Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nächste Einzelmeda­ille für Karl Geiger

Der Lokalmatad­or wird beim Skispringe­n Dritter. Den deutschen Langläufer­n bleibt nur die Nebenrolle.

- VON THOMAS ESSER UND PATRICK REICHARDT

OBERSTDORF (dpa) Karl Geiger brüllte seine ganze Freude raus, sein gestürzter Kumpel Markus Eisenbichl­er jubelte leidenscha­ftlich mit. Der Allgäuer Großereign­isspeziali­st hat im dichten Flockenwir­bel von Oberstdorf den nächsten Skisprung-Coup gelandet und Bronze auf der Großschanz­e geholt. Geiger (132 und 132 Meter) sprang in einem packenden zweiten Durchgang am Freitag noch auf den Medaillenr­ang vor und musste sich dem neuen Weltmeiste­r Stefan Kraft (Österreich) und Robert Johansson aus Norwegen geschlagen geben. „Ich habe noch nie einen solchen Athleten trainieren dürfen. Unglaublic­her Athlet“, lobte Bundestrai­ner Stefan Horngacher.

Für den 27 Jahre alten Kraft (132,5 und 134 Meter), der schon 2014 und 2016 die Tournee-Springen in Oberstdorf gewonnen hatte, ist es die Rückkehr auf den WM-Gipfel, nachdem ihm in der laufenden Saison eine Corona-Infektion und Rückenschm­erzen zu schaffen machten. Titelverte­idiger Eisenbichl­er (122,5 und 134 Meter) kam nach einem schwachen Sprung und einem Sturz nicht über Rang 17 hinaus. „Scheiße“, rief er lautstark. Später feierte er schon wieder mit Geiger: „Megageil, dass der Karl ‚ne Medaille macht!“

Für Geiger, den Bachelor of Engineerin­g in Energie- und Umwelttech­nik, ist es der nächste große Coup in einer völlig irren Saison. Geiger hatte in der Anfangspha­se der Saison eine Pause eingelegt, um zu seiner hochschwan­geren Frau nach Hause zu reisen. Doch weil das Baby noch nicht kam, reiste Geiger zur Skiflug-WM nach Planica und war wenige Tage später Goldgewinn­er in dieser Disziplin.

Gerade aus Slowenien zurück kam dann Tochter Luisa zur Welt, doch das war nur der Anfang von Geigers Winter-Achterbahn. Der Allgäuer wurde noch in der gleichen Woche positiv auf das Coronaviru­s getestet und musste sich über Weihnachte­n in Isolation begeben. Pünktlich zum

Wettbewerb am heimischen Schattenbe­rg kehrte er zurück und gewann sofort das Auftaktspr­ingen der Vierschanz­entournee.

Nachdem Geiger schon vor zwei Jahren im WM-Großschanz­eneinzel Silber geholt hatte, bestätigte er die starke Leistung am Freitag mit Rang drei. Es ist nach Gold im Mixed und Silber im Einzel bereits Geigers dritte Medaille bei den Titelkämpf­en.

Beim Duell der beiden Langlaufst­ars der Gegenwart waren Deutschlan­ds Loipen-Spezialist­en wieder nur Nebendarst­eller. Der Norweger Johannes Kläbo und Alexander Bolschunow vom russischen Verband lieferten sich als Schlussläu­fer in der WM-Staffel über die Viermal-Zehn-Kilometer einen packenden Kampf um Gold, den Kläbo kurz vor dem Ziel für sich entschied. Deutschlan­d belegte nur den siebten Platz.

 ?? FOTO: HILDENBRAN­D/DPA ?? Karl Geiger beim Sprung von der Großschanz­e.
FOTO: HILDENBRAN­D/DPA Karl Geiger beim Sprung von der Großschanz­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany