Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Eine Stadthalle auf dem Wendersplatz
Eine Mehrzweckhalle war zuletzt immer Teil der Pläne für den Wendersplatz. Jetzt wird sie ganz groß gedacht. Denn die Stadthalle soll vom Rosengarten ins Zentrum verlegt werden.
NEUSS Die Sanierung der Stadthalle ist gestoppt, kaum dass sie begonnen wurde. Denn die veranschlagten 2,2 Millionen Euro, das wurde bei näherer Untersuchung schnell klar, würden bei weitem nicht reichen. Die Erkenntnis, dass die Halle auf Sicht unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten kaum zu halten sein wird, ließ im Rathaus und bei der Ratsmehrheit von SPD, Grünen und UWG/Aktiv für Neuss die Idee reifen, den Standort am Rosengarten zur Disposition zu stellen und am Wendersplatz eine, wie es Bürgermeister Reiner Breuer ausdrückte, „Stadthalle 2.0“zu planen. Multifunktional, mit bis zu 1500 Plätzen.
Über diese Frage wurde am Freitag im Haupt- und Finanzausschuss kontrovers diskutiert. Denn zur Frage, wie der Wendersplatz genutzt und gestaltet werden soll, lagen zwei Anträge vor, die inhaltlich weit auseinander lagen.
Die CDU wollte alle vier Varianten verwerfen, die im Planungsausschuss diskutiert worden waren, und nur an der Ansiedlung der IHK mit Verwaltungs- und Weiterbildungszentrum festzuhalten. Mit diesem Cluster im Zentrum will die CDU „einen Ort schaffen, an dem Zukunft entsteht“– mit Wissens-, Forschungs-, Gründungs- und Hochschulaktivitäten. Mehr Mut zeigen und die Campus-Idee konsequent weiter denken, warb Jan Philipp Büchler, auch weil das Investoren anziehe und Fördermittel in Reichweite bringe. Vergeblich.
Ein solcher Campus entspricht nicht dem, was einer Ratsmehrheit vorschwebt. Arno Jansen (SPD) bedauerte, dass die Union mit der Wendung, nun „ausschließlich auf Wirtschaft zu setzen“, den gemeinsam erarbeiteten Kanon an Nutzungsbausteinen aufkündigt. Er war überzeugt: Launch Center oder Pitch Area – „das ist nicht das, was die Neusser dort haben wollen.“
Aber, was dann? Für Yulia Vershinina und die Linksfraktion ist nur eine Lösung vorstellbar, die eine komplette Verlegung des Clemens-Sels-Museums auf den Wendersplatz vorsieht. Diese weitreichendste Variante im Verfahren ist seit Freitag vom Tisch. Dirk Kranefuß (AfD) will aus dem Wendersplatz nichts anderes als eine „attraktive Grünfläche“machen – als Trittstein Richtung Rennbahn. Abgelehnt. Manfred Bodewig (FDP) wiederum wollte sich überhaupt nicht festlegen. Er will den Ideenwettbewerb so offen wie möglich gestalten und sich von den Experten „überraschen“lassen. Die Anträge sowohl der CDU als auch der Ratsmehrheit sah er skeptisch.
Aber auf die lief es hinaus. Am Ende war der – nur von der FDP unterstützte – CDU-Antrag nicht mehrheitsfähig. „Rot-Grün plus“setzte mit ihrer Mehrheit ihren Antrag durch. Der verlangt, dass die Verwaltung bis zum Juni, wenn der
Auslobungstext für den Wettbewerb beschlossen wird, noch einmal Gehirnschmalz investieren muss.
Es bleibt dabei: Im Wettbewerb sind die Nutzungsbausteine IHK, Gastronomie, Haus der Kulturen, eine Nebenstelle der Verwaltung als Ort der Bürgerbeteiligung und das Clemens-Sels-Museum zu berücksichtigen. Noch einmal prüfen möchte Sascha Karbowiak (SPD), ob es zwischen einer Kunsthalle, also einem reinen Ausstellungsraum für das Museum und eine Museumsdependance noch eine Zwischenlösung gibt. Und es soll geprüft werden, ob bei den IHK-Plänen nicht die Schwerpunkte verschoben werden können – weniger Verwaltung, dafür mehr Ausbildung, Hochschulnutzung und Innovationscampus.
Teil des Paketes war immer eine Mehrzweckhalle. Die wird nun groß gedacht. Breuer spricht von der Chance, sie als Stadt- und Bürgerhalle zu etablieren, die als Hörsaal genauso funktioniert wie bei Events.