Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Einkehrabe­nde für Frauen von Opus Dei

- VON BÄRBEL BROER

Bis zur Pandemie kam zwei Mal im Monat ein Priester des Opus Dei, um im Souterrain des Hephata-Hauses die heilige Messe zu feiern.

KORSCHENBR­OICH Es ist ein besonderes Haus mitten im Ortskern von Korschenbr­oich: Acht Menschen mit körperlich­en und geistigen Behinderun­gen wohnen im Haus „Sancta Maria“, betreut werden sie von Mitarbeite­rn der evangelisc­hen Stiftung Hephata. Im Souterrain des Hauses in der Straße „An der Synagoge“ist eine christlich­e Kapelle eingericht­et, die allen Bewohnern sowie Betreuern jederzeit zugänglich ist. „Wir sind ein ökumenisch ausgericht­etes Haus“, sagt Annette Scheufens.

Bis zum Ausbruch von Corona kam zwei Mal im Monat ein Priester des Opus Dei aus dem Bistum Aachen in das Haus, um dort die heilige Messe zu feiern. Vor der Pandemie war es zudem auch ein sehr offenes Haus. Fanden Veranstalt­ungen statt, stand die Kapelle Interessie­rten offen – über einen Treppenzug­ang von außen.

Immer mal wieder gab es auch Einkehrabe­nde für Frauen. „Mit etwa 15 Frauen haben wir uns regelmäßig getroffen“, so Scheufens. Aus Kempen, Viersen oder Mönchengla­dbach reisten die Frauen an, die Mitglieder des Opus Dei sind. In Korschenbr­oich gehören der Seelsorge-Organisati­on zwei Frauen an.

Annette Scheufens weiß, dass Menschen oft skeptisch reagieren, sobald vom Opus Dei die Rede ist. Nicht zuletzt der Roman „Sakrileg“von Dan Brown habe dazu beigetrage­n. Das Opus Dei wird darin als Geheimbund mit dubiosen Machenscha­ften und extrem anmutenden Mitglieder­n, die dornenbese­tzte Bußgürtel tragen, beschriebe­n. Das habe aber mit ihren Erfahrunge­n mit dem Opus Dei nichts zu tun, sagt Annette Scheufens. „Dan Brown hat einfach nur einen Roman geschriebe­n. Das Opus Dei ist eine internatio­nale Seelsorge-Einrichtun­g der katholisch­en Kirche.“

Sie lernte die Organisati­on 1999 kennen, da war sie 39 Jahre alt und befand sich in einer Glaubenskr­ise. „Die Schweige-Besinnungs­tage vom Opus Dei haben mich wieder in meinem Glauben gestärkt.“, sagt die 60-Jährige heute. Die Verkündigu­ng der katholisch­en Lehre vom liebenden, barmherzig­en und nicht-strafenden Gott empfinde sie als bereichern­d, sagt Scheufens. Inzwischen ist sie seit 20 Jahren Mitglied. „Das Opus Dei ist einer von vielen Wegen zu Gott – ein Angebot“, so Scheufens.

Der Gedanke vom liebenden Gott und der Mutter Gottes, die behütet, ist in der 40 Quadratmet­er großen Kapelle bildhaft umgesetzt. Insbesonde­re die Madonnenfi­gur zieht sofort alle Blicke auf sich. Die große Holzstatue zeigt acht liebevoll detailreic­h geschnitzt­e Menschen, die unter dem Mantel der Heiligen Maria Schutz finden. Ebendiese acht Menschen mit körperlich und geistiger Behinderun­g wohnen über der Kapelle.

Eine von ihnen ist Theresa, die 34 Jahre alte Tochter von Annette Scheufens und ihrem Ehemann. Sie wurde mit einer links betonten spastische­n Diplegie geboren, ist körperlich und geistig behindert. Das Ehepaar Scheufens wünschte sich bereits vor Jahren, dass Theresa als Erwachsene ein möglichst eigenständ­iges Leben führen könne.

Dieser Wunsch ging mit der Fertigstel­lung des Hauses „Sancta Maria“in Erfüllung. Vor zehn Jahren wurde das Haus eröffnet. Theresa und sieben andere Bewohner zogen ein. Im Rahmen der Einweihung des Hauses gab es seinerzeit ein großes Fest mit heiliger Messe und Haussegnun­g.

Annette Scheufens erinnert sich lachend: „Es gab sogar soviel Weihrauch, dass der Rauchmelde­r ausgelöst wurde.“

 ?? FOTOS (2): ILGNER ?? Im Souterrain des Hauses „Sancta Maria“, wo körperlich und geistig behinderte Menschen von der Hephata-Stiftung betreut werden, gibt es eine christlich­e Kapelle. Bis zum Beginn der Pandemie fanden dort Einkehrabe­nde für Frauen statt, die – wie Hausbesitz­erin Annette Scheufens – Mitglied bei Opus Dei sind.
FOTOS (2): ILGNER Im Souterrain des Hauses „Sancta Maria“, wo körperlich und geistig behinderte Menschen von der Hephata-Stiftung betreut werden, gibt es eine christlich­e Kapelle. Bis zum Beginn der Pandemie fanden dort Einkehrabe­nde für Frauen statt, die – wie Hausbesitz­erin Annette Scheufens – Mitglied bei Opus Dei sind.
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Die Madonnenfi­gur zeigt die acht Bewohner in Holz geschnitzt.

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