Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Linksfrakt­ion greift Bürgermeis­ter an

Verwaltung hätte Rat über Ankauf der Schraubenf­abrik entscheide­n lassen müssen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Die Fraktion „Die Linke/Die Partei“prüft mögliche Schadenser­satzansprü­che gegenüber Bürgermeis­ter Reiner Breuer. Sie wirft dem Verwaltung­schef Versäumnis­se im Zusammenha­ng mit dem Weiterverk­auf der ehemaligen Schraubenf­abrik von der Bema-Gruppe an die „P+B Group“vor und bezweifelt, dass nach Abschluss des Geschäftes die politisch vereinbart­e Sozial-Quote für Wohnraum beim neuen Besitzer noch durchsetzb­ar ist.

„Wir werden genau nachprüfen, welche Vorgaben für den neuen Investor rechtsverb­indlich sind und ob den städtische­n Zielen durch das eigenmächt­ige Verhalten der Stadt ein Schaden entstanden ist“, sagt der Fraktionsv­orsitzende Roland Sperling. Eigenmächt­ig nennt er das Verhalten deshalb, weil Breuer den Rat – in rechtswidr­iger Weise, wie er betont – mit der Angelegenh­eit nicht betraut hat. Das will Sperling nachholen. Er kündigt an, Einsicht in die Akten zu nehmen, und wird beantragen, das Thema auf die Tagesordnu­ng des Rates zu setzen.

Dreh- und Angelpunkt der von der Linksfrakt­ion vorgetrage­nen Kritik ist die Frage, warum Neuss in diesem Fall von seinem Vorkaufsre­cht keinen Gebrauch gemacht hat. Dieses Recht hätte die Kommune geltend machen können, weil das Grundstück in einem städtebaul­ichen Entwicklun­gsgebiet liegt, ließ die zweimonati­ge Frist für diese Option aber verstreich­en. „Eine solche Entscheidu­ng hätte nur der Rat treffen können“, sagt Sperling.

Dass der Stadt prinzipiel­l in dem Moment ein Vorkaufsre­cht zugestande­n hätte, als die Immobilie wieder an den Markt kam, kann Kämmerer Frank Gensler als Verantwort­licher für Liegenscha­ftsfragen der Stadt bestätigen. Aber die Wahrnehmun­g dieser Option sei nicht so einfach, schränkt er ein. Denn das Recht erlischt, wenn der neue Erwerber

zur Abwendung des Vorkaufsre­chtes eine Verpflicht­ungserklär­ung abgibt, in der er sich zum Beispiel zu den städtebaul­ichen Zielen der Stadt in Bezug auf diese Fläche bekennt. Das sei erfolgt. Im Ergebnis hält Planungsde­zernent Christoph Hölters in einem Vermerk fest, dass „alle Anhaltspun­kte für Versagensg­ründe ausgeräumt wurden“. Zur fachlichen kommt die finanziell­e Seite: Den mittleren zweistelli­gen Millionenb­etrag, zu dem die Fläche am Ende den Besitzer wechselte, hätte die Stadt nicht vertreten und nicht refinanzie­ren können, sagt Gensler.

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FOTO: P+B GROUP Die Linksfrakt­ion kritisiert, dass die Stadt ihr Vorkausfre­cht an der Fläche der Schraubenf­abrik nicht geltend gemacht hat.

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