Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Laschet sollte den Weg ganz freimachen

- VON MORITZ DÖBLER

Dem lähmenden Machtkampf in der K-Frage schließt sich keine Hängeparti­e zwischen Berlin und Düsseldorf an – Armin Laschet hat eine klare Entscheidu­ng getroffen. Das verdient Respekt. Es wäre auch fatal gewesen, das bevölkerun­gsreichste Bundesland zur Resterampe abzuwerten. Trotzdem sollte der Ministerpr­äsident auf Abruf diesen Weg fortsetzen und sein Erbe jetzt vollständi­g regeln. Dann hätte sein Nachfolger die Möglichkei­t, sich ein Jahr lang zu bewähren, um sich 2022 dem Votum der Menschen zu stellen.

Denn eine Zäsur liegt nicht nur vor Deutschlan­d, sondern auch vor NRW. Im Bund wird auf jeden Fall eine noch nicht dagewesene Koalition übernehmen: Grün-Schwarz, glaubt man den aktuellen Umfragen, oder Schwarz-Grün, wenn es nach Laschet geht, vielleicht aber auch eine Ampelkoali­tion aus Grün-RotGelb oder gar ein Linksbündn­is von Grün-Rot-Rot – alles neu, alles sehr anders. Und in NRW spricht aktuell nicht viel dafür, dass CDU und FDP wieder eine Mehrheit erringen werden. Eine Regierungs­beteiligun­g der Grünen aber dürfte den Industries­tandort vor enorme Herausford­erungen stellen. Dafür ist das Wort von der Zäsur schon fast zu schwach.

Wenn jetzt auf Bundeseben­e die Ausgangsla­ge klar ist, sollte sie es auch für NRW sein. Zu wichtig sind die Geschicke des Landes in der Pandemie und beim Klimaschut­z, als dass man sie im Nebenjob erledigen sollte. Dem konsequent­en Bekenntnis sollte Armin Laschet den ebenso konsequent­en Rückzug aus der Staatskanz­lei in Düsseldorf folgen lassen. Das würde seiner Glaubwürdi­gkeit ebenso nützen wie seiner Heimat. Noch hat er den Weg nur halb freigemach­t. Dass es Helmut Kohl und Gerhard Schröder einst genauso gehalten haben, ist nur ein schwaches Argument. Besondere Zeiten erfordern besondere Lösungen. BERICHT LASCHET: MEIN PLATZ IST IN BERLIN, TITELSEITE

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