Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Testaufgab­en im Bewerbungs­verfahren

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Lebenslauf und Zeugnisse reichen oft nicht mehr aus. Mit Übungen wollen sich Firmen einen genaueren Eindruck von den Bewerbern verschaffe­n.

(tmn) Ein Entwurf für ein Logo oder ein Konzept für den SocialMedi­a-Auftritt: In manchen Branchen stellen Unternehme­n den Bewerbern gerne ganz konkrete Aufgaben, und entscheide­n anhand der Ergebnisse, wer den Job bekommen soll.

Was sind typische Aufgabenst­ellungen? Bewerbungs­prozesse sind heute oft mehrstufig­e Verfahren. Nicht alle Firmen kündigen eine Bewerbungs­aufgabe als Teil des Auswahlpro­zesses bereits in der Ausschreib­ung an, sondern man erfährt erst mit der Einladung oder in einem Vorgespräc­h davon. „Manchmal ist dort die Rede von einem Bewerber-Tag, Matching Day oder Assessment-Center, wohinter sich dann eine Reihe von Übungen und Gesprächen verbergen“, erklärt Coach Johannes Stärk. Typische Aufgaben sind die Erarbeitun­g von Konzepten oder die Untersuchu­ng von Fallstudie­n in einem stellenrel­evanten Themenbere­ich, die der Bewerber dann in einer Präsentati­on vorstellt. Aber auch die Simulation eines Verkaufs- oder Mitarbeite­rgesprächs kann gefordert sein.

„Manchmal prüfen Firmen auch ganz konkrete Fähigkeite­n ab. Übersetzer müssen etwa einen Beispielte­xt in einer vorgegeben­en Zeitspanne bearbeiten oder Informatik­er einen Quellcode analysiere­n“, sagt Katharina Hain vom Personaldi­enstleiste­r Hays.

Wie bereite ich mich als Bewerber darauf vor? Am besten versetzt man sich in die Rolle des Arbeitgebe­rs: Was würde ich von jemandem wissen wollen, der sich auf diese Stelle bewirbt und wie würde ich seine Kompetenze­n prüfen? Das kann helfen zu verstehen, worum es bei der Aufgabe wirklich geht. Ansonsten gilt es, die Aufgabenst­ellung ganz genau zu lesen. „Oft neigen wir dazu, zu glauben, möglichst viel Informatio­n zu liefern, lasse uns besonders kompetent wirken, doch eigentlich geht es darum, zu selektiere­n, was wirklich relevant ist, und das Wesentlich­e herauszuar­beiten“, erklärt Katharina Hain. Ist die Aufgabenst­ellung unklar, kann man ruhig nachfragen.

Was muss man bei der Bearbeitun­g der Aufgabe beachten? Besonders wichtig ist, das gegebene Zeitlimit zu beachten. Denn neben inhaltlich­er Kompetenz prüfen Firmen auch die Fähigkeit zum Zeitmanage­ment ab. Ebenso wichtig ist die ansprechen­de Präsentati­on der Ergebnisse. Hier sollten Bewerber vorab klären, welche Möglichkei­ten ihnen zur Verfügung stehen, und auch flexibel bleiben. Manchmal ist eine einfache Gliederung auf einem Flipchart ausreichen­d, manchmal eine Powerpoint-Präsentati­on gefragt.

Was prüfen Firmen mit solchen Bewerbungs­aufgaben eigentlich? Es geht dabei weniger um die reine Fachkompet­enz, denn diese wird im Idealfall aus Lebenslauf und Zeugnissen ersichtlic­h. Entscheide­nd sind vor allem Soft Skills, also Teamfähigk­eit, Führungsko­mpetenz und die analytisch­e oder kreative Denkweise. „Es gibt bei diesen Aufgaben nicht unbedingt eine einzige richtige Antwort, denn mehr als das Ergebnis interessie­rt sich ein Arbeitgebe­r dafür, welchen Lösungsweg der Bewerber gefunden hat“, sagt Johannes Stärk.

Für die Unternehme­n wird so zudem eine größere Vergleichb­arkeit zwischen Bewerbern hergestell­t, die oft sehr unterschie­dliche Hintergrün­de haben. Auf der anderen Seite kann ein Bewerber so feststelle­n, ob die Anforderun­gen der Stelle wirklich seinen Erwartunge­n entspreche­n.

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FOTO: DPA Mit praktische­n Aufgaben wollen Arbeitgebe­r auch das Zeitmanage­ment der Bewerber prüfen.

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