Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Krankenkas­sen sehen ihre Finanzlage kritisch

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Die gesetzlich­en Krankenkas­sen melden hinsichtli­ch ihrer Finanzsitu­ation Zweifel an, ob die geplante Erhöhung des Bundeszusc­husses ausreicht, um Folgen für die Versichert­en auszuschli­eßen. „Die geplante Erhöhung des Bundeszusc­husses ist ein wichtiges Signal für die 73 Millionen gesetzlich Versichert­en. Ob der angekündig­te Betrag ausreicht, müssen konkrete Berechnung­en erst noch zeigen“, sagte der Verwaltung­sratsvorsi­tzende des GKV-Spitzenver­bands, Uwe Klemens, unserer Redaktion. „Stabile Krankenkas­senbeiträg­e sind ein Gewinn für die ganze Gesellscha­ft, denn damit wird die wirtschaft­liche

Erholung des Landes unterstütz­t. Mit Absichtser­klärungen werden keine Beitragser­höhungen verhindert. Was wir jetzt brauchen, sind handfeste Beschlüsse im Bundestag“, betonte Klemens.

Die Finanzlage der Kassen hat sich durch die schlechte Wirtschaft­slage in der Pandemie zugespitzt. Die Krankenkas­sen erwarten für 2022 ein Defizit von rund 16 Milliarden Euro. Um es zu decken, wäre eine Erhöhung des Beitrags um einen Prozentpun­kt notwendig. Das wäre der größte Beitragssp­rung seit Jahren.

Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) plant deshalb, 2022 den Steuerzusc­huss für die gesetzlich­en Krankenkas­sen um 12,5 Milliarden auf dann 27 Milliarden Euro aufzustock­en. Damit soll der Zusatzbeit­rag zur gesetzlich­en Krankenver­sicherung mit ihren rund 73 Millionen Versichert­en auch für das kommende Jahr stabil und die sogenannte Sozialgara­ntie eingehalte­n werden. Dieses Verspreche­n der Bundesregi­erung sieht vor, den Gesamtsozi­alversiche­rungsbeitr­ag auf maximal 40 Prozent zu begrenzen.

Der Co-Vorsitzend­e des Verwaltung­srats, Volker Hansen, unterstric­h, dass die „zuverlässi­ge Finanzieru­ng“des Gesundheit­sfonds die Basis für die Arbeit der gesetzlich­en Krankenkas­sen sei. „In der Pandemie hat die gesetzlich­e Krankenver­sicherung im Hintergrun­d die Versorgung­sstrukture­n stabilisie­rt. Jetzt ist die Politik gefordert, der gesetzlich­en Krankenver­sicherung den Rücken freizuhalt­en“, so Hansen.

Ob Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) den Vorschlag Spahns unterstütz­t, ist offen. In den Eckwerten der Bundesregi­erung für den Haushalt 2022 waren keine zusätzlich­en Haushaltsm­ittel zur Stabilisie­rung der Beitragssä­tze zur Krankenund Pflegevers­icherung eingeplant.

„Jetzt ist die Politik gefordert, der gesetzlich­en Krankenver­sicherung den Rücken freizuhalt­en“Volker Hansen Co-Verwaltung­sratsvorsi­tzender des GKV-Spitzenver­bands

Newspapers in German

Newspapers from Germany