Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Von erfolgreic­hen Bürgermeis­tern lernen

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Die neue Corona-Schutzvero­rdnung des Landes wirft Fragen auf. Unklar ist bisher, ob Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen mit einer niedrigen Sieben-Tage-Inzidenz – wie Münster oder Coesfeld – ihren Bürgern mehr erlauben dürfen. Das müsse noch geprüft werden, hieß es aus dem Gesundheit­sministeri­um. Die Entscheidu­ng ist nicht leicht: Einerseits könnten Lockerunge­n in den Musterstäd­ten leicht zu Einkaufsod­er sonstigem Tourismus aus dem Umland verleiten. Anderersei­ts erscheint es unfair, wenn einer Stadt mit umsichtige­n Bewohnern genauso strenge Regeln auferlegt werden wie allen anderen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es nicht allein das Verdienst der Bürger ist, so verantwort­ungsvoll sie auch sein mögen, wenn in einer Stadt der Inzidenzwe­rt niedriger ist als anderswo. Dichte Besiedlung und beengte Wohnverhäl­tnisse etwa tragen ihren Teil zu höheren Inzidenzen bei. Eher schon ist es innovative­n Bürgermeis­tern zu verdanken, wenn die Infektions­rate in einer Stadt dauerhaft niedrig ist. Zu deren Erfolgsrez­ept zählt meist konsequent­es Testen, flankiert von digitalen Lösungen. Städte wie Tübingen oder Rostock zeigen, wie es gehen kann.

Die Landesregi­erung sollte dort genauer hinschauen. Schon längst müsste es landesweit eine flächendec­kende Test-Infrastruk­tur geben, schon längst hätten die Hausärzte ins Impfen einbezogen werden müssen, um chronisch Kranke und über 70-Jährige parallel zu Lehrern, Polizisten und Erziehern impfen zu können. Auch Luftfilter für Klassenzim­mer fehlen jetzt umso mehr, als alle Jahrgänge zurück in die Schulen kommen. Wenn all dies besser liefe, dann wären die Unterschie­de zwischen der Inzidenz des Landes und einzelner Städte längst nicht so groß. Und die Frage nach Ausnahmen würde sich gar nicht stellen.

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