Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
IHK fordert bessere Bahn-Infrastruktur
Schiene und Straße haben als Verkehrsträger an vielen Stellen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Die IHK setzt sich für eine Verbesserung der Infrastruktur ein. Die Vollversammlung der Kammer hat ein Positionspapier verabschiedet.
RHEIN-KREIS Wer regelmäßig mit dem Auto in der Region unterwegs ist oder die „Stauschau“im Radio hört, der weiß: An vielen Stellen hat das Straßennetz seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Das liegt nicht nur am Individual-, sondern auch am wachsenden Transportverkehr. Doch um mehr Verkehr auf die Schiene verlagern und das Straßennetz entlasten zu können, bedarf es einer Verbesserung der Schieneninfrastruktur. Dafür setzt sich die Industrieund Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein mit einem Positionspapier ein, das jetzt von der Vollversammlung der Kammer verabschiedet wurde.
Dem Papier liegt eine Analyse zu Grunde, welche Möglichkeiten das heutige Schienennetz und die Bahnanlagen bieten und welchen Bedarf es gibt. Im Grunde werden zwei Bausteine in den Blick genommen: erstens der Personenverkehr und zweitens der Güterverkehr. In der Sitzung der IHK-Vollversammlung stellte Lothar Krenge, Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Verkehr und Logistik, die Analyse vor. „Das Ergebnis ist ernüchternd. 50 Prozent mehr Zeitfenster beziehungsweise Trassen wären nötig, um dem zunehmenden Personenverkehr gerecht zu werden.“Und das ist ja nur einer der beiden Bausteine. IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz betont: „Hinzu kommt in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum im Güterverkehr.“
Bereits jetzt sorgt die Entwicklung im Güterverkehr laut Analyse für Engpässe im Schienennetz und führt zu überdurchschnittlichen Wachstumsraten insbesondere im Straßenverkehr. Ein Blick auf den für die Region wichtigen Grenzübergangspunkt Venlo/Kaldenkirchen: Dort war die Zahl der Güterzüge schon 2010 höher als angenommen, 2018 wurde bereits die korrigierte Prognosezahl für 2030 erreicht, für 2030 wird die Zahl – Stand jetzt – voraussichtlich um 24 Prozent über der korrigierten Prognose liegen. „Die Verkehrsträger Straße und Schiene haben (...) auch erhebliche Anteile an Transitverkehren zwischen den großen Seehäfen der Westrange (vorwiegend Rotterdam und Antwerpen) und den Ballungsräumen Mittel-, Ost- und Südeuropas zu verkraften“, heißt es in der Analyse „Schiene 2030+ am Niederrhein“. Der Blick geht auf den Kombiverkehr und die Umschlagterminals Straße/Schiene beziehungsweise Wasser/Schiene.
„Die Terminals in den Binnenhäfen Krefeld und Neuss sowie die Cabooter-Terminals in Venlo und Kaldenkirchen verzeichnen stetig wachsende Umschlagzahlen.“Und da die linksrheinischen Terminals auch als Hinterlandterminals der ZARA-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam) fungieren, steige ihr Zulauf in Abhängigkeit von den stetig zunehmenden Seehafen-Bewegungen.
Aus dem Gutachten wird ein Katalog von 16 Maßnahmen zur Stärkung
des Schienennetzes abgeleitet. Dazu gehören der Ausbau der sogenannten Viersener Kurve und ein Um- und Neubau des Rheydter Dreieckes als herausragende Projekte, die zum Teil bereits im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen sind. Vorangebracht werden soll zudem der zweigleisige Ausbau der Strecke Kaldenkirchen-Dülken, auch ergänzende Maßnahmen an der Schienenstrecke Krefeld-Neuss sollen umgesetzt werden. Zum Katalog zählt unter anderem die Zweigleisigkeit im Bereich Neuss-Weißenberg.
Sowohl Güter- als auch Personenverkehr auf der Schiene sind für die Unternehmen in der Region von großer Bedeutung. Das Schienennetz müsse daher so gestärkt werden, dass für beide Verkehre ausreichend Platz auf den Gleisen ist. Dabei helfen auch Maßnahmen in kleineren Arbeitspaketen. „Jede Teillösung führt bereits dazu, das Gesamtnetz zu stärken“, so Krenge.