Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Walter Giesen setzt auf Gefühle
Der Nettesheimer ist in vielen Belangen und Bereichen engagiert, mit besonderer Leidenschaft hält er Trauerreden und geht dabei auf die Menschen und deren Bedürfnisse ein.
ROMMERSKIRCHEN Hochzeits- und Trauerredner, Beschreiber der Lokalhistorie, Jobbeschaffer für Abgangsschüler – Walter Giesen engagiert sich intensiv für viele private und öffentliche Angelegenheiten. „Heimat + Historie NE-BU 962“nennt sich der heimatnahe Verein, der sich in Nettesheim der lokalen Belange angenommen hat, und Kathi Schmitz ist dessen Vorsitzende. Ihr Stellvertreter ist der gelernte Bankkaufmann Walter Giesen, und damit sind wir schon mitten im Thema.
Auch sein Herzensanliegen sind die Belange von Nettesheim. Vor allem, dass die erstmalige Erwähnung des Orts vor 825 corona-bedingt im Vorjahr nicht groß herausgestellt werden konnte, das bedauern die beiden Wortführer des sonst so agilen Vereins doch sehr.
Von Corona weniger tangiert ist auf den ersten Blick Walter Giesens zweite öffentlichkeitswirksame Tätigkeit. Er hält nämlich Grab- und Trauerreden, und bei deren Konzeption wird er kräftig unterstützt von seiner Frau Elisabeth. Sie berät, wenn es um Formulierungen bei der Würdigung von Verstorbenen geht. „Man soll die Menschen doch wiedererkennen“, lautet das eindeutige Credo von Walter Giesen, dem vor allem der Erinnerungswert eines Menschen wichtig ist. Dabei spielen die Vorgespräche mit den Angehörigen eine sehr große Rolle. Auch wenn sie zwei Stunden erfordern, diese Zeit nimmt er sich für die Beschreibung eines Lebenswegs bei der Beerdigung. „Zu sehr wird die Gefühlsebene unterschätzt“, sagt dieser Redner der besonderen Anlässe aus langjähriger Erfahrung.
Weniger emotional geht es bei seinen Auftritten als Hochzeitsredner zu. Da kann die Stimmung dann auch schon einmal überborden. Beim anschließenden Feiern mit Tanz und Musik lässt man die Neuvermählten ohnehin meist hochleben (wenn denn die gelegentlich entführte Braut überhaupt wiedergefunden wird). Mittlerweile sind auch bei diesem Anlass freie Trauungen angesagt, weil manche Auftraggeber den Pfarrer ablehnen. Das ist nicht unbedingt als Spitze gegen die Kirche gemeint, doch der Zeitgeist weht eben auch bei Trauungen sehr viel individueller und unabhängiger. Doch Walter Giesen ist jedenfalls dabei und findet auch hier die richtigen Worte.
Beerdigungen sind bei seinen rednerischen Engagements in der Mehrzahl. Und davon berichtet der Redner eben auch erheblich intensiver. „Waldbestattungen im Friedwald bei Hackenbroich sind jetzt in“, fügt er beispielsweise an. Geschwafel
am Rande des Grabes werde überhaupt nicht geschätzt. Glaubhaft müssen die Würdigungen sein und sie müssen individuell auf die Person eingehend. Und auch gehörige Portionen Humor gehören überraschenderweise dazu. Und dass Corona die Einladungen zum traditionellen Leichenschmaus verhindern, damit werden in diesen
Tagen die Trauergäste laut Giesen doch locker fertig.
„Heimat und Historie“ist die andere große Hausnummer bei Walter Giesens Engagements. Ein Dutzend gründende Mitglieder hat es einst gegeben, und heute bilden 35 den Verein. Den Bürgern lebendige Geschichte nahezubringen, so lautet der Auftrag, der nicht zuletzt mit bislang vier veröffentlichten Broschüren und einem Heimatbuch untermauert wird. Rheinische Brauchtumspflege kommt hinzu, wie sie mit dem „Gillbacher Platt“im Stammtisch-Echo des Vereins zum Ausdruck kommt.
An allen diesen Stellen ist die Handschrift von Walter Giesen abzulesen. Auch wenn es um die tausendjährige Geschichte von Butzheim (einer ehemaligen römischen Siedlung) geht, ist der Vielbeschäftigte mittendrin. Oder bei der Betreuung von Senioren. „Mir liegen die Menschen am Herzen“, bekennt er und belegt das ebenfalls mit seinem Einsatz für Abgangsschüler, bei denen er sich bemüht, dass diese eine gute und geeignete Ausbildungsstelle bekommen.