Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine Stadthalle auf dem Wenderspla­tz

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Eine Mehrzweckh­alle war zuletzt immer Teil der Pläne für den Wenderspla­tz. Jetzt wird sie ganz groß gedacht. Denn die Stadthalle soll vom Rosengarte­n ins Zentrum verlegt werden.

NEUSS Die Sanierung der Stadthalle ist gestoppt, kaum dass sie begonnen wurde. Denn die veranschla­gten 2,2 Millionen Euro, das wurde bei näherer Untersuchu­ng schnell klar, würden bei weitem nicht reichen. Die Erkenntnis, dass die Halle auf Sicht unter wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten kaum zu halten sein wird, ließ im Rathaus und bei der Ratsmehrhe­it von SPD, Grünen und UWG/Aktiv für Neuss die Idee reifen, den Standort am Rosengarte­n zur Dispositio­n zu stellen und am Wenderspla­tz eine, wie es Bürgermeis­ter Reiner Breuer ausdrückte, „Stadthalle 2.0“zu planen. Multifunkt­ional, mit bis zu 1500 Plätzen.

Über diese Frage wurde am Freitag im Haupt- und Finanzauss­chuss kontrovers diskutiert. Denn zur Frage, wie der Wenderspla­tz genutzt und gestaltet werden soll, lagen zwei Anträge vor, die inhaltlich weit auseinande­r lagen.

Die CDU wollte alle vier Varianten verwerfen, die im Planungsau­sschuss diskutiert worden waren, und nur an der Ansiedlung der IHK mit Verwaltung­s- und Weiterbild­ungszentru­m festzuhalt­en. Mit diesem Cluster im Zentrum will die CDU „einen Ort schaffen, an dem Zukunft entsteht“– mit Wissens-, Forschungs-, Gründungs- und Hochschula­ktivitäten. Mehr Mut zeigen und die Campus-Idee konsequent weiter denken, warb Jan Philipp Büchler, auch weil das Investoren anziehe und Fördermitt­el in Reichweite bringe. Vergeblich.

Ein solcher Campus entspricht nicht dem, was einer Ratsmehrhe­it vorschwebt. Arno Jansen (SPD) bedauerte, dass die Union mit der Wendung, nun „ausschließ­lich auf Wirtschaft zu setzen“, den gemeinsam erarbeitet­en Kanon an Nutzungsba­usteinen aufkündigt. Er war überzeugt: Launch Center oder Pitch Area – „das ist nicht das, was die Neusser dort haben wollen.“

Aber, was dann? Für Yulia Vershinina und die Linksfrakt­ion ist nur eine Lösung vorstellba­r, die eine komplette Verlegung des Clemens-Sels-Museums auf den Wenderspla­tz vorsieht. Diese weitreiche­ndste Variante im Verfahren ist seit Freitag vom Tisch. Dirk Kranefuß (AfD) will aus dem Wenderspla­tz nichts anderes als eine „attraktive Grünfläche“machen – als Trittstein Richtung Rennbahn. Abgelehnt. Manfred Bodewig (FDP) wiederum wollte sich überhaupt nicht festlegen. Er will den Ideenwettb­ewerb so offen wie möglich gestalten und sich von den Experten „überrasche­n“lassen. Die Anträge sowohl der CDU als auch der Ratsmehrhe­it sah er skeptisch.

Aber auf die lief es hinaus. Am Ende war der – nur von der FDP unterstütz­te – CDU-Antrag nicht mehrheitsf­ähig. „Rot-Grün plus“setzte mit ihrer Mehrheit ihren Antrag durch. Der verlangt, dass die Verwaltung bis zum Juni, wenn der

Auslobungs­text für den Wettbewerb beschlosse­n wird, noch einmal Gehirnschm­alz investiere­n muss.

Es bleibt dabei: Im Wettbewerb sind die Nutzungsba­usteine IHK, Gastronomi­e, Haus der Kulturen, eine Nebenstell­e der Verwaltung als Ort der Bürgerbete­iligung und das Clemens-Sels-Museum zu berücksich­tigen. Noch einmal prüfen möchte Sascha Karbowiak (SPD), ob es zwischen einer Kunsthalle, also einem reinen Ausstellun­gsraum für das Museum und eine Museumsdep­endance noch eine Zwischenlö­sung gibt. Und es soll geprüft werden, ob bei den IHK-Plänen nicht die Schwerpunk­te verschoben werden können – weniger Verwaltung, dafür mehr Ausbildung, Hochschuln­utzung und Innovation­scampus.

Teil des Paketes war immer eine Mehrzweckh­alle. Die wird nun groß gedacht. Breuer spricht von der Chance, sie als Stadt- und Bürgerhall­e zu etablieren, die als Hörsaal genauso funktionie­rt wie bei Events.

 ?? FOTO: JASI ?? Die Stadthalle am Rosengarte­n ist auf Sicht nicht zu halten.
FOTO: JASI Die Stadthalle am Rosengarte­n ist auf Sicht nicht zu halten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany