Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rewe testet jetzt Supermarkt ohne Kasse

- VON GEORG WINTERS

KÖLN Einkaufen ja, Bezahlen nein – das wär's doch, oder? Beim Kölner Handelskon­zern Rewe könnte dies im nächsten Jahr Wirklichke­it werden. Aber natürlich funktionie­rt der Einkauf nicht wirklich ohne Bezahlung, sondern die wird erstens nur verschoben und erfolgt nicht direkt im Markt. Und zweitens wird dieses Verfahren zunächst nur in einem Modellmark­t in der Domstadt und auch nur für Mitarbeite­r und deren Angehörige erprobt. Ab August/September könnte es dann bei erfolgreic­hem Verlauf auch für die Kunden dieses Marktes getestet und im kommenden Jahr dann auf andere Märkte übertragen werden, wie ein Rewe-Sprecher am Freitag unserer Redaktion sagte.

Funktionie­ren soll es folgenderm­aßen: Die Kundschaft nimmt die Ware aus dem Regal, legt die Produkte in den Einkaufswa­gen und verlässt das Geschäft wieder. Die eingekauft­en Artikel werden auf dem Weg durch Kameras und Sensoren erfasst, die Berechnung erfolgt automatisc­h, sobald die Kunden den Laden verlassen. Dafür müssen sie vorher eine App aufs Smartphone laden, mit der sie sich an- und abmelden und die dazu dient, dass das System die Einkäufe der ID zuordnet, die mit der Anmeldung verbunden ist. Über diese App würde dann später die Rechnung zugeschick­t, und auch mögliche Reklamatio­nen könnten über die App bearbeitet werden.

In Deutschlan­d kommt das Verfahren damit erstmals zum Einsatz. Erfunden hat's – wie könnte es anders sein? – der US-Konzern Amazon, der vor drei Jahren die „Amazon Go“-Supermärkt­e an den Start brachte. Der erste Markt dieser Art wurde im Dezember 2016 in Seattle eröffnet – und mehr als ein Jahr später für die Öffentlich­keit. Das Ganze würde natürlich auch den Handelskon­zernen dabei helfen, durch den Wegfall von Kassen Personalko­sten zu sparen. Relativ gängig sind in Deutschlan­d bereits Selbstbedi­enungskass­en, an denen Kunden ihre Waren selbst einscannen und bezahlen und an denen Mitarbeite­r bei Problemen noch helfen.

Mögliche Bedenken von Datenschüt­zern versucht Rewe schon vorab auszuräume­n. Der Konzern betont, dass bei dem neuen Verfahren Kundinnen und Kunden auf den für den Einkauf erfassten Bildaufnah­men nicht persönlich zu erkennen seien. Bei Amazon hieß es wegen der Einwände von Datenschüt­zern früher, die Kundendate­n würden nur 30 Tage lang mit dem jeweiligen Amazon-Konto verknüpft, über das der Kunde die Ware bezahle. Was mit den Daten der Kunden danach passiert, bleibt aber offen.

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