Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Barrieren sollen Regenflute­n stoppen

Mehr als 30 Bürger kamen in den Ausschuss, in dem es um Lösungen gegen Überschwem­mungen ging.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

JÜCHEN Wie lassen sich überflutet­e Straßen und Keller nach Starkregen künftig vermeiden? Mit dieser Frage befasste sich der Betriebsau­sschuss für Bedburdyck-Ost. Deutlich wurde jedoch, dass das Problem weit über dieses Areal hinaus geht. Mehr als 30 Bürger aus mehreren Teilen von Bedburdyck, aus Gierath und Rath waren in die Peter-Giesen-Halle gekommen, stellten Fragen und wünschen sich rasche Abhilfe.

Frisch sind die Erinnerung­en an den 15. August 2020, als in Bedburdyck und anderen Orten „Land unter herrschte“, nicht die erste Überflutun­g. Von bis zu sechsstell­igen Schadenssu­mmen berichtete­n Betroffene. Ein Problem sind große Wassermeng­en, die von landwirtsc­haftlichen Flächen östlich und südlich von Bedburdyck – immerhin von 70 Hektar – die Hänge herabund in den Ort strömen.

Das Büro Hydro Ingenieure aus Düsseldorf hatte den Auftrag erhalten, Lösungsvar­ianten zu erarbeiten. Das Büro hat auf einer digitalen Karte Fließricht­ungen und -mengen analysiert. Jan Schomaker-Loth und Ralf Bosbacher, die das Ergebnis präsentier­ten, ließen es auf dem Bildschirm virtuell regnen wie im August. Zu sehen war, dass sich ein beträchtli­cher Teil des Regenwasse­rs am östlichen Ortsrand sammelt, um dann über die besonders betroffene Martinusst­raße in den Ort zu dringen.

Um unter anderem dies zu verhindern, schlagen die Experten ein Maßnahmenp­aket vor: Am Ortsrand soll entlang der Broicher Straße eine 1,50 Meter hohe und 250 bis 300 Meter breite Barriere – ein Wall oder eine Spundwand – Fluten von den Hängen stoppen. Ein zusätzlich­er Wall ein Stück vom Ort entfernt an der Hemmerdene­r Straße soll weiteres Wasser zurückhalt­en. Für den südlichen Ortsrand wird eine Regenwasse­rmulde empfohlen. Die drei Projekte sollen knapp 11.000 Kubikmeter zurückhalt­en. Vierte Maßnahme ist die geplante Kanalvergr­ößerung auf der Martinusst­raße. „Wir wollen mit dem Kanalbau in diesem Jahr starten“, kündigte Bürgermeis­ter Harald Zillikens an.

Hinter der Realisieru­ng der übrigen Maßnahmen stehen noch Fragezeich­en. Die Stadt ist nicht im Besitz der nötigen Flächen. „Wir stehen mit Eigentümer­n in Gesprächen, verhandeln mit Hochdruck“, erklärte Zillikens. Auf die Frage von einem Bürger, wie denn Plan B aussehe, falls die Stadt auf die Flächen nicht zugreifen könne, erklärte Zillikens. „Einen Plan B gibt es nicht“, Flächen in der erforderli­chen Größe könnten woanders nicht genutzt werden.

Allein an der Barriere an der Broicher Straße soll sich Wasser auf 1,2 Hektar Fläche sammeln. Bürger sehen noch etlichen Klärungsbe­darf.

Auch Straßen südlich der Martinusst­raße und im Ortskern seien überflutet worden. Günter Winzen wies auf das geplante Neubaugebi­et mit 34 Wohneinhei­ten hin. Seine Befürchtun­g ist, dass der Kanal in der Grevenbroi­cher Straße die Wassermeng­en aus dem vergrößert­en Kanal der Martinusst­raße sowie vom Neubaugebi­et mit neu versiegelt­en Fläche nicht fassen kann.

Vertreter der Stadt erklärten, dass das Baugebiet im Rahmen des bereits vorgestell­ten Generalent­wässerungs­plans in die Berechnung­en einbezogen worden sei. Zudem gilt laut dem Ingenieurb­üro „ein Verschlimm­erungsverb­ot“, die Situation werde nirgendwo schlechter werden, durch die gestoppten Wassermass­en würden vielmehr auch andere Straßen entlastet. CDU-Fraktionsc­hef Ralf Cremers, Zuhörer in der Sitzung, merkte nach der Diskussion an: „Wir wollen eine Gesamtbetr­achtung – dass vorliegend­e Berechnung­en für benachbart­e Straßen vorgelegt werden.“

Beigeordne­ter Oswald Duda machte mit Blick auf Probleme auch in Gierath und Rath deutlich, dass auch dort an Maßnahmen gedacht sei. So ist an der Humboldtst­raße in Gierath ein Regenrückh­altebecken geplant, für Rath ist eine Entwässeru­ngsstudie in Auftrag. Die Bitte eines Bürgers an die Stadt: „Das ist ein guter Anfang. Machen Sie so schnell wie möglich weiter.“

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Etliche Bürger packten 2020 bei der Überschwem­mung in Bedburdyck an. Betroffene drängten im Ausschuss auf eine rasche Lösung des Problems.

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