Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die ersten Selbsttests sind auf dem Markt
Mehrere Discounter bieten das begehrte Gut an – zum Preis von fünf Euro. Derweil gibt es Kritik an der Strategie des Bundes.
DÜSSELDORF Wenn's um Preisgestaltung im Einzelhandel geht, ist Aldi gern der Vorreiter. Auch bei den Corona-Selbsttests, die ab heute angeboten werden, wollte der Discounter ganz vorn dabei sein. Aktionsartikel nennen Aldi Nord und Süd den Test und weisen darauf hin, er sei in Deutschland produziert (bei der Firma Wendelsheim in Rheinhessen, die auch das Land Rheinland-Pfalz beliefert) und für den Heimgebrauch zugelassen. Preis: Rund 25 Euro für eine Fünfer-Packung, also etwa fünf Euro pro Test.
Andere dürften in ähnlichen Preiskategorien anbieten. Rossmann will sogar nur vier Trests pro Kunde verkaufen, damit möglichst viele Kunden etwas bekommen. Bei DM hieß es auf Anfrage, man rechne mit dem Verkauf in der kommenden Woche, könne dies aber noch nicht sicher sagen. Beide Drogeriemarktketten werden von Technomed aus Österreich beliefert. Bei Real hieß es, es sei noch keine Entscheidung gefallen. Es werde noch geprüft, „wann und zu welchem Verkaufspreis die
Schnelltests bei uns ins Sortiment aufgenommen werden können“. Ähnlich äußerte sich Rewe.
Die Selbsttests für zu Hause gibt es in mehreren Varianten – als Nasenabstrich, bei dem der Nutzer selbst einen Abstrich im vorderen Nasenbereich nimmt, als Spucktest, bei dem er in ein Röhrchen spuckt und ein Sichtfenster auf einer Testkassette nach 15 bis 20 Minuten das Ergebnis zeigt, und als Gurgeltest, bei dem man für etwa eine Minute mit einer speziellen Lösun gurgelt und dann in ein Röhrchen spuckt. Alles mit hoher Wahrscheinlichkeit, ein korrektes Ergebnis zu liefern.
Wie groß die Verfügbarkeit der Tests ist, bleibt zunächst offen. Denn die Anträge vieler Anbieter sind vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte noch nicht zugelassen. Das Zulassungstempo wird von manchen Produzenten kritisiert. Dies kann Dennis Adrian, Geschäftsführer der Dormagener Firma Careline, nicht nachvollziehen: „So ein Test muss vernünftig geprüft und zertifiziert werden. Das kann schon mal zwei Wochen dauern und verlängert sich, wenn nicht alle nötigen Zertifikate vorliegen.“Careline ist nach eigenen Angaben einer der führenden Lieferanten für Alten- und Pflegeheime und liefert auch Schnelltests. „Im Angebot haben wir auch einen zugelassenen Test für Laien. Von dem könnten wir bis zu zehn Millionen pro Woche liefern“, so Adrian.
Unterdessen setzt die Bundesregierung auf einen zügigen Start von Schnelltest-Angeboten in Deutschland, um die Lockerung von Corona-Beschränkungen ab Montag abzusichern. „Von diesen Schnelltests sind mehr als genug da“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in Berlin. Ein Spitzengespräch
von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Vertretern von Wirtschaft und Gewerkschaften zum geplanten Schnelltest-Angebot an die Beschäftigten in den Betrieben wurde vorerst abgesagt.
Nach Informationen unserer Redaktion aus Verbandskreisen wurden zwischen beiden Seiten zu große Differenzen deutlich. Die Unternehmen wollten ihre Kapazitäten an Betriebsärzten und medizinischen Dienstleistern vorrangig für das Impfen der Beschäftigten einsetzen und ihnen nicht noch zusätzlich die Verpflichtung zum Testen aufbürden. Stattdessen setzt die Wirtschaft auf Selbsttests der Beschäftigten.
Die Regierung dagegen will die Wirtschaft weitgehend zu einer Teststrategie verpflichten, eine Pflicht sei aus rechtlichen Gründen aktuell aber vom Tisch.
Die ab Montag vom Bund getragenen Test für alle Bürger werden von geschultem Personal durchgeführt. Für das Einrichten der Teststellen sind die Länder zuständig. Eine Arbeitsgruppe der Regierung wolle aber helfen. Kritik kam von den Kommunen. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte: „Die Kommunen sind grundsätzlich bereit, dieses Vorhaben zu unterstützen und Schnelltest-Zentren aufzubauen. Wir brauchen mit Blick auf die Schnelltest-Strategie jetzt vom Bund schnell Klarheit, wer welche Aufgaben, etwa bei Beschaffung der Tests, übernimmt.“Zudem brauche man eine digitale Lösung zur Erfassung der Testergebnisse und zur Terminvergabe, so Landsberg. „Idealerweise wird so eine Lösung von Bund und Ländern bereitgestellt.“Landsberg pocht auf eine einheitliche Lösung zum Nachweis eines negativen Schnelltests.