Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Interner Streit blockiert Seniorenbeirat
Im September ist der neue Seniorenbeirat gewählt worden. Schon jetzt sind zwei Mitglieder zurückgetreten, darunter der Vorsitzende Manfred Schmidt. Aus dem Kreis der verbliebenen Mitglieder wird ein neuer Vorsitzender gewählt.
KAARST „Ich trete vom Amt des Schriftführers zurück“, hatte Peter Pauwels in der Sitzung des Seniorenbeirats erklärt. Zugleich entschuldigte der stellvertretende Vorsitzende Jürgen Garbang den Vorsitzenden Manfred Schmidt: „Er hat sich bis Ende Mai eine Auszeit genommen.“Spätestens nach diesen Statements war klar, dass in dem Gremium „dicke Luft“herrscht. Pauwels und Schmidt haben jetzt ihren Rücktritt erklärt. Es ist nicht das erste Mal, dass es Zoff innerhalb dieses Gremiums gibt. Erst 2018 waren sechs der acht Mitglieder ausgetreten. Der Grund damals: unüberbrückbare Differenzen.
Manfred Schmidt begründet seine Entscheidung: „Aufgrund von Streitereien und mangelnder Wertschätzung meiner Tätigkeit als Vorsitzender habe ich mein Mandat im Seniorenbeirat an unsere Bürgermeisterin zurückgegeben.“Ohne Namen zu nennen, verriet er: „Die Querschüsse sind ausschließlich aus dem Ortsteil Büttgen gekommen.“Schmidt betont, dass er im September letzten Jahres mit den mit Abstand meisten Stimmen in den Seniorenbeirat gewählt wurde. Und er gibt zu, dass ihm die Entscheidung schwergefallen sei: „Gerne hatte ich dieses Amt ausgeführt und ich hatte mir für die nächsten fünf Jahre viel vorgenommen.“Peter Pauwels begründete seinen Rücktritt so: „Es sind ein paar Dinge abgelaufen, die mich gestört haben, es wurde kein vernünftiger Umgang gepflegt.“Was er beklagt: „Ein vernünftiges Gespräch sollte in unserem Alter eigentlich möglich sein.“War es aber offenbar nicht. Und: „Ich fühlte mich nicht ernstgenommen.“Mit dem Vorsitzenden Manfred Schmidt sei Pauwels immer gut klargekommen. Deshalb habe für ihn auch festgestanden, dass er nicht länger im Seniorenbeirat bleiben würde, wenn der Vorsitzende seinen Hut nähme.
Im Zusammenhang mit der Kritik fiel nicht der Name des stellvertretenden Vorsitzenden, sondern ein anderer: Hans-Peter Kallen. Der 64-Jährige zeigt sich erstaunt. „Ich weiß, dass der Vorsitzende den Seniorenbeirat verlassen wollte, dass er schwankte, aber dass er seinen Rücktritt jetzt erklärt hat, ist mir neu, das muss ich erstmal verdauen.“ Ja, es habe Meinungsverschiedenheiten gegeben, so wie es sie in den besten Ehen gäbe. Die Stimmung im Seniorenbeirat beschreibt Kallen so: „Eigentlich ist sie gut, wir haben sehr konstruktiv gearbeitet.“
Bürgermeisterin Ursula Baum bedauert den Rücktritt von Manfred Schmidt und hofft, dass sich zeitnah ein Nachfolger findet. „Der Arbeitsauftrag dieses Gremiums ist es, wichtige Impulse als Interessenvertretung der älteren Mitbürger zu liefern. Ich würde mir daher wünschen, dass sich der Seniorenbeirat wieder zeitnah mit den Anliegen der Kaarster Senioren beschäftigt“, erklärt Baum auf Nachfrage. Kommissarisch wird nun Jürgen Garbang das Gremium leiten, zumindest bis zur nächsten Sitzung im Juni. Dann wird aus den verbliebenen sieben Mitgliedern ein neuer Vorsitzender gewählt. Über den Rücktritt Schmidts war Garbang am Ende nicht mehr überrascht. Bereits während seiner dreimonatigen Auszeit habe er anklingen lassen, dass er als Vorsitzender abtreten wolle. Dabei hatte Garbang seinem Weggefährten stets geraten, die Auszeit auch zu nutzen. „Er konnte einfach nicht loslassen, ihm lag der Seniorenbeirat sehr am Herzen.“