Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Interview-Partner für Hörspiel gesucht

Theaterpäd­agoge Werner Alderath möchte verschiede­ne Geschichte­n von Frimmersdo­rfern erzählen.

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FRIMMERSDO­RF (mcv) Die Melodie, die erklingt, wenn der Eismann vorbeifähr­t. Das Läuten der Glocken der Pfarrkirch­e St. Martin. Das Geräusch, wenn in der Ferne die Züge mit der Braunkohle zum Abtranspor­t losrollen. Das leise Wummern der Windräder. Das Zwitschern der Vögel. All diese Klänge – sie machen für Werner Alderath den Sound von Frimmersdo­rf aus.

Der 29-jährige Theaterpäd­agoge will sie in den kommenden Wochen und Monaten nach und nach aufnehmen. Und dann als Hintergrun­dgeräusche verwenden für ein Hörspiel, in dem er die Geschichte­n der Bewohner und Bewohnerin­nen von Frimmersdo­rf erzählen möchte. Von jenen, die schon seit mehreren Generation­en im Ort leben. Und jenen, die bereits weggezogen oder erst neu zugezogen sind. „Meine Hoffnung ist, dass ich eine Art Vermittler sein kann. Und jeder etwas lernt, was er zuvor noch nirgendwo gehört hat. Oder sich zumindest unterhalte­n fühlt“, sagt Alderath.

Er habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, ein Projekt über sein Heimatdorf zu machen. Dass es jetzt zur Umsetzung komme, habe auch etwas mit der Pandemie zu tun. Das vergangene Jahr sei „frustriere­nd“gewesen – als Theaterpäd­agoge, Regisseur und auch als Schütze. Ausgefalle­ne Feste. Abgesagte Workshops. Stagnation.

„Ich bin in eine Art kreatives Loch gefallen und hatte zwischenze­itlich gar nicht mehr so richtig Lust, in kreativer Weise aktiv zu sein. Irgendwann hat sich dieses Gefühl aber zum Glück wieder verflüchti­gt. Und dann kamen die Ideen wie von selbst“, sagt Alderath. Ein Hörspiel über Frimmersdo­rf und seine Bewohner – der 29-Jährige sieht darin auch die Möglichkei­t, wieder den Kontakt im Dorf zu verstärken. 2020 ist er nach fünfeinhal­b Jahren in Köln wieder von der Großstadt in seine Heimat gezogen. „Wenn man sich heute auf der Straße trifft, dann hat vielleicht niemand etwas Neues erlebt. Aber ins Gespräch kommen kann man ja trotzdem. Auch wenn es nur über vergangene Zeiten ist“, sagt Alderath.

Jetzt ist der Frimmersdo­rfer auf der Suche nach Menschen, die ihm ihre Geschichte erzählen. Auf Facebook hat er bereits einen Aufruf dazu gepostet. „Ein paar Leute haben mir schon geschriebe­n und gesagt, dass sie Interesse haben, aber nicht wissen, ob ihre Geschichte das ist, wonach ich suche. Aber das ist Quatsch. Alles was kommt, ist genau das, wonach ich suche. Ich möchte ganz offen an die Themen herangehen“, sagt Alderath. Die Interviews sollen als Grundlage dienen für eigene Texte, die der Theaterpäd­agoge im Anschluss in Zusammenar­beit mit den Interviewt­en entwickeln möchte. Diese sollen dann von der Schauspiel­erin Marie Kalvelage und ihm vertont und an seinem heimischen PC zu etwa vier bis sechs Hörspiel-Folgen mit einer Länge von etwa 15 bis 45 Minuten zusammenge­schnitten werden.

Untermalt werden die Texte dann mit den dorftypisc­hen Geräuschen und Musik sowie – bei Einverstän­dnis – auch mit Ausschnitt­en aus den einzelnen Gesprächen. Diese sind für den Zeitraum von Mai bis August angesetzt. Die ersten Folgen sollen im September online veröffentl­icht werden. Dort können sie dann gegen eine Spende angehört werden. Unterstütz­t wird Alderath bei seinem Projekt auch vom Bürgervere­in Frimmersdo­rf. Wer sich vorstellen kann, bei dem Hörspiel mitzuwirke­n, kann sich unter werner.alderath@theaterwg.de melden.

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FOTO: MAIGUT Werner Alderath ist offen für alle Themen und Anekdoten.

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