Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Leibniz“-Trio entwickelt Super-Handschuh
Mit ihrer Idee haben sich die Schüler für das Landesfinale des Wettbewerbs „Jugend forscht“qualifiziert.
HACKENBROICH Die Entwicklung eines Handschuhes, der Hörgeschädigten zukünftig eine neue Form der Kommunikation ermöglichen soll: Das war das Ziel der Schüler Nikolas Pantelous (17), Cara Pier-Ribbert (17) und Enna Kleuters (18) des Dormagener Leibniz-Gymnasiums. Im Rahmen eines Projektkurses entwickelten die jungen Forscher ein Gerät, mit dem hörgeschädigte Menschen gesprochene Worte ertasten können. Ihre innovative Idee überzeugte nicht nur den verantwortlichen Physiklehrer, Jörn Schneider, sondern auch die Jury des niederrheinischen Regionalwettbewerbs „Jugend forscht“: In ihrem Forschungsbereich „Physik“konnten sie mit ihrem Projekt „Hören durch Fühlen – taktile Spracherkennung für Menschen ohne Gehörsinn“den ersten Platz abräumen und schafften damit den Sprung auf die Landesebene. Zusätzlich wurde das Engagement der Jungforscher mit dem Sonderpreis „Hören, Akustik & Lärm“gewürdigt, der von dem weltweit führenden Hörgeräteakustiker „Amplifon“gestiftet wird.
Kurz vor dem ersten Corona-Lockdown 2020 haben die drei Schüler ihren Prototypen fertiggestellt: An einem weißen Fingerhandschuh haben sie dünne, bunte Kabel angeschlossen, die wiederum zu einem Grundgerüst mit vielen feinen Steckverbindungen führen. Das Gerät überträgt mithilfe von Vibrationsmustern, ähnlich wie bei einem Smartphone, Sprachdaten auf einen Fingerhandschuh. Dabei können drei verschiedene Impulse an jeden Finger gegeben werden, die in Länge und Dauer variieren. Auf diese Weise wird hörgeschädigten Menschen ermöglicht, zu „hören“bzw. zu fühlen, was der Gesprächspartner sagt. „Das Ziel ist es, Hörgeschädigten eine Möglichkeit zum Hören und auch zum Kommunizieren zu geben, indem sie Töne mit anderen Sinnen, wie dem Tastsinn an den Fingerkuppen, wahrnehmen “, erklärt Enna Kleuters.
Ihr Prototyp funktioniert dabei grob vereinfacht, wie folgt: „Um die gesprochenen Worte zu verstehen, werden eine Reihe sogenannter Sensoren und Aktoren ermittelt und die Signale mechanisch an die Haut weitergegeben“, sagt Nikolas Pantelous. „Hierzu werden leichte Vibrationen an verschiedenen Punkten an den Fingern erzeugt.“Die Vibrationsmuster funktionieren dabei wie eine eigene Sprache, die die Person zunächst erlernen muss. „Bisher liegt uns nur der Prototyp vor, den wir aber noch in eine alltagstaugliche Version umwandeln werden“, erläutert Cara Pier-Ribbert. „Diese Version soll unter anderem auf mehrere Stimmlagen angepasst und zudem auch transportabel sein.“
An ihrem Projekt arbeiten die Schüler seit Beginn vergangenen Schuljahres, nachdem sie entschieden, einen forschungsorientierten Projektkurs zu belegen. Die Drei verbindet eine jahrelange Freundschaft und das gemeinsame Interesse an der Naturwissenschaft hat sie schließlich zur Umsetzung der Idee motiviert. Dabei stammt die Grundidee zu dem Projekt aus dem Vorgängerkurs, die jedoch nicht verwirklicht wurde. „Wir fanden das Thema spannend und haben uns direkt dazu entschlossen, diese Idee aufzugreifen“, so Kleuters.
Neben dem wöchentlichen Unterricht haben sich die Schüler regelmäßig getroffen, um die Idee weiterzuentwickeln und um zu löten und zu programmieren. „Das erforderliche Wissen geht dabei weit über den regulären Unterrichtsstoff hinaus“, so Fachlehrer Jörn Schneider, der die Schüler in ihrem Vorhaben unterstützte.
In diesem Jahr fand der niederrheinische Regionalwettbewerb erstmals in virtueller Form statt. Gemäß dem Motto „Lass Zukunft da“präsentieren die Schüler virtuell ihre Forschungsergebnisse. Anschließend gab es für die Fachjury noch Zeit für Rückfragen. Ende März dürfen die Jungforscher nochmals ihre Arbeit auf Landesebene präsentieren. Dort qualifizieren sich die Besten schließlich für das Bundesfinale im Mai.