Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Grundschulen bereiten „Lolli-Tests“vor
Am Montag startet das neue Corona-Testverfahren flächendeckend. Für Eltern gibt es dabei einiges zu beachten.
NEUSS Anlaufschwierigkeiten darf es nicht geben. Ab Montag werden die Grund- und Förderschüler in Neuss zweimal pro Woche mit einem sogenannten Lolli-Test auf das Coronavirus untersucht. Damit wird eine landesweite Regelung umgesetzt, die das NRW-Schulministerium angeordnet hat. Doch damit das neue flächendeckende Verfahren gelingt, darf es zu keinen Zeitverzögerungen bei den Kurier-Diensten, die die Tests in den Schulen abholen, und in den Laboren, die die Abstriche auswerten, kommen. Sonst droht im Grunde, die gesamte „Logistikkette“zusammenzubrechen.
Ein zusätzlicher wichtiger Schlüssel kommt den Eltern zu Gute. Das betont Maria Meyen, Schulleiterin an der Pestalozzischule in Grimlinghausen und eine der Sprecherinnen der Neusser Grundschulen. „Das neue Verfahren bringt neue Herausforderungen mit sich, bei denen wir Lehrer auf Unterstützung angewiesen sind“, sagt sie. Alles muss reibungslos ineinander greifen. „Ich bin froh, dass wir einen so guten Draht zu den Eltern haben.“
Die Abläufe sind eng getaktet. In den Grundschulen läuft Wechselunterricht, das heißt: Lerngruppen haben je einen Tag Präsenz- und am darauffolgenden Tag Distanzunterricht. Statt der Antigen-Schnelltests gibt es für Schüler nun die sogenannte Pool-Testung mit den Lolli-Tests. Dabei lutschen die Kinder 30 Sekunden lang auf einem Abstrichtupfer („Lolli“). Die Abstriche werden dann in einem Sammelgefäß („Pool“) zusammengeführt. „Bis 9 Uhr muss dies abgeschlossen sein, dann holen die Kurierdienste die Tests in den Schulen ab“, sagt Meyen.
Noch am selben Tag macht das Labor von den Pools einen PCR-Test. Diese gelten als sicherer als die bisher durchgeführten Selbsttests, sodass Corona-Infektionen schon früher nachgewiesen werden können. Kreisdirektor und Krisenstabs-Leiter Dirk Brügge begrüßt das neue Verfahren daher: „Mit den Lolli-Tests erreichen wir eine größtmögliche Sicherheit und einen nochmals verbesserten Gesundheitsschutz für die Kinder und Lehrkräfte im Präsenzbetrieb. Voraussetzung ist natürlich, dass alle Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen – vor allem Abstand und Lüften – weiterhin eingehalten werden.“Maria Meyen betont den
Vorteil ebenfalls. Für den Schulalltag sei es gut, dass möglichen Ansteckungen besser vorgebeugt werden kann. Knackpunkt aber bleibt die Logistikkette nach den Tests.
Bis spätestens 6 Uhr am Folgetag soll das Labor die Ergebnisse der Pool-Testungen an die jeweilige Schulleitung melden. Sind die Tests negativ, wird der Wechselunterricht wie gehabt fortgesetzt. Ist jedoch ein Positiv-Fall dabei, dann informiert die Schule die Eltern der betroffenen Lerngruppe – und sie müssen dann einen individuellen Lolli-Test mit ihren Kindern zu Hause vornehmen. Tupfer, Röhrchen & Co. bekommen die Schüler für diesen Fall vorab ausgehändigt. „Bis 9 Uhr müssen die Eltern den individuellen Test dann in die Schule bringen, damit die Kurierdienste sie mit ins Labor nehmen können“, sagt Meyen. Wegen des Wechselmodells wären die betroffenen Kinder am Tag des Individualtests ohnehin nicht in der Schule – ein Zeitpuffer. Es erfolgt dann eine individuelle PCR-Testung der zu Hause gemachten Abstriche, deren Labor-Ergebnisse bis zum nächsten Tag, 6 Uhr, vorliegen sollen. Schaffen es die Eltern allerdings nicht, den individuellen Lolli-Test bis 9 Uhr in die Schulen zu bringen, sind sie verpflichtet, auf ihren Haus- oder den Kinderarzt zuzugehen, damit er die weiteren Schritte veranlassen kann (PCR-Test, Kontaktnachverfolgung).
Der Stadtelternrat – er setzt sich aus Vertretern der Schulpflegschaften aller städtischen Neusser Schulen zusammen – findet das vom NRW-Schulministerium in Gang gesetzte Verfahren „eine Katastrophe“. Das betont Dirk Jansen, Vorsitzender des Gremiums. „Für die Eltern ist das ein weiterer organisatorischer Kraftakt“, sagt er. „Die Antigen-Schnelltests
haben aus unserer Sicht an den Schulen sehr gut funktioniert. Es ist unverständlich, dass das jetzt wieder über den Haufen geworfen wird.“Antigen-Schnelltests machen nun an den Grundschulen nur noch die Lehrer und weiteres Schul-Personal. Für diese Gruppen sind keine Pool-Testungen vorgesehen.
Die Organisation der Abläufe, die ab nächster Woche greifen, steht an den Schulen weitgehend. „Wie die Informationskette mit den Eltern läuft, regeln die Schulen individuell“, erklärt Meyen. In der Regel laufe dies über SMS oder Anrufe. „WhatsApp dürfen wir als Schule nicht nutzen.“Und bei E-Mails haben Eltern hinterlegt, dass sie diese nicht ständig früh morgens checken. Im Grunde greift aber das Prinzip der klassischen „Telefon-Kette“: Die Schule informiert einen Ansprechpartner unter den Eltern, der im Anschluss die weiteren betroffenen Eltern in Kenntnis setzt – womöglich dann per WhatsApp & Co., denn Eltern dürfen dies ja nutzen.
Knifflig bleibt aber, was nach positiven, individuellen PCR-Tests bei den Schülern passiert. Ist ein Kind positiv getestet und der Rest der Lerngruppe negativ, bedeutet das nicht automatisch, dass die Mitschüler dann wieder am Wechselmodell teilnehmen dürfen. Denn die Entscheidung, wer in Quarantäne muss und wer nicht, trifft das Kreisgesundheitsamt. Amtsleiterin Barbara Albrecht betont, dass das Corona-Team im Kreisgesundheitsamt jeden Fall individuell bewertet: „Wir schauen uns die Gegebenheiten genau an und schicken eine Lerngruppe dann in Quarantäne, wenn ein Kind infiziert ist und die Hygienemaßnahmen nicht umgesetzt wurden.“Die Medizinerin erläutert: „Wenn die Schüler in kleinen Lerngruppen arbeiten und die Hinweise zum Abstand und zum Lüften strikt eingehalten werden, kann eine hohe Aerosolbelastung im Klassenzimmer vermieden werden.“Auf diese Weise sinke unter bestimmten Voraussetzungen die Wahrscheinlichkeit einer Quarantäne für die gesamte Lerngruppe.