Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ersatzmütt­er für Katzen gesucht

- VON JULIA BRABECK

Das Tierheim in Rath erwartet in den nächsten Monaten wieder viele kleine mutterlose Katzenbaby­s. Für deren Aufzucht soll ein Helfer-Pool aufgebaut werden.

RATH Claudia Hachaj arbeitet, wie so viele andere Menschen, zurzeit von zu Hause aus. Für sechs kleine, mutterlose Kätzchen ist das ein Glücksfall, denn ihren Bürojob kann die Tierfreund­in flexibel gestalten und sich so um die Tiere kümmern. Und das ist eine aufwendige Arbeit, denn die erst wenige Wochen alten Katzen sind noch nicht in der Lage, feste Nahrung zu sich zu nehmen und müssen deshalb mit der Flasche großgezoge­n werden – und die gibt es anfangs alle drei Stunden. Anschließe­nd muss noch jedem Tier der Bauch massiert werden, damit die Darmtätigk­eit angeregt wird. „Und die Waschmasch­ine läuft auch im Dauerbetri­eb, denn stubenrein werden die Tiere jetzt erst nach und nach“, sagt Hachaj.

Sie betreibt seit 2012 eine private Pflegestel­le für Katzen aus Spanien und hat seitdem rund 500 Tiere vermittelt. „Solche im Umgang mit Katzen erfahrenen Menschen sind für uns unverzicht­bar“, sagt Edelgard Bock, die das Katzenhaus im Tierheim in Rath leitet. Denn die Mitarbeite­r dort könnten eine solch zeitaufwen­dige Betreuung nur schwer zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit in den Alltag integriere­n. „Zumal die Katzenbaby­s Ruhe und Routine benötigen“, sagt Bock.

Zwischen drei und sieben Würfe ohne Mutter landen im Schnitt zwischen Mai und Herbst im Tierheim an der Rüdigerstr­aße. Der Wurf von Claudia Hachay soll unter einem

Wohnwagen entdeckt worden sein, so heißt es. „Nachprüfen können wir so etwas nicht, aber die meisten Würfe stammen von wild lebenden Tieren aus Gartensied­lungen“, sagt Bock. Sie appelliert an die Entdecker solcher Würfe, das Tierheim zu informiere­n und nicht selbst die Katzenbaby­s einzusamme­ln. Denn damit wird das Muttertier verscheuch­t und kann nicht mit eingefange­n werden.

„In solchen Fällen müssen wir dann mühsam das Füttern übernehmen“, erklärt die Fachfrau. Und das bedeutet wie bei menschlich­en Babys eben auch, dass die notwendige Nahrungsve­rsorgung ebenso nachts garantiert sein muss. Andere Würfe werden im Tierheim abgegeben, weil die Mutter nicht mehr lebt, beispielsw­eise überfahren wurde, und der Besitzer sich mit der Aufzucht der Babys überforder­t fühlt – oder der Katzennach­wuchs nicht erwünscht war und einfach ausgesetzt wurde. „So etwas ließe sich natürlich vermeiden, wenn alle Katzenbesi­tzer ihre Tiere kastrieren lassen würden“, sagt Bock.

Das Tierheim möchte nun einen Helfer-Pool einrichten, damit neue Katzenbaby­s schneller an eine Pflegestel­le vermittelt werden können. Dafür werden mit einem Aufruf in den sozialen Medien Menschen gesucht, die bereits Erfahrung damit haben, Kätzchen mit einer Flasche großzuzieh­en, und die genau wissen, was es bedeutet, die Verantwort­ung für die Kätzchen zu tragen. Idealerwei­se sollten diese freiwillig­en Pfleger nicht allzu weit weg vom Tierheim wohnen und mobil sein, damit eine tierärztli­che Versorgung in Notfällen im Tierheim stattfinde­n kann. „Diese Personen sollten zudem viel Zeit und Geduld mitbringen“, sagt Hachaj. „Und natürlich sollten sie sich mit Katzen auskennen, damit mögliche Probleme und Krankheite­n rechtzeiti­g erkannt werden“, fügt sie an.

Als Beispiel nennt Claudia Hachay die Unverträgl­ichkeit eines ihrer kleinen Zöglinge auf die Katzenmilc­h, der diese deshalb mehrfach erbrach. „Ich kannte zum Glück andere Produkte, und diese verträgt das Tier nun sehr gut.“Behalten wird Hachay die niedlichen Babys später nicht. Sie wird diese aber, wenn die Tiere groß genug, geimpft und gechipt sind, selbst vermitteln. „Ich kenne dann schon die Eigenarten jedes Tieres, und diesen bleibt so ein weiterer Ortswechse­l erspart. Das bedeutet nämlich immer Stress für die Tiere.“

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FOTOS: PRIVAT Claudia Hachaj mit den sechs mutterlose­n Katzenbaby­s.

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