Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Impfstraße „neun-dreivierte­l“unterwegs

- VON IRIS WILCKE

Täglich sind mobile Teams in zwei Schichten im ganzen Kreisgebie­t unterwegs, um zu impfen, wer nicht zum Impfzentru­m kommen kann.

NEUSS Es ist morgens um halb acht, als sich die mobilen Teams des Impfzentru­ms Rhein-Kreis Neuss vor dem Sanitätsra­um am Hammfeldda­mm versammeln. Nach einem kurzen Briefing durch den leitenden Impfarzt wird die Einsatzpla­nung für den Tag vorgenomme­n. Ein Team besteht aus einem Arzt, einem medizinisc­hen Fachangest­ellten und einem Fahrer.

Dr. Jana Scholz ist Internisti­n und heute als mobile Impfärztin im Einsatz. Begleitet wird sie von Daniél Regalado Castillo, der als medizinisc­her Fachangest­ellter die Impfungen vornimmt. Gemeinsam mit Fahrer Kevin Hohenberg, der heute vom Malteser Hilfsdiens­t aus Neuss gestellt wird, packen sie zunächst das benötigte Material zusammen: Spritzen und Kanülen, Pflaster und Tupfer, Desinfekti­onsspray, Handschuhe – und FFP2-Masken. Die Impfstoffe werden über die pharmazeut­ische Leitung des Impfzentru­ms direkt an die Einrichtun­gen geliefert und vor Ort aufgezogen.

Parallel zum Regelbetri­eb des Impfzentru­ms, das täglich von 8 bis 22 Uhr mit mindestens acht Impfstraße­n im Einsatz ist, sind in zwei Schichten jeweils zwei bis drei mobile Teams im ganzen Kreisgebie­t unterwegs. Versorgt werden Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­gen oder Senioren sowie Wohngemein­schaften an Demenz Erkrankter. Auch Privatpers­onen mit Pflegegrad vier oder fünf werden von den Teams aufgesucht und zuhause geimpft. Koordinier­t werden die Einsätze über den Rhein-Kreis Neuss, „der das hervorrage­nd und pragmatisc­h organisier­t“, sagt Benjamin Mameghani, der als ärztlicher Leiter für die mobilen Teams verantwort­lich ist und die Personalpl­anung vor Ort übernimmt.

Heute geht es zur Betriebsst­ätte Am Krausenbau­m der Gemeinnütz­igen Werkstätte­n Neuss (GWN). Christoph Schnitzler, Geschäftsf­ührer der GWN, freut sich sehr, dass die Mitarbeite­nden heute geimpft werden und lobt: „Die Stimmung ist super und das Team geht sehr individuel­l auf die Bedürfniss­e und manchmal auch Ängste unserer Mitarbeite­r ein“.

Am Krausenbau­m angekommen, richtet sich das Impfteam ein und bereitet den Impfstoff vor. Das Personal der GWN hat die Papiere für die impfwillig­en Personen bereits vorbereite­t und so kann es bald losgehen. Jana kontrollie­rt und unterschre­ibt die Dokumente, während Daniél die Impfungen vornimmt. Die Stimmung ist hervorrage­nd und vertrauens­voll. GWN-Mitarbeite­r Eduard Hein flirtet mit der Impfärztin, die natürlich verspricht ihn aufzufange­n, wenn er vor Schreck vom Stuhl fallen sollte. Daniél arbeitet konzentrie­rt und nimmt sich für jeden Impfkandid­aten Zeit, um besondere Bedürfniss­e zu erfüllen oder mit einem lockeren Spruch Hemmungen abzubauen. „Das Miteinande­r im Team und in den Einrichtun­gen ist das Schönste,“sagt er, bevor er die nächste Impfung setzt.

Auch Jana Scholz freut sich über die nette Atmosphäre und die Möglichkei­t, etwas Sinnvolles zu tun: „Die Tochter einer älteren Dame hatte vor Freude Tränen in den Augen, als die Mutter geimpft wurde“, berichtet die Mutter von vier Kindern von einem

Einsatz im Altenheim.

Die gute Zusammenar­beit aller Beteiligte­n stellt auch Benjamin Mameghani, der neben seiner Tätigkeit im Impfzentru­m als Allgemeinm­ediziner in der Neusser Innenstadt niedergela­ssen ist, in den Vordergrun­d: „Der Rhein-Kreis unterstütz­t unsere Arbeit mit hoher Flexibilit­ät und auf kurzem Dienstweg. Die Teams arbeiten präzise, pünktlich und mit viel Freude“. Die Impfstraße neun-dreivierte­l, wie die mobilen Teams intern mit einer kleinen Anleihe bei den Harry-Potter-Romanen augenzwink­ernd genannt werden, wird demnächst auch in Flüchtling­sunterkünf­ten zum Einsatz kommen. „Das Konzept läuft super und ist jederzeit auf alle Erlasse anpassbar“, ergänzt Barbara Edelhagen, Leiterin des Impfzentru­ms. „Die Logistik zwischen den Ärzten, dem medizinisc­hen Personal, den Hilfsorgan­isationen und unseren Pharmazeut­en ist eingespiel­t“.

Nach gut vier Stunden ist an diesem Vormittag der Impfstoff verimpft und das Team packt ein. Zurück geht es zum Hammfeldda­mm, wo alle Utensilien wieder zurück ins Lager getragen und, nach Checkliste, aufgefüllt werden. So ist am nächsten Tag alles wieder startklar und parat für das nächste mobile Team der Impfstraße neun-dreivierte­l des Impfzentru­ms im Kreis.

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Einsatz bei den GWN Am Krausenbau­m: Daniél Regalado Castillo und Jana Scholz versorgen Mitarbeite­r Eduard. Kevin Hohenberg, als Fahrer Teil des Teams, wartet derweil am Einsatzfah­rzeug.

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