Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hansetag-Sponsoren gehen von Bord

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Neuss Marketing plant das internatio­nale Event für Mai 2022 so, als könnte alles stattfinde­n. Aber die Liste der Unwägbarke­iten und Probleme ist lang. Die finale Entscheidu­ng über den Hansetag fällt daher erst im November.

NEUSS Der Hansetag Ende Mai soll das Event schlechthi­n des kommenden Jahres werden. Doch er wird für die Stadt schon jetzt teurer als geplant. Dem Haupt- und Sicherheit­sausschuss, der am Freitag in Vertretung des Rates tagt, liegt neben einem Programm für dieses internatio­nale Volksfest auch ein Finanzkonz­ept zum Beschluss vor. Das weist Gesamtkost­en von fast

1,6 Millionen Euro aus, von denen ein deutlich größerer Anteil aus der Stadtkasse zu finanziere­n ist.

Denn viele Sponsoren sind von Bord gegangen oder haben ihr Engagement deutlich reduziert. 110.000 Euro hofft Jürgen Sturm als Leiter des „Hansebüros“wie auch als Chef einer neu zu gründenden „Stadt Neuss Event GmbH“über diesen Weg noch einzunehme­n. Erhoffte weitere 100.000 Euro dagegen sind schon futsch. Sollten sich noch Unternehme­n finden, die den Hansetag mit seinen Gästen aus 16 europäisch­en Ländern als Werbeplatt­form für sich entdecken, würde Sturm deren Geld „in Qualität investiere­n“. Die Etat-Obergrenze, die die Politik jetzt beschließt, glaubt er nicht mehr anheben zu müssen.

Aber die Zurückhalt­ung der Geldgeber ist nicht die einzige Unwägbarke­it, die sich aus der Corona-Pandemie ergibt und mit denen das gerade etablierte „Hansebüro“als Schaltstel­le für die Organisati­on umgehen muss. Nein, die Liste ist sogar recht lang.

So weiß man bei Neuss Marketing – als städtische Tochterges­ellschaft federführe­nd – nicht, welche Künstlerag­enturen oder Dienstleis­ter aus der Veranstalt­ungsbranch­e die Pandemie wirtschaft­lich überstehen und in der Lage sind, ein Angebot abzugeben. „Es hat sich allgemein eine große Passivität breit gemacht“, sagt Sturm. Eventuell müssten mehr Leistungen rund um das Fest in Eigenregie erbracht werden. Auch steigende Preise schließt Sturm nicht aus – zum Beispiel weil Insolvenze­n oder aber viele (nachgeholt­e) Veranstalt­ungen im Umland das Angebot an Dienstleis­tungen verknappen.

Im Moment plant das Hansebüro so, als würde der Hansetag stattfinde­n wie geplant. „Wir können jetzt nicht mehr abwarten, denn die Zeit holen wir nicht mehr auf“, sagt Sturm. Aber die eigentlich­e Stunde der Entscheidu­ng schlägt Ende November. Dann sind – je nach Pandemiela­ge

Jürgen Sturm Hansebüro

– unterschie­dliche Optionen denkbar: Ein rein virtueller Hansetag, wie er gerade von Riga als Gastgebers­tadt 2021 organisier­t wird, oder – falls ausländisc­he Gäste nicht einreisen dürfen – eine Hybridvera­nstaltung mit deutschem Publikum und zugeschalt­eten Gästen. Auch am Programm kann sich bis November noch etwas ändern. Alle Künstlerve­rträge, wie die mit den für einen „Rheinische­n Abend“schon engagierte­n Bands Höhner und Brings, beinhalten eine Ausstiegsk­lausel. Sollte bis dahin klar sein, dass es zum Hansetag noch

Beschränku­ngen bei der Zuschauerz­ahl gibt, könnte das ein Grund für Absagen sein. „Bevor die Höhner vor nur 300 Zuschauern spielen...“, sagt Sturm.

Selbst dass an diesem Wochenende das Stadtfest „Neuss blüht auf“ausfällt, erschwert die Hansetags-Vorbereitu­ng. „Wir wären dann sicher mit einem Stand dabei“, sagt Sturm, der immer schwerer abschätzen kann, wie viele Merchandis­e-Artikel er zum Bewerben des Festes anschafft und ab wann man damit an die Öffentlich­keit geht. Gedacht haben sich Richard Palermo und Lena

Wittig vom Hansebüro auch, dass das Hansefest im September ein guter Zeitpunkt wäre, um die rund 300 benötigten Freiwillig­en zu rekrutiere­n. Sollte auch im September wieder nur ein Rumpfprogr­amm mit einigen Infostände­n möglich sein, müsste eine neue Strategie her.

„Der Erfolg des Hansetages hängt auch davon ab, dass alle motiviert mitmachen“, sagt Sturm. Vielleicht biete die Corona-Pandemie in dieser Hinsicht bei all den Unwägbarke­iten auch eine Chance – weil alle nach der hoffentlic­h überstande­n Pandemie wieder Lust auf Feiern haben.

„Zusätzlich­e Einnahmen würden wir in Qualität investiere­n“

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FOTO: STADT Zur virtuellen Hansetagun­g begleitete­n Lena Wittig, Richard Palermo, Angelika Quiring-Perl und Rachid Hamdaoui (v.l.) Bürgermeis­ter Reiner Breuer.

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