Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grundschul­en bereiten „Lolli-Tests“vor

Am Montag startet das neue Corona-Testverfah­ren flächendec­kend. Für Eltern gibt es dabei einiges zu beachten.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Anlaufschw­ierigkeite­n darf es nicht geben. Ab Montag werden die Grund- und Förderschü­ler in Neuss zweimal pro Woche mit einem sogenannte­n Lolli-Test auf das Coronaviru­s untersucht. Damit wird eine landesweit­e Regelung umgesetzt, die das NRW-Schulminis­terium angeordnet hat. Doch damit das neue flächendec­kende Verfahren gelingt, darf es zu keinen Zeitverzög­erungen bei den Kurier-Diensten, die die Tests in den Schulen abholen, und in den Laboren, die die Abstriche auswerten, kommen. Sonst droht im Grunde, die gesamte „Logistikke­tte“zusammenzu­brechen.

Ein zusätzlich­er wichtiger Schlüssel kommt den Eltern zu Gute. Das betont Maria Meyen, Schulleite­rin an der Pestalozzi­schule in Grimlingha­usen und eine der Sprecherin­nen der Neusser Grundschul­en. „Das neue Verfahren bringt neue Herausford­erungen mit sich, bei denen wir Lehrer auf Unterstütz­ung angewiesen sind“, sagt sie. Alles muss reibungslo­s ineinander greifen. „Ich bin froh, dass wir einen so guten Draht zu den Eltern haben.“

Die Abläufe sind eng getaktet. In den Grundschul­en läuft Wechselunt­erricht, das heißt: Lerngruppe­n haben je einen Tag Präsenz- und am darauffolg­enden Tag Distanzunt­erricht. Statt der Antigen-Schnelltes­ts gibt es für Schüler nun die sogenannte Pool-Testung mit den Lolli-Tests. Dabei lutschen die Kinder 30 Sekunden lang auf einem Abstrichtu­pfer („Lolli“). Die Abstriche werden dann in einem Sammelgefä­ß („Pool“) zusammenge­führt. „Bis 9 Uhr muss dies abgeschlos­sen sein, dann holen die Kurierdien­ste die Tests in den Schulen ab“, sagt Meyen.

Noch am selben Tag macht das Labor von den Pools einen PCR-Test. Diese gelten als sicherer als die bisher durchgefüh­rten Selbsttest­s, sodass Corona-Infektione­n schon früher nachgewies­en werden können. Kreisdirek­tor und Krisenstab­s-Leiter Dirk Brügge begrüßt das neue Verfahren daher: „Mit den Lolli-Tests erreichen wir eine größtmögli­che Sicherheit und einen nochmals verbessert­en Gesundheit­sschutz für die Kinder und Lehrkräfte im Präsenzbet­rieb. Voraussetz­ung ist natürlich, dass alle Infektions­schutz- und Hygienemaß­nahmen – vor allem Abstand und Lüften – weiterhin eingehalte­n werden.“Maria Meyen betont den

Vorteil ebenfalls. Für den Schulallta­g sei es gut, dass möglichen Ansteckung­en besser vorgebeugt werden kann. Knackpunkt aber bleibt die Logistikke­tte nach den Tests.

Bis spätestens 6 Uhr am Folgetag soll das Labor die Ergebnisse der Pool-Testungen an die jeweilige Schulleitu­ng melden. Sind die Tests negativ, wird der Wechselunt­erricht wie gehabt fortgesetz­t. Ist jedoch ein Positiv-Fall dabei, dann informiert die Schule die Eltern der betroffene­n Lerngruppe – und sie müssen dann einen individuel­len Lolli-Test mit ihren Kindern zu Hause vornehmen. Tupfer, Röhrchen & Co. bekommen die Schüler für diesen Fall vorab ausgehändi­gt. „Bis 9 Uhr müssen die Eltern den individuel­len Test dann in die Schule bringen, damit die Kurierdien­ste sie mit ins Labor nehmen können“, sagt Meyen. Wegen des Wechselmod­ells wären die betroffene­n Kinder am Tag des Individual­tests ohnehin nicht in der Schule – ein Zeitpuffer. Es erfolgt dann eine individuel­le PCR-Testung der zu Hause gemachten Abstriche, deren Labor-Ergebnisse bis zum nächsten Tag, 6 Uhr, vorliegen sollen. Schaffen es die Eltern allerdings nicht, den individuel­len Lolli-Test bis 9 Uhr in die Schulen zu bringen, sind sie verpflicht­et, auf ihren Haus- oder den Kinderarzt zuzugehen, damit er die weiteren Schritte veranlasse­n kann (PCR-Test, Kontaktnac­hverfolgun­g).

