Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Haberlandstraße soll umgebaut werden
Die vormals vierspurige Straße, die bald an drei Bildungseinrichtungen vorbeiführt, ist zu groß dimensioniert. Sie soll verkehrsberuhigter und noch fahrradfreundlicher werden. Die Politik stellt 30.000 Euro für Planungen bereit.
DORMAGEN Eines der größten Straßenbauprojekte in Dormagen, das für Auto- und Radfahrer gleichermaßen von Bedeutung ist, wird mitten in der Stadt geplant: der komplette Umbau der Haberlandstraße zwischen den Einmündungensbereichen Bahnhofstraße und Kreisstraße 12. Ziel ist es, die Breite der Straße deutlich zu verringern, um so das Einhalten von Tempo 30 zu unterstützen, mehr Parkplätze im Bereich des Schulzentrums schaffen zu können und den guten Fahrradweg mindestens in der Qualität von heute zu behalten. Die Mitglieder des Hauptausschusses stellten im Haushalt 2021 für die Planungen 30.000 Euro zur Verfügung.
Bettina-von-Arnim-Gymnasium, Erich-Kästner-Grundschule und ab Sommer auch noch eine neue Kindertagesstätte zwischen beiden Gebäudeensembles – das bedeutet viel Treiben von morgens früh bis in den Nachmittag hinein. (Schul-)Busse, die dort halten, viel Fahrradverkehr und nicht zuletzt Eltern, die ihre Kinder zur Grundschule und jetzt ab Sommer in die neue Kita bringen. Wo halten diese? „Mal eben in zweiter Reihe“, lautete der Tenor der Diskussion im Ausschuss. Gefährliche Situationen sind programmiert. Die Stadt spricht selbst von „teilweise kritischer Parksituation“und von „Gefährdung von ÖPNV und Radfahrern“. CDU-Sprecher Jo Deußen sieht ab August ein „Desaster“kommen und kritisierte, dass eine Gesamt-Neuplanung für den Bereich nicht schon eher angestoßen worden ist.
Die Verwaltung hat den Politikern ein Konzept mit drei Varianten auf den Tisch gelegt. Die Kurzform: Erstens eine „Änderung der Beschilderung vor den Einrichtungen mit dem Ziel, Dauerparker zu verdrängen und häufige Parkwechsel zu ermöglichen“, zweitens die „Schaffung von mehr Parkraum durch Schrägparkflächen“und drittens „bauliche Maßnahmen zur Unterbringung des Parkens in die zweite Reihe“. Die von der Verwaltung favorisierte
Lösung Nummer zwei wurde allerdings vom Radverkehrsbeauftragten ebenso abgelehnt wie einhellig von politischer Seite.
Stattdessen sprach sich SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Dries für eine „vollkommene Überplanung“aus. Was wie eine ureigene SPDIdee klang, trägt aber eindeutig grünes Gedankengut. Im Kommunalwahl-Programm
der Grünen heißt es nämlich: „Wir wollen eine konsequente Reduzierung der Straßenflächen für den Autoverkehr zugunsten der Flächen für den Rad- und Fußverkehr erreichen. Als Beispiel sei die Haberlandstraße genannt, die derzeit den Charakter eines Zubringers hat. Hier setzen wir uns für eine Reduzierung auf nur eine Fahrspur
je Richtung bei gleichzeitiger Ausweitung der Radwege ein.“Auf Nachfrage sagt Fraktionsvorsitzender Tim Wallraff: „Ja, das ist so, der Vorschlag, die Haberlandstraße insgesamt neu zu denken, kam auch intern von uns, er sollte dann als gemeinsame Idee eingebracht werden. Dass er nicht als gemeinsamer Antrag beschlossen wurde, kann im Eifer
des Gefechts passieren. Aber es geht ja um die Sache, und die ist gut und richtig. Da sind Grüne und SPD einer Meinung.“
Der Umbau der Haberlandstraße wird künftig im Planungsausschuss detailliert besprochen. Eine Umsetzung wird mindestens zwei Jahre dauern. So lange können Politik und Verwaltung nicht warten, denn dem von Deußen prognostizierten Chaos im Kita-Bereich widersprach niemand. So sagte auch Jugenddezernent Robert Krumbein, dass man dort „ordnen“müsse. Er sprach von einer „groß dimensionierten Zone für den Hol- und Bringverkehr“, die vor der neuen Kita errichtet werden müsse. Deußen, der auch den Aspekt der geplanten neuen Dreifachhalle ansprach, sprach sich dafür aus, dort „massiv durchzugreifen“. Einen schonenderen Ansatz verfolgt Wallraff, der riet, mit der Kita-Leitung zu sprechen, um vielleicht eine „fahrradfreundliche Kita“auszurufen und dort besonders gute Abstellund Abschließmöglichkeiten anzubieten.