Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schwarz-Grün nimmt Baum in die Pflicht

- VON STEPHAN SEEGER STEPHAN.SEEGER@NGZ-ONLINE.DE

Mit den Stimmen von Schwarz-Grün und der Bürgermeis­terin ist der Haushalt verabschie­det worden. Die anderen Fraktionen – darunter auch die FDP – stimmten gegen den Haushalt, der ein Defizit von 3,9 Millionen Euro aufweist.

KAARST Der Haushalt für das Jahr 2021 ist von den Mitglieder­n des Stadtrates verabschie­det worden. Dabei reichten die Stimmen der schwarz-grünen Mehrheitsk­oalition und von Bürgermeis­terin Ursula Baum aus. Die anderen Fraktionen, darunter auch Baums Partei FDP, stimmten gegen die Verabschie­dung des Haushaltes, der ein Defizit von rund 3,9 Millionen Euro aufweist.

In einem Punkt herrschte Einigkeit: die Stadt muss sparen. Das machten die Fraktionsv­orsitzende­n in ihren Haushaltsr­eden deutlich. CDU, Grüne und auch die SPD nahmen Bürgermeis­terin Ursula Baum als Chefin der Wirtschaft­sförderung in die Pflicht, Ergebnisse für die Entwicklun­g der Gewerbegeb­iete vorzulegen. Ingo Kotzian (CDU) wünscht sich, dass die Politik mehr mit ins Boot geholt werden muss. „Die Zeit und der Energieauf­wand für selbstdars­tellende Videos und Selfies sollte vorbei sein“, warf Kotzian der Bürgermeis­terin vor. Später sagte er: „Es wäre essentiell, von der Verwaltung­sspitze mehr ins Boot geholt zu werden, was leider nicht immer der Fall ist.“Kotzian habe nur durch Zufall die Bedeutung von „Business Square“und „Digital Square“– so bezeichnet die Wirtschaft­sförderung die Gewerbegeb­iete

Kaarster Kreuz und KaarstOst – mitbekomme­n. „Und das nur, weil ich das Videoforma­t `Uschis Woche' nicht abonniere“, so Kotzian. Gleichzeit­ig lud er die Bürgermeis­terin ein, ihr Konzept für die künftige Vermarktun­g der Gewerbegeb­iete

im nächsten Wirtschaft­sund Finanzauss­chuss persönlich zu erläutern.

Erstmals seit vielen Jahren haben auch die Grünen als Junior-Partner in der Koalition dem Haushalt zugestimmt. „Wir sind gespannt, welche neuen Firmen die Chef-Wirtschaft­sförderin ansiedeln will. Bislang haben wir nur Anglizisme­n gehört, in den nächsten Wochen und Monaten müssen Sie liefern, Frau Bürgermeis­terin. Da lassen wir Sie nicht aus der Verantwort­ung“, sagte der Fraktionsv­orsitzende Christian Gaumitz. Auch die SPD wisse nicht genau, in welche Richtung sich die Stadt entwickelt. „Es ist die große Frage, ob aus der, wie es im Internet heißt, `Selfie-Uschi', eine Bürgermeis­terin wird, die uns sagen wird, wo es hingehen soll. Da sind noch große Fragezeich­en“, sagte die Fraktionsv­orsitzende Anneli Palmen. Nur durch die Wirtschaft­sförderung könne die Haushaltss­ituation verbessert werden. Mit einem Seitenhieb in Richtung FDP erklärte Palmen weiter, dass es keinen Sinn mache, im Kulturbere­ich Kleinstbet­räge einzuspare­n. Am Tag nach der Ratssitzun­g reagierte Ursula Baum auf die Forderunge­n. „Ich habe die

Wirtschaft­sförderung zur Chefsache gemacht, weil bei der Entwicklun­g und Vermarktun­g der Gewerbeflä­chen vor meinem Amtsantrit­t viel Zeit ohne erkennbare Ergebnisse verstriche­n ist. Zaubern kann ich nicht“, sagt Baum: „Aber wir haben ein klares Ziel, und wir arbeiten seriös an der schnellstm­öglichen Umsetzung. Ich bin sehr zuversicht­lich, dass wir noch in diesem Jahr erste Erfolge vermelden können.“

Anja Rüdiger (Kaarst aktiv-UWG) stellte fest, dass die Stadt wie seit Jahren über ihre Verhältnis­se lebt. Die Ratsmitgli­eder würden jedes Jahr aufs Neue erklären, dass sie sparen wollen. „Alle Jahre wieder verpuffen diese Vorsätze mit ihren Lippenbeke­nntnissen“, sagte Rüdiger. Die Stadt leide zudem unter einer „Gutachteri­tis“. Da sich Kaarst aktiv-UWG nur mit wenigen Anträgen durchsetze­n konnte, gab es von Seiten der Fraktion keine Zustimmung zum Haushalt.

 ?? NGZ-FOTO: SEEG ?? Ingo Kotzian hat seine erste Haushaltsr­ede als neuer Fraktionsv­orsitzende­r der CDU gehalten. Er lud Bürgermeis­terin Ursula Baum in den nächsten Finanzauss­chuss ein, wo sie ihre Konzepte für die Gewerbegeb­iete vorstellen soll.
NGZ-FOTO: SEEG Ingo Kotzian hat seine erste Haushaltsr­ede als neuer Fraktionsv­orsitzende­r der CDU gehalten. Er lud Bürgermeis­terin Ursula Baum in den nächsten Finanzauss­chuss ein, wo sie ihre Konzepte für die Gewerbegeb­iete vorstellen soll.

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