Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Von erfolgreichen Bürgermeistern lernen
Die neue Corona-Schutzverordnung des Landes wirft Fragen auf. Unklar ist bisher, ob Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen mit einer niedrigen Sieben-Tage-Inzidenz – wie Münster oder Coesfeld – ihren Bürgern mehr erlauben dürfen. Das müsse noch geprüft werden, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Die Entscheidung ist nicht leicht: Einerseits könnten Lockerungen in den Musterstädten leicht zu Einkaufsoder sonstigem Tourismus aus dem Umland verleiten. Andererseits erscheint es unfair, wenn einer Stadt mit umsichtigen Bewohnern genauso strenge Regeln auferlegt werden wie allen anderen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es nicht allein das Verdienst der Bürger ist, so verantwortungsvoll sie auch sein mögen, wenn in einer Stadt der Inzidenzwert niedriger ist als anderswo. Dichte Besiedlung und beengte Wohnverhältnisse etwa tragen ihren Teil zu höheren Inzidenzen bei. Eher schon ist es innovativen Bürgermeistern zu verdanken, wenn die Infektionsrate in einer Stadt dauerhaft niedrig ist. Zu deren Erfolgsrezept zählt meist konsequentes Testen, flankiert von digitalen Lösungen. Städte wie Tübingen oder Rostock zeigen, wie es gehen kann.
Die Landesregierung sollte dort genauer hinschauen. Schon längst müsste es landesweit eine flächendeckende Test-Infrastruktur geben, schon längst hätten die Hausärzte ins Impfen einbezogen werden müssen, um chronisch Kranke und über 70-Jährige parallel zu Lehrern, Polizisten und Erziehern impfen zu können. Auch Luftfilter für Klassenzimmer fehlen jetzt umso mehr, als alle Jahrgänge zurück in die Schulen kommen. Wenn all dies besser liefe, dann wären die Unterschiede zwischen der Inzidenz des Landes und einzelner Städte längst nicht so groß. Und die Frage nach Ausnahmen würde sich gar nicht stellen.
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