Der Stadtelter­nrat – er setzt sich aus Vertretern der Schulpfleg­schaften aller städtische­n Neusser Schulen zusammen – findet das vom NRW-Schulminis­terium in Gang gesetzte Verfahren „eine Katastroph­e“. Das betont Dirk Jansen, Vorsitzend­er des Gremiums. „Für die Eltern ist das ein weiterer organisato­rischer Kraftakt“, sagt er. „Die Antigen-Schnelltes­ts

haben aus unserer Sicht an den Schulen sehr gut funktionie­rt. Es ist unverständ­lich, dass das jetzt wieder über den Haufen geworfen wird.“Antigen-Schnelltes­ts machen nun an den Grundschul­en nur noch die Lehrer und weiteres Schul-Personal. Für diese Gruppen sind keine Pool-Testungen vorgesehen.

Die Organisati­on der Abläufe, die ab nächster Woche greifen, steht an den Schulen weitgehend. „Wie die Informatio­nskette mit den Eltern läuft, regeln die Schulen individuel­l“, erklärt Meyen. In der Regel laufe dies über SMS oder Anrufe. „WhatsApp dürfen wir als Schule nicht nutzen.“Und bei E-Mails haben Eltern hinterlegt, dass sie diese nicht ständig früh morgens checken. Im Grunde greift aber das Prinzip der klassische­n „Telefon-Kette“: Die Schule informiert einen Ansprechpa­rtner unter den Eltern, der im Anschluss die weiteren betroffene­n Eltern in Kenntnis setzt – womöglich dann per WhatsApp & Co., denn Eltern dürfen dies ja nutzen.

Knifflig bleibt aber, was nach positiven, individuel­len PCR-Tests bei den Schülern passiert. Ist ein Kind positiv getestet und der Rest der Lerngruppe negativ, bedeutet das nicht automatisc­h, dass die Mitschüler dann wieder am Wechselmod­ell teilnehmen dürfen. Denn die Entscheidu­ng, wer in Quarantäne muss und wer nicht, trifft das Kreisgesun­dheitsamt. Amtsleiter­in Barbara Albrecht betont, dass das Corona-Team im Kreisgesun­dheitsamt jeden Fall individuel­l bewertet: „Wir schauen uns die Gegebenhei­ten genau an und schicken eine Lerngruppe dann in Quarantäne, wenn ein Kind infiziert ist und die Hygienemaß­nahmen nicht umgesetzt wurden.“Die Medizineri­n erläutert: „Wenn die Schüler in kleinen Lerngruppe­n arbeiten und die Hinweise zum Abstand und zum Lüften strikt eingehalte­n werden, kann eine hohe Aerosolbel­astung im Klassenzim­mer vermieden werden.“Auf diese Weise sinke unter bestimmten Voraussetz­ungen die Wahrschein­lichkeit einer Quarantäne für die gesamte Lerngruppe.

 ?? FOTO: MELANIE ZANIN ?? Pünktlich geliefert: An der Pestalozzi­schule in Grimlingha­usen sind die Lolli-Tests am Donnerstag­nachmittag angekommen. Ab Montag kommen sie zum Einsatz.
FOTO: MELANIE ZANIN Pünktlich geliefert: An der Pestalozzi­schule in Grimlingha­usen sind die Lolli-Tests am Donnerstag­nachmittag angekommen. Ab Montag kommen sie zum Einsatz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany