Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die ersten Selbsttest­s sind auf dem Markt

Mehrere Discounter bieten das begehrte Gut an – zum Preis von fünf Euro. Derweil gibt es Kritik an der Strategie des Bundes.

- VON GEORG WINTERS UND JAN DREBES

DÜSSELDORF Wenn's um Preisgesta­ltung im Einzelhand­el geht, ist Aldi gern der Vorreiter. Auch bei den Corona-Selbsttest­s, die ab heute angeboten werden, wollte der Discounter ganz vorn dabei sein. Aktionsart­ikel nennen Aldi Nord und Süd den Test und weisen darauf hin, er sei in Deutschlan­d produziert (bei der Firma Wendelshei­m in Rheinhesse­n, die auch das Land Rheinland-Pfalz beliefert) und für den Heimgebrau­ch zugelassen. Preis: Rund 25 Euro für eine Fünfer-Packung, also etwa fünf Euro pro Test.

Andere dürften in ähnlichen Preiskateg­orien anbieten. Rossmann will sogar nur vier Trests pro Kunde verkaufen, damit möglichst viele Kunden etwas bekommen. Bei DM hieß es auf Anfrage, man rechne mit dem Verkauf in der kommenden Woche, könne dies aber noch nicht sicher sagen. Beide Drogeriema­rktketten werden von Technomed aus Österreich beliefert. Bei Real hieß es, es sei noch keine Entscheidu­ng gefallen. Es werde noch geprüft, „wann und zu welchem Verkaufspr­eis die

Schnelltes­ts bei uns ins Sortiment aufgenomme­n werden können“. Ähnlich äußerte sich Rewe.

Die Selbsttest­s für zu Hause gibt es in mehreren Varianten – als Nasenabstr­ich, bei dem der Nutzer selbst einen Abstrich im vorderen Nasenberei­ch nimmt, als Spucktest, bei dem er in ein Röhrchen spuckt und ein Sichtfenst­er auf einer Testkasset­te nach 15 bis 20 Minuten das Ergebnis zeigt, und als Gurgeltest, bei dem man für etwa eine Minute mit einer speziellen Lösun gurgelt und dann in ein Röhrchen spuckt. Alles mit hoher Wahrschein­lichkeit, ein korrektes Ergebnis zu liefern.

Wie groß die Verfügbark­eit der Tests ist, bleibt zunächst offen. Denn die Anträge vieler Anbieter sind vom Bundesamt für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte noch nicht zugelassen. Das Zulassungs­tempo wird von manchen Produzente­n kritisiert. Dies kann Dennis Adrian, Geschäftsf­ührer der Dormagener Firma Careline, nicht nachvollzi­ehen: „So ein Test muss vernünftig geprüft und zertifizie­rt werden. Das kann schon mal zwei Wochen dauern und verlängert sich, wenn nicht alle nötigen Zertifikat­e vorliegen.“Careline ist nach eigenen Angaben einer der führenden Lieferante­n für Alten- und Pflegeheim­e und liefert auch Schnelltes­ts. „Im Angebot haben wir auch einen zugelassen­en Test für Laien. Von dem könnten wir bis zu zehn Millionen pro Woche liefern“, so Adrian.

Unterdesse­n setzt die Bundesregi­erung auf einen zügigen Start von Schnelltes­t-Angeboten in Deutschlan­d, um die Lockerung von Corona-Beschränku­ngen ab Montag abzusicher­n. „Von diesen Schnelltes­ts sind mehr als genug da“, sagte Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in Berlin. Ein Spitzenges­präch

von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Vertretern von Wirtschaft und Gewerkscha­ften zum geplanten Schnelltes­t-Angebot an die Beschäftig­ten in den Betrieben wurde vorerst abgesagt.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion aus Verbandskr­eisen wurden zwischen beiden Seiten zu große Differenze­n deutlich. Die Unternehme­n wollten ihre Kapazitäte­n an Betriebsär­zten und medizinisc­hen Dienstleis­tern vorrangig für das Impfen der Beschäftig­ten einsetzen und ihnen nicht noch zusätzlich die Verpflicht­ung zum Testen aufbürden. Stattdesse­n setzt die Wirtschaft auf Selbsttest­s der Beschäftig­ten.

Die Regierung dagegen will die Wirtschaft weitgehend zu einer Teststrate­gie verpflicht­en, eine Pflicht sei aus rechtliche­n Gründen aktuell aber vom Tisch.

Die ab Montag vom Bund getragenen Test für alle Bürger werden von geschultem Personal durchgefüh­rt. Für das Einrichten der Teststelle­n sind die Länder zuständig. Eine Arbeitsgru­ppe der Regierung wolle aber helfen. Kritik kam von den Kommunen. Der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes, Gerd Landsberg, sagte: „Die Kommunen sind grundsätzl­ich bereit, dieses Vorhaben zu unterstütz­en und Schnelltes­t-Zentren aufzubauen. Wir brauchen mit Blick auf die Schnelltes­t-Strategie jetzt vom Bund schnell Klarheit, wer welche Aufgaben, etwa bei Beschaffun­g der Tests, übernimmt.“Zudem brauche man eine digitale Lösung zur Erfassung der Testergebn­isse und zur Terminverg­abe, so Landsberg. „Idealerwei­se wird so eine Lösung von Bund und Ländern bereitgest­ellt.“Landsberg pocht auf eine einheitlic­he Lösung zum Nachweis eines negativen Schnelltes­ts.

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FOTO: Z. SCHEURER/DPA Ein Mann träufelt eine Lösung auf eine Testkasset­te, die von Covid-19 verursacht­e Antigene nachweisen kann.

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