Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rosa setzt auf grüne Küche
Auf Instagram stellt Rosa Roderigo außergewöhnliche vegane Rezepte vor. Fast 50.000 Menschen folgen ihr dort.
NEUSS Wer bei veganer Ernährung nur an Rohkostplatten, Salate und gesunde Bowls denkt, hat noch nicht den Instagram-Account von Rosa Roderigo gesehen: Dort teilt die 24-Jährige Rezeptideen, die ganz ohne tierische Produkte auskommen – da wären zum Beispiel fleischlose Chickenwings, ein schnell gemachtes Karotten-Curry oder Grillgemüse mit Rotkohl-Hummus, das ihren Worten nach „nicht nur ultra schön“aussieht, sondern auch „schmackofatz“schmeckt. Die Zubereitung ihrer verschiedenen Kreationen hält sie in kurzen Videoclips und Bildern fest.
Mit Erfolg: Fast 50.000 Abonnenten haben ihre Seite „Rosa kocht grün“schon abonniert. Grün heißt dabei nicht nur vegan. Rosa Roderigo achtet auch auf regionale und saisonale Produkte. Jeden Monat stellt sie so auch die Lebensmittel vor, die gerade geerntet werden: „An dem Kalender hangele ich mich entlang und suche Rezepte aus“, sagt sie. Passend zur Bärlauch-Saison kamen kürzlich etwa eine Suppe und eine Butter mit dem Wildgemüse auf den Tisch. Oft sind es Rezepte, die sich leicht, günstig und schnell nachmachen lassen. Tausenden Nutzern gefällt das.
Angefangen hat alles vor gut einem Jahr. Mit ihrer Partnerin Alexia Navrozidou hat Rosa Roderigo den Instagram-Account gestartet. Ihre Freundin war es auch, durch die die 24-Jährige begonnen hat, sich mit der Ernährungsform zu beschäftigen: „Ich war zwar nie ein Steak-Fan, aber habe Käse und Schmand gerne konsumiert“, erzählt sie, „vorher hatte ich viele Vorurteile zum Beispiel, dass vegane Produkte voller Chemie sind und dass kein Fett an Eigelb heran kommt. Aber da habe ich mich getäuscht.“
Nach und nach entdeckte sie nicht nur viele Rezepte, auch ihr Bewusstsein über Fleisch und tierische Produkte habe sich verändert. Und diese Erfahrungen möchte sie gerne teilen, zeigen, dass vegane Ernährung mehr sein kann, als ein Salat zu essen oder „ein Radieschen mit Gesicht“zuzubereiten. „Auf dem
Kanal werden auch keine Kalorien gezählt“, sagt Rosa Roderigo, „ich bin mit deftiger Küche aufgewachsen und das soll es auch weiter geben: Schönes, deftiges Essen – ,comfort Food.'“
Mit Lebensmitteln kennt Rosa Roderigo sich aus: Sie wuchs bei ihren Adoptiveltern im Neusser Stadtteil Hoisten auf, besuchte die Realschule in Holzheim und machte in Neuss eine Ausbildung zur Konditorin, arbeitete danach in einer Schokoladenfabrik und wurde dort Produktentwicklerin. Im vergangenen Jahr machte sie ihren Meister als Konditorin.
Doch das war bei Weitem nicht der einzige Meilenstein: Weil eine Zeitung über ihre Prüfungsstücke zum selbst gewählten Thema „Pride” berichtete, sei eine Agentur auf sie aufmerksam geworden und wenig später wurde „Rosa kocht grün” ein Teil von Funk, einem Netzwerk von ARD und ZDF, das Inhalte für Jugendliche und junge Erwachsene produziert. „Danach ist der Account schnell gewachsen, das war Wahnsinn“, erzählt sie.
Auch ein Bildungsauftrag steckt hinter dem Profil. Immer wieder
Lieblingsorte in Neuss Auch wenn sie mittlerweile nicht mehr in Neuss wohnt, liegt ihr die Quirinusstadt am Herzen. „Die Stadt hat mich sehr geformt”, erzählt die 24-Jährige. Neben ihrer Schulzeit erinnert sie sich gerne an die Zeit im Schlittschuhverein, sie mag die Atmosphäre im Gare du Neuss, den Geruch der Gewürzmühle Engels und das Gefühl, gerne nach Hause zu kommen. werden so auch Fakten über Lebensmittel wie Rotkohl, Milch oder Hefe vermittelt. Ihre Zuschauer ruft die Meisterkonditorin auch zu Challenges auf, nimmt sie mit zu Kochabenden und plaudert über eigene Erfahrungen. Neben den vielfältigen Rezept-Ideen schätzen die Nutzer auch den Humor der 24-Jährigen, den sie immer wieder in ihre Clips mit einbringt.
Was in ihren Videos nach viel Spaß aussieht, bedeutet aber auch einiges an Arbeit: Unterstützung gibt es aus dem Funk-Team: Mit ihnen plant sie die Wochen, Grafiken und Videos. Gedreht und gekocht wird in ihrer eigenen Küche: Aktuell etwa widmet sich „Rosa kocht grün“der internationalen Teigtaschen-Woche. Eine Zuschauerin schickte ihr eine Variante aus Afghanistan: Rosa Roderigo kauft die Zutaten ein, kocht die Rezeptidee nach und filmt sich dabei. Anschließend geht es ans Schneiden Bildunterschriften entwickeln und das planen der Beiträge.
Ein Traum von Rosa Roderigo ist es, sich mit einem eigenen alternativen Laden in der Gastronomie selbstständig zu machen – mit Kochseminaren und Kunstabenden.