Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dormagen hat eine „Klagemauer“

Auf Zetteln können Besucher der Kirchen ihre Sorgen und Wünsche aufschreib­en.

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DORMAGEN (mcv) In den sechs katholisch­en Gemeinden von Dormagen-Nord gibt es im Moment eine Klagemauer – zumindest in jeder Kirche ein Stück davon. Hildegard Ziemons aus der Pfarrbrief-Redaktion hat sie am Palmsonnta­g dort aufgestell­t. Es sind jeweils drei aufeinande­rgestapelt­e Kartons der gleichen Größe, die sie mit Klebeband zusammenge­klebt hat, um dann mit einem schwarzen Edding die Umrisse von Mauerstein­en darauf zu malen. Dann hat sie Stifte und Zettel für die Besucher dazugelegt. „Damit die Leute auch gleich aktiv werden können“, sagt Hildegard Ziemons.

Die Klagemauer soll ein Versuch sein, mit den Gemeindemi­tgliedern in einen Austausch über ihre momentanen Gedanken zu treten. Gottesdien­ste mit viel Abstand und Maske, stille Feiertage, verschoben­e Familienfe­ste, dazu der Missbrauch­sskandal in der katholisch­en Kirche: Die Redaktion des Pfarrbrief­s möchte die Menschen dazu einladen, alles, was sie derzeit bewegt, wie an der echten Klagemauer in Jerusalem als „Klage“zu hinterlass­en. Gedanken, Hoffnungen, Kritik, Sorgen – alle kann auf einen der Zettel aufgeschri­eben und dann in die Kartons eingeworfe­n werden. Auch Fürbitten und Gebete sind möglich. Wer lieber eine Mail schreiben möchte, anstatt die Kirche zu besuchen, kann alternativ auch unter pfarrbrief.netzwerk@ gmx.de eine Nachricht an den Pfarrbrief senden.

Noch bis Anfang Mai sollen die bemalten Kartons in den sechs Kirchengem­einden stehenblei­ben. Dann sollen sie zu einer großen Klagemauer zusammenge­setzt werden. In einem gemeinsame­n Gottesdien­st in St. Pankratius – der voraussich­tlich am 27. Mai um 19 Uhr stattfinde­t – soll der Inhalt der Kartons dann thematisie­rt werden. Was macht den Gemeindemi­tgliedern Angst? Was vermissen sie? Welche Ändnerunge­n wünschen sie sich?

Die Zettel werden dabei ausschließ­lich anonym verwendet, die Fürbitten und Gebete sollen in den Gottesdien­st eingebunde­n werden. „Wie all das genau ablaufen wird, das entscheide­n wir, wenn wir ungefähr wissen, was die Menschen geschriebe­n haben. Ich hoffe, dass wir gemeinsam ins Gespräch kommen“, sagt Hildegard Ziemons.

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FOTO: ZIEMONS Die Kartons stehen in den Gemeinden von Dormagen-Nord.

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