Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Neue Kölsche Welle“für 2021 abgesagt
Die Absage der Veranstaltung aufgrund der Pandemie kommt wenig überraschend. Eine Enttäuschung für die Organisatoren bleibt sie aber trotzdem. Die Branche brauche dringend Hilfe.
MAREI VITTINGHOFF
DORMAGEN Der Facebook-Post vor einem Jahr klang noch optimistisch: „Heute wäre der Tag der Neuen Kölschen Welle in Dormagen gewesen. 25 Grad, herrlicher Sonnenschein. Es hat nicht sollen sein. Wir holen das nach, 2021 am Pfingstsonntag.“Schon im vergangenen Jahr musste die Veranstaltung von Marc Pesch und Dustin Thissen aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Die Hoffnung, dass es in diesem Jahr weitergehen könnte, die war noch da. Am 23. Mai sollte es soweit sein: Brings und Kasalla waren als Headliner angekündigt.
Am Montag, etwa elf Monate später, nun ein neuer Facebook-Post: „Die Neue Kölsche Welle kann in Dormagen auch 2021 nicht stattfinden.“Den Organisatoren bleibt auch in diesem Jahr nichts anderes übrig, als die Veranstaltung abzusagen. „Zum einen sehen die Signale, die jeden Tag aus der Politik kommen, nicht so aus, als ob in nur fünf Wochen wieder viele Menschen zusammenkommen könnten. Zum anderen haben sich auch die Anfragen gehäuft, wie es jetzt mit der Veranstaltung weitergeht. Der Kartenvorverkauf ist schließlich schon 2019 gestartet. Darum wollten wir jetzt einen klaren Schlussstrich ziehen und die Rückzahlungen für die Tickets einleiten“, sagt Marc Pesch. Weil alles bereits geplant gewesen sei, bedeute das für Pesch und seinen Partner: erhebliche Verluste im mittleren vierstelligen Bereich.
„Ein paar der Gäste haben aber zum Beispiel schon angekündigt, dass sie auf ihr Geld verzichten wollen. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Pesch. Weil er und Dustin Thissen schon lange im Geschäft seien und durch die Autokonzerte, die sie seit März 2020 veranstalten noch „ein vernünftiges Einkommen“hätten, stehe das Team finanziell zwar vergleichsweise immer noch gut da. Vor allem emotional sei die Situation aber mittlerweile belastend. Für Marc Pesch selbst, der nun seit mehr als einem Jahr seiner Arbeit nicht mehr richtig nachgehen könne. Aber auch für viele andere.
„Es geht so viel kaputt dadurch. Es sind ja nicht nur die Bands, die da dranhängen, sondern zum Beispiel auch die Techniker oder Caterer,“sagt Pesch.
Seiner Meinung nach lasse die Bundesregierung die Eventbranche schlicht und einfach hängen. Es gebe weder – wie in Großbritannien – einen festen Termin in Aussicht, ab wann Veranstaltungen wieder erlaubt sein könnten. Noch – wie in den Niederlanden – ein Modell, bei dem Veranstalter, die wieder Events ab Juli oder August planen, eine 80-prozentige Entschädigung bekommen, wenn die Events doch ausfallen müssen. „Das war in Deutschland auch mal angedacht. Seit einem halben Jahr haben wir dazu aber von Bundesfinanzminister Scholz nichts mehr gehört“, sagt Pesch. Ein Techniker, der im Jahr 2019 noch bei der „Neuen Kölschen Welle“im Einsatz gewesen sei, fahre mittlerweile für ein Restaurant die Mittagstische aus. Andere seien jetzt als Schaffner bei der Bahn oder im Garten- und Landschaftsbau tätig.
Da Marc Pesch und sein Partner nicht davon ausgehen, dass in absehbarer Zeit wieder Großveranstaltungen möglich sein werden, verzichten sie auf eine Verlegung auf einen neuen, konkreten Termin. Sollte die „Neue Kölsche Welle“zu Pfingsten 2022 wieder möglich sein, wollen sie das aber rechtzeitig bekanntgeben. „Wir haben auf jeden Fall die Absicht, wieder loszulegen, sobald es geht. Wir wollen mit unserer Veranstaltung schließlich auch einfach ein bisschen Lebensfreude schenken. Und die ist ja im Moment leider rar gesät“, sagt Marc Pesch.