Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Politik wählt Geschäftsführer für neue Wohnraumgesellschaft
DORMAGEN Der Dormagener Hauptausschuss hat mit Uwe Heidel den Geschäftsführer der neuen städtischen Wohnraumgesellschaft gewählt, die noch gegründet werden muss. Heidel erhielt die Stimmen von SPD, Grünen und FDP/UWG. CDU und Zentrum stimmten gegen den 58-Jährigen. Es ist eine besondere Konstruktion, in die sich Heidel zunächst begibt. Weil die Wohnraumgesellschaft noch nicht offiziell gegründet ist (dafür steht noch ein Ratsbeschluss aus), ist er zunächst bei der Stadt beschäftigt. Nach Vollzug wird sein Beschäftigungsverhältnis in die neue Gesellschaft übergeleitet.
Bürgermeister Erik Lierenfeld hatte sich schon nach der Vorauswahl sehr positiv geäußert: „Ich bin sehr glücklich, dass wir frühzeitig diese wichtige Personalie besetzen konnten und mit Uwe Heidel einen ausgesprochenen Kenner der Materie gefunden haben.“Das sieht auch Ausschussmitglied Michaela Jonas (UWG) so: „Es gab keinen sachlichen Grund, dagegen zu stimmen.“
Ob alles reibungslos seinen Gang geht, ist zweifelhaft. Denn Hans-Joachim Woitzik, Fraktionsvorsitzender des Zentrums, hat angekündigt, die
Kommunalaufsicht einzuschalten. „Der Geschäftsführer einer städtischen Gesellschaft muss in einem transparenten Verfahren und unter Beteiligung aller Fraktionen ausgewählt werden“, sagt er und bemängelt „fehlende Transparenz“. Dem schließt sich Jo Deußen an: „Das Verfahren, in dem wir nicht eingebunden gewesen sind, findet unser Missfallen“, sagt der CDU-Fraktions-Vize. Weil die CDU die Wohnraumgesellschaft im Grundsatz ablehnt und sie als falsches Instrument zur Beseitigung der Wohnungsnot ansieht, lehnte sie auch den Geschäftsführer ab.
Der 58-jährige gebürtige Lörracher (Baden-Württemberg) war zuletzt sieben Jahre Vorsitzender der
WUN Immobilien, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen der Stadt Wunsiedel in Bayern. Ziel des Unternehmens ist die Durchführung von immobilienbezogenen Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsmaßnahmen, die der Verbesserung der strukturellen Entwicklung Wunsiedels dienen soll. Davor arbeitete der studierte Betriebswirt als Gesamtvertriebsleiter und Vorstandsmitglied bei der VR-Bank Fichtelgebirge. Außerdem war er mehr als 20 Jahre bei der Sparkasse tätig.
Das kommunale WUN-Unternehmen war im vergangenen Jahr von einem Veruntreuungsfall erschüttert worden. Ein Mitarbeiter soll über Jahre rund 80.000 Euro auf die Seite geschafft haben. Wenig später wurde Vorstand Heidel von seinen Aufgaben entbunden. Über diesen Fall unterrichtete Heidel die Ausschussmitglieder am Dienstag von sich aus und sprach von einem „schwarzen Punkt“auf seiner Weste. Er selbst, erzählte er, habe den Betrugsskandal aufgedeckt und den Mitarbeiter entlarvt. Trotzdem sei er vom neuen Verwaltungsrat entlassen worden. „Ein Bauernopfer“, so Bürgermeister Lierenfeld. In Teilnehmerkreisen wurde die offene Vorstellung Heidels sehr positiv aufgenommen.