Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Pestizide und Kunstdünger sind tabu
Auf den Parzellen des Kleingärtnervereins Korschenbroich bauen die Besitzer ihr eigenes Obst und Gemüse an.
KORSCHENBROICH Als der Kleingärtnerverein Korschenbroich im Herbst 1947 gegründet wurde, dienten die Gartenparzellen ausschließlich dem Anbau von Obst und Gemüse zur Selbstversorgung. Zu Beginn der 1960er-Jahre rückte der Erholungswert kurz in den Mittelpunkt. Zwar lädt das idyllisch gelegene Gelände auch heute noch dazu ein, die Seele baumeln zu lassen. Aber längst geht es wieder – wie in den Anfängen – verstärkt um den Anbau von Obst und Gemüse.
Der ökologische Anbau belohnt die Pächter mit Lebensmitteln, die nie mit Pestiziden in Berührung gekommen sind und die sich durch ihren einzigartigen Geschmack auszeichnen. Dennoch ist es nie mehr so geworden wie einst: In den Anfängen sollten die in der Regel rund 400 Quadratmeter großen Gartenparzellen vor allem aus Gründen der finanziellen Entlastung zur Selbstversorgung beitragen. Heute geht es um etwas anderes: Die Menschen legen immer größeren Wert auf hochwertige Lebensmittel. Wer Obst und Gemüse selber anbaut, weiß am besten, was er hinterher erntet.
Birgit Ferch (62), Vorsitzende des Kleingärtnervereins, weiß aus eigener Erfahrung, dass sich das Gärtnern lohnt: „Ich kann keine gekauften Paprika essen – mit der Paprika aus dem eigenen Garten habe ich dagegen keine Probleme.“In der Kleingartenanlage an der Donatusstraße achtet nicht zuletzt die Stadt, der das Kleingartenareal gehört, darauf, dass hohe Umweltstandards eingehalten werden. „Hier werden keine Pestizide eingesetzt“, erklärt die Vorsitzende. Auch Kunstdünger ist tabu.
Viele der Pächter nutzen stattdessen Pferde- oder Kuhmist oder mischen selbst hergestellten Kompost unter den Mutterboden. Worüber sich Birgit Ferch freut: „Kleine Obstwiesen sind auf unserem Gelände im Kommen mit Himbeer-, Johannisbeer- und Stachelbeersträuchern
sowie mit Säulen- oder Spalierobst.“Davon fühlen sich unter anderem Bienen und Schmetterlinge angezogen.
Mit Rolf Dörr hat der Kleingärtnerverein sogar seinen eigenen Imker. Er ist fast von Anfang an dabei und sein biologischer Anbau ist beispielhaft: Männer wie Claus von Kannen geben Impulse für andere Pächter. Junge Familien sind wieder verstärkt an einer Gartenparzelle interessiert. Dabei gehen sie nicht so vor wie ihre Eltern oder Großeltern: Zwar bauen auch sie Kartoffeln, Weißkohl, Tomaten, Bohnen, Gurken und andere Klassiker an. Aber auch moderne Sorten wie Zucchini, Auberginen, Melonen und Rucola werden seit einiger Zeit in der Kleingärtneranlage angebaut und geerntet.
Auf der anderen Seite haben auch junge Leute Traditionelles wiederentdeckt wie Quitten oder heimische Apfelsorten wie der Berlepsch, der aus dem Düsseldorfer Raum stammt. Damit die Liebe zum nachhaltigen Gärtnern schon früh in den Köpfen der Menschen verankert wird, hat der Kleingärtnerverein sich etwas einfallen lassen: Seit 2019 gibt es das Projekt „Hochbeete für Kinder“. Am Spielplatz wurden drei Hochbeete errichtet. Die Patenschaften für jeweils ein Hochbeet haben die Kindertagesstätte Pesch, das Familienzentrum Am Sportplatz sowie der Waldkindergarten übernommen. Die Kids pflanzen, pflegen und ernten und Birgit Ferch beobachtet, dass sie dies mit Begeisterung machen.
Der Klimawandel ist längst auf dem Kleingartengelände angekommen. Viele Brunnen sind versandet, weil durch die heißen Sommer der Grundwasserspiegel gesunken ist. Deshalb wird zunehmend das Regenwasser von den Dächern der Hütten in großen Behältern aufgefangen und zur Bewässerung genutzt. Übrigens: So groß die Ambition auch ist, geschmackvolle und gesunde Lebensmittel zu ernten, der Erholung dienen die Kleingärten immer noch.