Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Worauf Urlaubswillige achten müssen
DÜSSELDORF/BERLIN Die Bundesregierung plant Erleichterungen für Geimpfte und Corona-Genesene, das Reisen findet jedoch bisher kaum Berücksichtigung. Doch Pfingsten und damit die Urlaubszeit rücken näher, und viele Menschen wollen verlässlich planen können. Ein Überblick, was derzeit an den Grenzen gilt und worauf man sich bei Reiseplänen einstellen muss.
Was gilt derzeit an den deutschen Grenzen? Generell sind die Grenzen weiterhin offen. Die coronabedingten Grenzkontrollen zu verschiedenen Nachbarländern wie Frankreich, Tschechien und Österreich sind inzwischen ausgelaufen. Allerdings gibt es zu Ländern mit besonders hohen Infektionszahlen Schleierfahndungen. Wie engmaschig an den Grenzen kontrolliert wird, kann tagesaktuell und je nach Lage im Nachbarland variieren.
Können Urlauber aus Deutschland also beliebig reisen? Nein. Die Bundesregierung rät weiterhin von nicht notwendigen Reisen ins Ausland ab. Hinzu kommen Auflagen wie Testund Quarantäneregeln für Länder mit besonders angespannter Infektionslage. Daneben gibt es Verordnungen der Länder. Die Pflicht zur Quarantäne kann sich also unterscheiden.
Wie sieht es mit Tagesausflügen in Nachbarländer aus, in denen bereits gelockert wird? Einige EU-Nachbarländer gehen bereits erste Öffnungsschritte oder haben diese angekündigt, dazu zählen die Niederlande, Dänemark, Frankreich und Italien. Zahlreiche Tagesausflügler haben das bereits ausgenutzt, obwohl das Nachbarland weiterhin als Hochinzidenzgebiet gilt. Möglich wird das in diesem Fall, weil die NRW-Einreiseverordnung Ausnahmen für die Einreise aus Belgien, Luxemburg und den Niederlanden vorsehen, wenn der Aufenthalt nicht länger als 24 Stunden dauerte.
Für Reisen gelten weiter zahlreiche Einschränkungen – vor allem beim Grenzübertritt. Die Bundesregierung zeigt aber erste Perspektiven auf.
Wie ist das politisch zu bewerten? Die Bundesregierung hält sich mit einer Bewertung zu den Regelungen in den Ländern zurück. Zu hören ist meist nur der generelle Appell, auf Reisen ins Ausland weiterhin zu verzichten. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollen allerdings die Erleichterungen für vollständig Geimpfte schon bald auch bei Einreisen nach Deutschland greifen. Spahn kündigte am Montag weitere Schritte an: Statt eines negativen Tests zur Einreise bei Flugreisen soll demnach künftig auch der Nachweis einer vollständigen Impfung reichen.
Was sagen Kritiker zu dem Vorgehen der Bundesregierung? Die FDP sieht den Tourismus bei den Öffnungsplänen viel zu wenig berücksichtigt. „Der Sommer 2020 und auch die Mallorca-Reisen rund um Ostern haben doch klar gezeigt: Sicheres Reisen ist mit funktionierenden Hygienekonzepten und Tests auch in Pandemiezeiten möglich“, sagte Marcel Klinge, der tourismuspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. „Wenn Nachbarländer
um uns herum lockern und für Touristen öffnen, bei uns aber alles dicht bleibt, hat das eine Sogwirkung.“Klinge fordert „verlässliche Perspektiven und Planbarkeit für den Urlaub 2021“. Zudem müsse mit Blick auf Pfingsten das Beherbergungsverbot „schnellstmöglich bundesweit fallen“.
Der Vize-Fraktionsvorsitzende der Union, Thorsten Frei, hält dagegen: Man dürfe die Impferfolge und die sinkenden Inzidenzen durch „vorschnelle Lockerungen“nicht verspielen. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Franziska Brantner, pochte sogar auf gemeinsame europäische Reiseregeln unter den EU-Mitgliedstaaten. So könnten Grenz- und Reisechaos und neue Virusmutanten verhindert werden, sagte Brantner.
Welche Perspektiven gibt es für Pfingsten? In Bayern sollen Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze in Kreisen mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 ab dem 21. Mai öffnen dürfen. Niedersachsen will den Tourismus für drei Wochen zunächst nur für Einwohner Niedersachsens öffnen. Mecklenburg-Vorpommern erlaubt vollständig geimpften Tagesausflüglern und Zweitwohnungsbesitzern aus anderen Bundesländern wieder die Einreise.
Wie lauten die Regeln für Risikogebiete? In diesen Regionen gilt eine Testpflicht für alle, die per Flugzeug zurückkehren. Bürger müssen eine digitale Einreiseanmeldung ausfüllen. In fast allen Bundesländern sind Personen, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, verpflichtet, sich nach der Einreise in Quarantäne zu begeben. Die Zeit beträgt je nach Risikogebiet
und Regeln des Bundeslandes zehn bis 14 Tage.
Welche Sondersituation gibt es in NRW? Die Quarantänepflicht entfällt in NRW, wenn bereits bei der Einreise ein negatives Testergebnis vorgelegt wird oder eine Testung binnen 24 Stunden nach der Einreise erfolgt. Vollständig geimpfte Personen müssen keinen Testnachweis erbringen. Außerdem entfällt die Testpflicht bei Besuchen unter 24 Stunden im Ausland.
Was ist mit Hochindizenzgebieten? Hierzu zählen aktuell etwa Kroatien, die Niederlande, Schweden, Slowenien, Tunesien, Zypern und die Türkei. Hier gilt bundesweit ebenfalls eine Quarantänepflicht, die in NRW aber durch einen qualifizierten Test höchstens 48 Stunden vor Abreise ersetzt werden kann, durch einen Test bis 24 Stunden nach Rückkehr oder auch durch eine Impfung. Auch hier entfällt die Testpflicht bei 24 Stunden langen Reisen ins Ausland.