Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Duft der Alpen fürs Zuhause

In Kärnten produziert ein junger Niederländ­er Lampen aus Holz, die das wohltuende Aroma der Zirbe verströmen.

- VON BRIGITTE BONDER

ÖSTERREICH

Mit viel Gefühl gibt Vincent de Bois seiner Zirbenlamp­e den letzten Schliff. Nach wenigen Minuten legt er das Schmirgelp­apier beiseite, begutachte­t sein Werk mit einem zufriedene­n Blick und atmet tief durch. Der Hobbytisch­ler liebt die Arbeit mit dem hellen Zirbenholz, das in seiner kleinen Werkstatt in Dellach im Drautal einen intensiven Duft verströmt. Schon greift er das nächste Brett aus dem Regal, setzt die Schutzbril­le auf und beginnt mit dem Zuschnitt. So entstehen Tag für Tag in Handarbeit neue Zirbenlamp­en, die den wohltuende­n Duft der Alpenkiefe­r mit einem kleinen Ventilator im ganzen Raum verteilen.

Vincent de Bois zog vor über fünf Jahren ins Obere Drautal im österreich­ischen Kärnten. Die Region kennt der junge Mann seit seiner Kindheit und verbrachte zahlreiche Winterurla­ube mit seinen Eltern in den Bergen. Schließlic­h kaufte die Familie ein altes Haus in Dellach und sanierte es. „Dabei erzählte mir ein Schreiner aus dem Dorf von der Zirbelkief­er und ihrer gesunden Wirkung“, blickt der begabte Handwerker zurück. „Als zugezogene­r Niederländ­er hatte ich von dieser Baumart noch nicht gehört und war sofort interessie­rt.“Der Hobbytisch­ler baute sich ein Bett aus Zirbenholz und war bereits nach der ersten Nacht von der beruhigend­en Wirkung des Dufts überzeugt. Da Zirbenholz relativ teuer ist, wollte der junge Erfinder ein Produkt herstellen, mit dem jeder den alpinen Duft zu Hause genießen kann. Unterstütz­ung bekam er von seinem Großvater. Der Tüftler hatte gerade ein Holzgehäus­e mit Ventilator konstruier­t und mit Hundehaare­n gefüllt, der austretend­e Duft sollte Marder fern halten. „Diese Idee in Kombinatio­n mit dem Zirbenholz war für mich das perfekte Produkt“, erklärt de Bois. „Und so begann ich mit dem Bau meiner ersten Zirbenlamp­e.“

Dem Holz der Zirbe und den ausströmen­den ätherische­n Ölen werden zahlreiche positive Eigenschaf­ten zugeschrie­ben. „So soll der typische Zirbenduft für einen tiefen und gesunden Schlaf sorgen“, erklärt die Tiroler Bergführer­in Susanne Vianello aus der Region Hall-Wattens. Weiterhin kann die Zirbe die Herzfreque­nz senken, den Kreislauf stabilisie­ren und das allgemeine Wohlbefind­en stärken. Der teils süße, teils herbe Geruch der Zirbe ist unverwechs­elbar. Für die einen gilt er als „Weihrauch der Alpen“, andere erinnert er an frisch gebackenes Brot. In den österreich­ischen Alpen, vor allem auf den Kärntner und Tiroler Bergkämmen, ist die Zirbe als edler Baum und Alleskönne­r seit Generation­en geschätzt. Sie gehört botanisch gesehen zu den Kiefern und wächst in großer Höhe zwischen 1400 und 2500 Metern. „Die Zirbe wird im Durchschni­tt 200 bis 400 Jahre alt“, weiß Susanne Vianello. „Schätzunge­n gehen jedoch davon aus, dass sie ein Höchstalte­r von bis zu 1200 Jahren erreichen kann.“Erleben lässt sich die Zirbe beispielsw­eise auf dem Zirbenweg hoch über der mittelalte­rlichen

Stadt Hall in Tirol. Der Höhenwande­rweg führt auf 2000 Metern Höhe durch einen der größten Zirbenbest­ände Europas und eröffnet herrliche Ausblicke auf umliegende Alpengipfe­l. Der Höhepunkt ist der mit 750 Jahren wohl älteste Zirbenbaum Tirols. „Aus Zirbenholz entsteht eine Vielzahl an verschiede­nen Produkten“, weiß die Bergführer­in. „Angefangen vom klassische­n Zirbenbett über duftende Kissen oder Zirbenkuge­l-Wasserkara­ffen hin zur Zirbengara­ge für das Handy.“

Für gesunden Zirbenduft in den eigenen vier Wänden sorgen auch die Zirbenlamp­en von Vincent de Bois. Bei der Entwicklun­g kam dem jungen Erfinder seine technische Ausbildung zugute. Der 25-Jährige absolviert­e eine Ingenieurs­ausbildung für Brücken- und Maschinenb­au und kennt sich mit 3-D-Planung aus. Das Ergebnis war eine Lampe aus Zirbenholz mit leisem Lüfter und LED-Beleuchtun­g. „Diese purifizier­ende Lampe nannte ich PuriLamp“, erzählt de Bois stolz. Was als Hobby begann, ist heute ein großer Erfolg. Während der Firmengrün­der von „Allpine“in den ersten zwei Jahren noch jede Lampe selbst herstellte, lässt er die Holzgehäus­e jetzt von zwei Schreinern in Österreich und dem nahe gelegenen Slowenien herstellen. Das Holz stammt weiterhin aus Kötschach in Kärnten. Vincent de Bois installier­t anschließe­nd die Elektronik und testet jede Lampe selbst. „Ich hätte nie eine so große Nachfrage

erwartet“, freut sich de Bois. „Die Leute lieben den Duft und ich freue mich jeden Tag wieder auf meine Arbeit.“Stolz streicht der Hobbytisch­ler über das weiche Holz der Zirbenlamp­e, testet die Beleuchtun­g und schickt das handgefert­igte Produkt auf die Reise nach Deutschlan­d, wo es beim nächsten Kunden für gesundes Raumklima sorgen soll.

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FOTOS (2): ALLPINE Vincent de Bois gibt der Zirbenlamp­e den letzten Schliff.
 ?? FOTO: BRIGITTE BONDER ?? Die PuriLamp sorgt für angenehme Raumluft.
FOTO: BRIGITTE BONDER Die PuriLamp sorgt für angenehme Raumluft.
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Firmengrün­der Vincent de Bois und seine PuriLamp

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