheren Umgebung“, beklagt Krauss. Das Unternehmen hat nahe der Autobahn 46 zwei Gebäude gemietet, eines ist 675, das andere knapp 400 Quadratmeter groß. „Diese Immobilien sind für uns zu klein geworden, damit kommen wir nicht mehr aus“, schildert der Geschäftsführer. Gebraucht würden 2000 Quadratmeter Lagerfläche sowie weitere 600 bis 800 Quadratmeter für ein Verwaltungsgebäude.
Werner Krauss stellt klar, dass das Unternehmen gerne in Grevenbroich bleiben möchte, „alleine schon, weil wir hier groß geworden sind“. Bereits seit geraumer Zeit werde nach einer neuen Fläche gesucht – doch: Die Stadt könne ihr nichts in der Größenordnung von rund 3000 Quadratmetern anbieten. „Perspektivisch könnte uns an der Straße ,Auf den Hundert Morgen' ein Grundstück zur Verfügung gestellt werden – allerdings nicht vor Ende 2022“, weiß Krauss aus einem Gespräch mit der städtischen Wirtschaftsförderung. Das aber sei zu spät, viel zu spät.
Baladna hat bereits die Fühler in die Nachbarschaft ausgestreckt.
Im Kreis Heinsberg sei das Unternehmen mit offenen Armen empfangen worden. „Dort wurde uns ein schlüssiges Angebot für den Erwerb einer passenden Immobilie unterbreitet“, berichtet Werner Krauss. „Die könnten wir quasi morgen kaufen.“Doch die Firma zögere noch – „weil wir uns mit Grevenbroich, dem Rhein-Kreis und vor allem auch mit dem Landrat verbunden fühlen“.
Hans-Jürgen Petrauschke, der Baladna unlängst für den „Großen Preis des Mittelstandes“der Oskar-Patzelt-Stiftung vorgeschlagen hatte, ist bereits tätig geworden. „Weil Grevenbroich offenbar keinen Platz mehr bieten kann“, hat der Landrat „seine“Wirtschaftsförderung damit beauftragt, die Bürgermeister der kreisangehörigen Kommunen anzuschreiben, um dort nachzufragen, ob sie über geeignete Flächen verfügen. Ziel sei es, das Unternehmen im Kreis zu halten – denn: „Die Firma vertreibt nicht nur gute Produkte, sondern bietet auch gute Arbeitsplätze“, argumentiert Petrauschke. Das sagt er auch mit einem Blick auf 36 syrische Flüchtlinge, die im Gewerbepark Vierwinden einen Job gefunden haben.
„Wir hoffen immer noch auf einen guten Ausgang“, sagt Werner Krauss. „Aber allmählich läuft die Zeit für uns ab.“Das Problem müsse
Werner Krauss Geschäftsführer sich innerhalb von Wochen lösen – „Monate oder sogar Jahre haben wir nicht mehr Zeit.“
Damit wäre das international tätige Unternehmen für Grevenbroich
wohl verloren. „Wir würden Baladna gerne halten, finden aber keine passende Fläche“, sagt Rathaussprecher Stephan Renner. „Es mangelt uns einfach an Gewerbeflächen.“Mit ihrer günstigen Lage zwischen den Großstädten und ihrer Nähe zur Rhein-Ruhr-Region sei die Stadt stark gefragt, Firmen aus unterschiedlichen Branchen würden sich hier gerne ansiedeln. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen übersteige das Angebot. Das sei zwar eine komfortable Situation, die im konkreten Fall aber auch dazu führe, das ansässigen Unternehmen, die expandieren wollen, keine geeigneten Grundstücke zur Verfügung gestellt werden können.
Weitere Gewerbegebiete seien geplant, nicht nur „Auf den Hundert Morgen“in Kapellen, sondern auch – gemeinsam mit Jüchen – an der A 540. Doch bis zu deren Entwicklung werde noch Zeit vergehen. Zu spät für Baladna.
„Wir haben in Grevenbroich keine Möglichkeit, uns zu vergrößern“