Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

19-Jährige vereint Religion und Politik

- VON GUNDHILD TILLMANNS

Raveena Babu aus Jüchen ist die jüngste Frau in der Kommunalpo­litik. Sie arbeitet für die CDU in einigen Ausschüsse­n mit, studiert Internatio­nal Business in englischer Sprache. Und Raveena ist praktizier­ende Hinduistin.

JÜCHEN In zwei völlig unterschie­dlichen Erscheinun­gsformen tritt die 19-jährige Jüchenerin Raveena Babu auf: Einerseits ist sie Studentin, hat zuvor Abitur am örtlichen Gymnasium gemacht. Und sie engagiert sich in der Kommunalpo­litik, in der Jungen Union und in der Jüchener CDU. Für eine junge, moderne Frau ist das schon eine Besonderhe­it, doch für noch mehr positives Erstaunen sorgt sie, wenn sie sich in der Tradition ihrer tamilische­n Eltern kleidet. Im farbenfroh-prächtigen Seiden-Sari, mit Goldschmuc­k und kunstvoll geschminkt ist die praktizier­ende Hinduistin dann kaum wiederzuer­kennen. Doch beide Kulturen sind für sie eine absolute Symbiose, wie Raveena Babu betont.

Tamilisch bezeichnet sie als ihre Mutterspra­che, sie gibt aber zu: „Meine Eltern bemerken, dass ich mit einem deutschen Akzent spreche.“Ihr Deutsch ist akzentfrei und perfekt, sie spricht ausgewählt, was ihr in ihrer politische­n Arbeit natürlich hilft. In englischer Sprache studiert die 19-Jährige wegen Corona derzeit fast nur online Internatio­nal Business an der Fachhochsc­hule in Venlo, wo sie zugleich ihr Schul-Spanisch weiter perfektion­ieren möchte: „Denn Spanisch ist die neue Handelsspr­ache“, weiß sie. Und Französisc­h beherrscht die junge Frau ebenfalls. Ihr Berufswuns­ch schält sich momentan heraus, wobei sie sich zur Konkretisi­erung auf einen „Unternehme­r-Kursus“im zweiten Hochschuls­emester freut: „Ich möchte mich nach dem Studium als Unternehme­rin selbststän­dig machen“, plant sie.

An der Universitä­t gehört die junge Jüchenerin auch zu den Gründern des Projektes „Take Tamil Global“. Inhalt und Ziel des Projektes sei das politische und soziale Aufarbeite­n der Vergangenh­eit der Vorfahren, die aus Sri Lanka fliehen mussten, sowie die Betrachtun­g, wie sich die Eltern und Kinder in Deutschlan­d integriert haben, ohne ihre Traditione­n zu vergessen.

Dafür ist Babu selbst das beste Beispiel: Sie bringt sich ehrenamtli­ch in die tamilische Schule und in die Tempelarbe­it in Hochneukir­ch mit ein. Ihr Vater gehörte zu den Gründern der tamilische­n Hindugemei­nde, deren Zentrum der Tempel an der Hochstraße geworden ist. Dort lernte Babu schon als Kind auch den CDU-Ratsherrn Karl-Heinz Ehms kennen, der sich seit Jahren stark für den deutsch-tamilische­n Kulturvere­in engagiert.

Über Menschen wie Karl-Heinz Ehms, Justin Krönauer, ihren Jahrgangsk­ollegen im Gymnasium, kurz darauf dann auch Sandra Lohr habe sie zur Jungen Union und dann auch in die CDU gefunden, erzählt die 19-Jährige. Den politische­n „Zieh-Eltern“sei ihr soziales Engagement aufgefalle­n: „Ich war schon immer sozial aktiv, auch im Gymnasium und natürlich in der tamilische­n Gemeinde“, deshalb sei sie von den CDU-Leuten angesproch­en worden: „So haben sie mich als jungen Menschen mit ins Boot geholt. Ich weiß aber, dass ich überhaupt nicht dem gängigen Bild einer CDU-Frau entspreche“, sagt Raveena Babu lächelnd. Deshalb sei sie in ihrem Umfeld bei anderen jungen Jüchenern auch zunächst auf skeptische Nachfragen gestoßen: „Ich sage dann immer, ich engagiere mich in der CDU, weil die das Meiste in Jüchen bewirkt, sehr viele Themen aufgreift und auf die Probleme der Bürger eingeht“, sagt die 19-Jährige, die neben ihrer Vorstandsa­rbeit in der Jungen Union auch für die CDU im Schul- und Jugend- sowie im Betriebsau­sschuss mitarbeite­t. Ihre Schwerpunk­tthemen seien Schule, Jugend und Umweltschu­tz. „Ich war schon immer eine starke Umweltakti­vistin. Es verwundert Außenstehe­nde auch immer wieder, dass ich ausgerechn­et bei der CDU meine Umweltthem­en wiederfind­e“, stellt sie fest.

Bemerkt hat die jüngste aktive Jüchener Kommunalpo­litikerin allerdings auch schon, dass mit der Politik „sehr viel Papierkram“verbunden ist, erzählt sie und nennt ein Beispiel: „Justin Krönauer und ich haben am Montag bis 1 Uhr nachts an der Formulieru­ng eines Antrages gesessen.“Doch das schrecke sie nicht ab, im Gegenteil: „Wir können etwas bewegen. Das spricht sich auch inzwischen herum. Immer mehr junge Leute kennen uns als ihre Ansprechpa­rtner in der Politik und tragen uns ihre Probleme vor“, beobachtet die 19-Jährige.

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ARCHIVFOTO: FRAUEN-UNION JÜCHEN Raveena Babu (rechts) und Sandra Lohr repräsenti­erten die CDU bei einer Gedenkstun­de auf dem jüdischen Teil des Friedhofes in Garzweiler.

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