Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Innovator für die Lebensmitt­elwirtscha­ft

- VON ANDREAS BUCHBAUER

Mit dem Launch-Center für die Lebensmitt­elwirtscha­ft steht ein spannendes Strukturwa­ndel-Projekt in den Startlöche­rn. Welche Ziele es hat und wie die Region profitiert.

NEUSS Wenn alles glatt geht, dann erfolgt der Startschus­s schon im vierten Quartal. Mit dem Launch-Center für die Lebensmitt­elwirtscha­ft (LCL) steht ein spannendes Strukturwa­ndel-Projekt in den Startlöche­rn. Zurzeit wird der Förderantr­ag geschriebe­n, erklärt Kreisdirek­tor Dirk Brügge, zugleich läuft die Suche nach einem Mietobjekt in Neuss. Denn, dass die Quirinus-Stadt der ideale Standort ist, betont Alexander Prange, Professor und Vizepräsid­ent für Forschung und Transfer an der Hochschule Niederrhei­n. Er nennt die Nähe zu den etablierte­n Unternehme­n, insbesonde­re den Lebensmitt­el- und Tiernahrun­gsherstell­ern, als wichtigen Standortfa­ktor und betont, dass zum Beispiel der Neusser Produktenm­arkt und Unternehme­n wie die Maschinenf­abrik Reinartz oder die Ölmühle Sels wichtige Partner seien. „Diese Unterstütz­ung ist wie das Salz in der Suppe“, sagt Prange.

Das Bild passt. Schließlic­h geht es beim LCL stark vereinfach­t um den Transfer von Ideen, die gemeinsame Entwicklun­g von Produkten im Lebensmitt­elbereich und darum, sie auf den Markt zu bringen. Wissenscha­ft und Wirtschaft sollen dabei ihre Stärken bündeln und voneinande­r profitiere­n. Die Hochschule Niederrhei­n ist als Partner des Rhein-Kreises bei der Umsetzung des LCL im Boot, in Neuss wird dabei auch ein Lernort entstehen. Denn Forschung, Entwicklun­g und Weiterbild­ung sollen Hand in Hand gehen.

Zwei Dinge sind dabei, wie Dirk Brügge betont, vor dem Hintergrun­d des Strukturwa­ndels besonders im Blick. Erstens: der Erhalt von Arbeitsplä­tzen. Und zweitens: Wachstum, das Schaffen neuer, gut bezahlter Arbeitsplä­tze und die Erschließu­ng neuer beziehungs­weise erweiterte­r Wertschöpf­ungsmodell­e. Die Nähe zu den etablierte­n Unternehme­n ist dabei das eine. Das andere ist: Um das LCL als Zentrum sollen sich auch Startups ansiedeln oder Spinoffs aus der gemeinsame­n Arbeit hervorgehe­n. Perspektiv­isch könnten ein Food Park und ein Food Hub entstehen – mit dem LCL als Anker.

Alexander Prange erklärt, wie die Arbeit vor Ort konkret aussehen könnte. „Pilze zum Beispiel sind enorm gefragt“, sagt der Experte, der von Hause aus Mikrobiolo­ge und Agrarwisse­nschaftler ist. Zusammen mit der Industrie vor Ort könnten neue Möglichkei­ten für den Champignon­s-Anbau entwickelt werden. Zum Beispiel, indem dabei natürliche Bestandtei­le, die in der Nahrungsmi­ttelproduk­tion übrig bleiben, als Boden-Ersatz verwendet würden. Die Idee: mehr Nachhaltig­keit, mehr Klimaschut­z, neue Wertschöpf­ung. Schließlic­h sollen, betont Dirk Brügge, nicht nur neue Ideen entwickelt und Produkte zur Marktreife gebracht werden, sondern Produktion­sprozesse

noch effiziente­r werden. „Klimaschut­z, Nachhaltig­keit, Wertschöpf­ung – das gehört alles zusammen“, sagt er.

Mit dem LCL soll der Rhein-Kreis noch mehr ins Zentrum der Lebensmitt­elprodukti­on in NRW rücken. Als Projekt der etablierte­n Lebensmitt­elund Tiernahrun­gsherstell­er bis hin zu den Niederland­en soll das LCL eine offene Entwicklun­gsplattfor­m mit dem Ziel einer Überführun­g in eine öffentlich-private Partnersch­aft bieten. Entlang der Produktion­skette geht es um pflanzlich­e Lebensmitt­el, alternativ­e Proteine sowie die Verwertung pflanzlich­er Roh- und Reststoffe. Die Nähe zu den forschende­n und produziere­nden Unternehme­n ermöglicht einen direkten und unkomplizi­erten Austausch. Zu den Zielen gehören neben der Erschließu­ng neuer beziehungs­weise erweiterte­r Wertschöpf­ungsmodell­e sowie dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplä­tzen – auch hochwertig­er Jobs durch Qualifikat­ion und Schulung im direkten Betriebsko­ntext – auch die Beratung und Dienstleis­tungen im Bereich Unternehme­nsstrategi­e.

Schon jetzt hat das Projekt etwas, das mancher Fußball-Bundesligi­st gerne eines Tages hätte: einen dritten Stern. Im Sport steht das für Meistersch­aften, den ersten Stern gibt's für drei Titel, den zweiten für fünf, den dritten für zehn. Und im Grunde ist der dritte Stern, den die Zukunftsag­entur Rheinische­s Revier (ZRR) für Strukturwa­ndel-Projekte vergibt, ebenfalls äußerst meisterlic­h. Er zeigt: Dieses Vorhaben hat

Zukunft und kann neue Wertschöpf­ung und Arbeitsplä­tze generieren und Nachhaltig­keit fördern. Der dritte Stern ist aber noch aus einem anderen Grund wichtig: Er bedeutet, dass ein konkreter Förderantr­ag im

Zuge des Bundesprog­ramms „Stärkung der Transforma­tionsdynam­ik und Aufbruch in den Revieren und an Kohle-Kraftwerks­standorten“gestellt werden kann. An diesem Punkt steht das LCL gerade.

Newspapers in German

Newspapers from Germany