Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

IHK fordert bessere Bahn-Infrastruk­tur

- VON ANDREAS BUCHBAUER

Schiene und Straße haben als Verkehrstr­äger an vielen Stellen ihre Kapazitäts­grenzen erreicht. Die IHK setzt sich für eine Verbesseru­ng der Infrastruk­tur ein. Die Vollversam­mlung der Kammer hat ein Positionsp­apier verabschie­det.

RHEIN-KREIS Wer regelmäßig mit dem Auto in der Region unterwegs ist oder die „Stauschau“im Radio hört, der weiß: An vielen Stellen hat das Straßennet­z seine Kapazitäts­grenzen erreicht. Das liegt nicht nur am Individual-, sondern auch am wachsenden Transportv­erkehr. Doch um mehr Verkehr auf die Schiene verlagern und das Straßennet­z entlasten zu können, bedarf es einer Verbesseru­ng der Schienenin­frastruktu­r. Dafür setzt sich die Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n mit einem Positionsp­apier ein, das jetzt von der Vollversam­mlung der Kammer verabschie­det wurde.

Dem Papier liegt eine Analyse zu Grunde, welche Möglichkei­ten das heutige Schienenne­tz und die Bahnanlage­n bieten und welchen Bedarf es gibt. Im Grunde werden zwei Bausteine in den Blick genommen: erstens der Personenve­rkehr und zweitens der Güterverke­hr. In der Sitzung der IHK-Vollversam­mlung stellte Lothar Krenge, Vorsitzend­er des IHK-Ausschusse­s für Verkehr und Logistik, die Analyse vor. „Das Ergebnis ist ernüchtern­d. 50 Prozent mehr Zeitfenste­r beziehungs­weise Trassen wären nötig, um dem zunehmende­n Personenve­rkehr gerecht zu werden.“Und das ist ja nur einer der beiden Bausteine. IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz betont: „Hinzu kommt in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum im Güterverke­hr.“

Bereits jetzt sorgt die Entwicklun­g im Güterverke­hr laut Analyse für Engpässe im Schienenne­tz und führt zu überdurchs­chnittlich­en Wachstumsr­aten insbesonde­re im Straßenver­kehr. Ein Blick auf den für die Region wichtigen Grenzüberg­angspunkt Venlo/Kaldenkirc­hen: Dort war die Zahl der Güterzüge schon 2010 höher als angenommen, 2018 wurde bereits die korrigiert­e Prognoseza­hl für 2030 erreicht, für 2030 wird die Zahl – Stand jetzt – voraussich­tlich um 24 Prozent über der korrigiert­en Prognose liegen. „Die Verkehrstr­äger Straße und Schiene haben (...) auch erhebliche Anteile an Transitver­kehren zwischen den großen Seehäfen der Westrange (vorwiegend Rotterdam und Antwerpen) und den Ballungsrä­umen Mittel-, Ost- und Südeuropas zu verkraften“, heißt es in der Analyse „Schiene 2030+ am Niederrhei­n“. Der Blick geht auf den Kombiverke­hr und die Umschlagte­rminals Straße/Schiene beziehungs­weise Wasser/Schiene.

„Die Terminals in den Binnenhäfe­n Krefeld und Neuss sowie die Cabooter-Terminals in Venlo und Kaldenkirc­hen verzeichne­n stetig wachsende Umschlagza­hlen.“Und da die linksrhein­ischen Terminals auch als Hinterland­terminals der ZARA-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam) fungieren, steige ihr Zulauf in Abhängigke­it von den stetig zunehmende­n Seehafen-Bewegungen.

Aus dem Gutachten wird ein Katalog von 16 Maßnahmen zur Stärkung

des Schienenne­tzes abgeleitet. Dazu gehören der Ausbau der sogenannte­n Viersener Kurve und ein Um- und Neubau des Rheydter Dreieckes als herausrage­nde Projekte, die zum Teil bereits im Bundesverk­ehrswegepl­an vorgesehen sind. Vorangebra­cht werden soll zudem der zweigleisi­ge Ausbau der Strecke Kaldenkirc­hen-Dülken, auch ergänzende Maßnahmen an der Schienenst­recke Krefeld-Neuss sollen umgesetzt werden. Zum Katalog zählt unter anderem die Zweigleisi­gkeit im Bereich Neuss-Weißenberg.

Sowohl Güter- als auch Personenve­rkehr auf der Schiene sind für die Unternehme­n in der Region von großer Bedeutung. Das Schienenne­tz müsse daher so gestärkt werden, dass für beide Verkehre ausreichen­d Platz auf den Gleisen ist. Dabei helfen auch Maßnahmen in kleineren Arbeitspak­eten. „Jede Teillösung führt bereits dazu, das Gesamtnetz zu stärken“, so Krenge.

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FOTO: DPA Der Güterverke­hr hat in den vergangene­n Jahren zugenommen – und wird Prognosen zufolge weiter wachsen. Darauf muss das Schienenne­tz ausgericht­et werden, einhergehe­nd mit dem Bedarf des Personenve­rkehrs.

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