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Steinmeier zum 8. Mai: Erinnern muss weitergehen
BERLIN (dpa) Vor dem 76. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Nazi-Diktatur hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dazu aufgerufen, die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten. „Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, die Erinnerung an Unrecht und Schuld, schwächt unsere Demokratie nicht“, sagte er am Freitag in Berlin, „sie stärkt ihre Widerstandsfähigkeit. Ein Zurück zum Verdrängen wäre ein fataler Irrweg!“
Am 8. Mai 1945 sei Deutschland von außen befreit worden. Bis dem eine innere Befreiung folgte, seien noch viele Jahre des Verdrängens und Beschweigens vergangen. „Es war ein mühsamer, schmerzhafter Prozess der Aufklärung und der Aufarbeitung von Mittäterschaft, Mitwisserschaft und Mitläufertum. Das demokratische Selbstbewusstsein unseres Landes aber ist ohne diesen Prozess nicht denkbar.“
Der Bundespräsident zeichnete sechs Menschen für ihre Beiträge zur Erinnerungskultur aus, unter anderem Elisabeth und Rafael Seligmann aus Berlin, die von 2012 bis 2019 die von ihnen gegründete Zeitung „Jewish Voice from Germany“herausgaben. Sie und die anderen Geehrten hätten sich in herausragender Weise engagiert, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gefördert sowie sich für ein tolerantes Miteinander und die Verständigung in Europa eingesetzt.
„Ihr Engagement in unserer Gesellschaft ist umso wichtiger, als sich Antisemitismus, Rassismus, Menschenfeindlichkeit heute wieder offen zeigen“, sagte Steinmeier. „Die Anschläge in Halle und Hanau, der Mord an Walter Lübcke haben uns entsetzt. Antisemitismus, Rassismus, Menschenfeindlichkeit, sie zeigen sich aber auch im Alltag, auf der Straße, auf Schulhöfen, im Netz.“