Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kunstcafé Einblick ist nur im „Ruhemodus“

Brigitte Albrecht freut sich über viele Nachrichte­n. „Die Kaarster haben uns nicht vergessen“, sagt sie.

- VON ELISABETH KELDENICH

KAARST Brigitte Albrecht, ehrenamtli­che Geschäftsf­ührerin des Kunstcafés Einblick, gibt sich trotz der Corona-Pandemie im Gespräch mit unserer Redaktion selbstbewu­sst: „Wir sind nur im Ruhemodus, denn wir sind immer noch da“, sagt sie. Wie alle Gaststätte­n ist auch das Kunstcafé seit Anfang November geschlosse­n. Das einzigarti­ge Café, das als Inklusions­betrieb Menschen mit und ohne Behinderun­gen Arbeitsplä­tze bietet, verfügt (noch) über eine stabile finanziell­e Existenz: „Wir haben den Betrieb komplett herunterge­fahren und müssen nur die Miete aufbringen, die durch Fördergeld­er gedeckt ist“, erklärt Albrecht. Die Gehälter der Mitarbeite­r sind durch Kurzarbeit abgesicher­t. Es kommen immer noch Spendengel­der herein, auf die das Kunstcafé angewiesen ist. Die „Ruhezeit“wurde zur umfassende­n Renovierun­g genutzt. Zudem erhält Albrecht viele Aufträge für ihre beliebten Motivtorte­n

und ermunternd­e Nachfragen sind gut für die Seele: „Die Kaarster haben uns nicht vergessen“, freut sich die 70-jährige Albrecht. 16 Jahre Aufbauarbe­it in Sachen Inklusion hat ihre positiven Spuren hinterlass­en. Das Kunstcafé wird im Falle einer kompletten Öffnung der Gastronomi­e wieder einsteigen. Sollte sie sich um ein weiteres Jahr verzögern, ist die Zukunft des Cafés fraglich, so Albrecht.

Viel mehr Sorgen bereiten ihr die im Kunstcafé beschäftig­ten Menschen mit Behinderun­gen – ihnen fehlt nun die komplette Tagesstruk­tur. Auch alle gemeinsam durchgefüh­rten Freizeitak­tivitäten sind nicht möglich. Dazu gehören Malen, Chorsingen und die allseits beliebte jährliche Segeltörn, deren Durchführu­ng fraglich ist. Von Albrecht in der Vorweihnac­htszeit organisier­te Aktivitäte­n wie Plätzchenb­acken als

„arbeitsbeg­leitende Maßnahmen“mussten nach positiv auf das Coronaviru­s getesteten Teilnehmer­n abgebroche­n werden. Da die meisten Mitarbeite­r mit Behinderun­gen nicht in einer Werkstatt oder Wohneinric­htung leben, warten sie auf ihre Impfungen.

Brigitte Albrecht hält telefonisc­hen Kontakt mit ihren Schützling­en und versucht, über soziale Medien Aufmerksam­keit zu erreichen: „Behinderte Menschen versinken sonst in Unsichtbar­keit“, so ihre Befürchtun­g. Die Öffentlich­keit, die sie durch das Kunstcafé genießen, sei komplett weggebroch­en. Umso wichtiger ist es Albrecht, dass die Impfungen voranschre­iten und sich alle Geimpften später in kleinen Gruppen treffen können. Dann gelingt auch eine Wiederhers­tellung der Tagesstruk­tur bis zu möglichen Öffnung des Cafés. Brigitte Albrecht verströmt Zuversicht und freut sich schon auf den Tag, an dem wieder Gäste im Café bewirtet werden können.

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ARCHIV: SALZBURG Das Plätzchenb­acken vor Weihnachte­n war eine der letzten gemeinsame­n Aktionen der Mitarbeite­r des Kunstcafés Einblick.

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