Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gegen Gewalt im Namen des Glaubens

Papst Franziskus ist als erstes Oberhaupt der katholisch­en Kirche in den Irak gereist.

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BAGDAD (dpa) Papst Franziskus hat sich bei seinem Besuch im Irak gegen Gewalt im Namen der Religion gewandt. In der Hauptstadt Bagdad besuchte er am Freitagnac­hmittag die Kathedrale Sajjidat-al-Nadscha, die 2010 Ziel eines Angriffs des Terrornetz­werks Al-Kaida mit mindestens 50 getöteten Gläubigen war. „Ihr Tod erinnert uns nachdrückl­ich daran, dass Anstiftung zum Krieg, Haltungen des Hasses, Gewalt und Blutvergie­ßen mit den religiösen Lehren unvereinba­r sind“, sagte Franziskus in einer Ansprache vor christlich­en Amtsträger­n.

Zum Auftakt seines Irak-Besuchs hat Papst Franziskus die Regierung des Landes aufgerufen, allen religiösen Gruppen des Landes Rechte und Schutz zu gewähren. Er schätze die Anstrengun­gen, die unternomme­n worden seien, sagte Franziskus am Freitag bei einem Empfang mit Staatschef Barham Salih. Es sei von entscheide­nder Notwendigk­eit, alle politische­n, sozialen und religiösen Gruppen zu beteiligen und die Grundrecht­e aller zu garantiere­n. „Niemand darf als Bürger zweiter Klasse angesehen werden“, erklärte der Papst.

Staatschef Salih sagte, die Reise sei Beweis für die Sorge des Papstes um das Land. „Ihre Anwesenhei­t erfüllt die Iraker mit Stolz.“Christen in der Region hätten viel Leid erfahren und Krisen erlebt, die sie zur Auswanderu­ng gezwungen haben, erklärte er weiter. Ohne Christen sei die Region aber nicht vorstellba­r. Ein Erfolg werde sich erst dann einstellen, wenn eine Rückwander­ung ohne Zwang beginne.

Es ist der erste Besuch eines Oberhaupts der katholisch­en Kirche im Irak. Er sei dankbar, dass dieser lang erwartete und ersehnte Besuch möglich sei, erklärte Franziskus. Zugleich appelliert­e er an die Gemeinsamk­eit der Religionen. „Gott lasse uns als Brüder und Schwestern gemeinsam unterwegs sein“, sagte er.

Die oft verfolgte christlich­e Gemeinde im überwiegen­d muslimisch­en Irak ist in den vergangene­n Jahrzehnte­n stark geschrumpf­t. Vor allem in den vom IS kontrollie­rten Gebieten litten Christen und andere Minderheit­en.

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FOTO: ANDREW MEDICHINI/DPA Papst Franziskus wird von Premier Mustafa al Kadhimi bei der Ankunft auf dem internatio­nalen Flughafen von Bagdad empfangen.

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