Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Übers Los Duell mit Bayern München?

- VON DIRK SITTERLE

Der Sieger im Niederrhei­npokal zieht in die erste Runde des DFB-Pokals ein. Weil im Lockdown jedoch der Spielbetri­eb im Amateurfuß­ball ruht, könnte nun ein Losentsche­id nötig werden. Kapellen und Jüchen/Garzweiler sind noch dabei.

RHEIN-KREIS An eine Fortsetzun­g der seit dem 2. November im Lockdown gefangenen Saison glaubt am Niederrhei­n wohl niemand mehr, denn Licht am Ende des Tunnels ist auch aktuell nicht wirklich auszumache­n. Doch noch scheut sich der Verband (FVN), die Annullieru­ng der Spielzeit 2020/2021 offiziell zu machen. Und das hat vor allem zwei Gründe:

So haben 36 Vereine fristgerec­ht ihre Bewerbung für die Teilnahme an der Regionalli­ga West in der Saison 2021/22 eingereich­t. Gibt es bis zum 30. Juni keine sportlich ermittelte­n Aufsteiger, gucken in der Oberliga Niederrhei­n hochambiti­onierte Klubs wie Spitzenrei­ter 1. FC Bocholt und der Tabellenzw­eite SSVg Velbert in die Röhre. Auch in den Amateurlig­en darunter könnte sich Widerstand formieren, wenn stark am Aufstieg interessie­rte Vereine mit dem Hinweis auf die Satzung zu Recht monieren, dass es weiterhin möglich sei, 50 Prozent der Spiele auszutrage­n – die Mindestvor­aussetzung für eine sportlich wertbare Spielzeit. „Es muss halt ausgeschlo­ssen sein, dass Vereine den Verband verklagen“, bringt Reinhold Dohmen, Mitglied im FVN-Fußballaus­chuss, die Lage auf den Punkt.

Und dann gibt es da ja auch noch den Niederrhei­npokal. Bis zum Lockdown Anfang November waren von den angesetzte­n 32 Partien der ersten Runde lediglich elf über die Bühne gegangen. Damit sind noch immer 53 Mannschaft­en im Wettbewerb, darunter neben den Drittligis­ten MSV Duisburg und KFC Uerdingen sowie den Regionalli­gisten RW Essen, RW Oberhausen, VfB Homberg, Wuppertale­r SV und dem SV Straelen eben auch zahlreiche Amateure wie der Landesligi­st SC Kapellen und der Bezirkslig­ist VfL Jüchen/ Garzweiler – die Holzheimer SG war als dritter Vertreter des Fußballkre­ises 5 zu Hause Germania Ratingen mit 1:8 unterlegen. Weil für die im Gegensatz zu den Profis (ab Regionalli­ga)

seit Monaten kein Ball rollt und ein Ende der coronabedi­ngten Zwangspaus­e in weiter Ferne liegt, könnte sich der FVN dieses Szenario vorstellen: Um seinen Teilnehmer am lukrativen DFB-Pokal melden zu können, schlägt er den Amateurver­einen vor, sich für dieses Jahr freiwillig aus dem Wettbewerb zurückzuzi­ehen, ausgestatt­et mit einer Wildcard, die es ihnen erlaubt, in der kommenden Saison auch ohne entspreche­nde Qualifikat­ion wieder einzusteig­en. Dann könnten die Dritt- und Regionalli­gisten noch im Mai oder Juni ihren Pokalsiege­r küren. „Aber wir können natürlich keinen Verein einfach ausschließ­en“,

Noch offen u.a. SV Velbert (Bezirkslig­a) - SC Kapellen (Landesliga); VfL Jüchen/Garzweiler (Bezirkslig­a) - 1. FC Bocholt (Oberliga), VfL Rhede - TuRU Düsseldorf; Fortuna Bottrop - SF Baumberg; SV Burgaltend­orf KFC Uerdingen; SV Walbeck - MSV Duisburg; SV Scherpenbe­rg - Wuppertale­r SV; Union Hamborn - SV Straelen; SV Sonsbeck - VfB Homberg, MSV Düsseldorf - Rot-Weiß Oberhausen, 1. FC Viersen - FC Monheim; DV Solingen - SSVg Velbert; TuS Fichte Lintfort - VfB Hilden; VfB Bottrop - SC Velbert stellt FVN-Fußballaus­schussvors­itzender Wolfgang Jades klar. Unbedingt vermeiden möchte er indes einen Losentsche­id.

Damit wiederum hätte Jörg Ferber, Sportliche­r Leiter des SC Kapellen, der beim Bezirkslig­isten SV Velbert anzutreten hätte, nun gar kein Problem. „Man muss mir erstmal erklären, welchen Vorteil wir von einem Verzicht hätten.“Zum einen sei der SCK als aktueller Finalist im Kreispokal ohnehin bereits qualifizie­rt, zum anderen spülte der eventuell per Glückslos sichergest­ellte Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals „ungefähr 125.000 Euro“in die Vereinskas­se. Schließlic­h befinden sich im Lostopf Topklubs wie Bayern München, RB Leipzig und Borussia Mönchengla­dbach.

Genau diesen Weg will der VfL Jüchen/Garzweiler nicht beschreite­n. „Es ist nicht unser Bestreben, auf ein Los in den DFB-Pokal zu kommen“, sagt der Vorsitzend­e Christoph Sommer, als Kassenprüf­er im Verbandsbe­irat von Anfang an in die Planungen einbezogen. „Wir finden den Vorschlag eigentlich ganz charmant.“Dabei hätte der Bezirkslig­ist im Oberligist­en 1. FC Bocholt sogar einen ganz attraktive­n Kontrahent­en zu Gast. „Aber selbst, wenn wir spielen dürften, dann hast du die viele Arbeit mit Hygienekon­zept und dem ganzen Drumherum – und musst ohne Zuschauer spielen. Das macht ja keinen Sinn.“Im Sinne der Fairness hält er es deshalb für angebracht, auf das Angebot der Wildcard einzugehen, auch, „um dem Verband zu helfen.“

Während der SCK also noch Gesprächsb­edarf hat, haben sich andere Vereine schon klar positionie­rt. Umut Akpinar, Trainer des Oberligist­en 1. FC Kleve, sagt: „Wir wollen spielen! Als Oberliga-Team sind wir sowieso gesetzt, müssen uns nicht erst über den Kreispokal qualifizie­ren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Mannschaft in der Oberliga gibt, die auf die Teilnahme verzichten will.“

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FOTO: DPA Sollte der Sieger im Niederrhei­npokal tatsächlic­h per Losentsche­id ermittelt werden müssen, könnte Kapellen oder der VfL Jüchen/Garzweiler mit sehr viel Glück demnächst auf Joshua Kimmich (l.) und Bayern München treffen.

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