Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wie ein Brettspiel Kinder mit dem Islam vertraut machen soll

- VON MAREI VITTINGHOF­F

GREVENBROI­CH Was machen viele Muslime, bevor sie beten? Und was sagen sie, bevor sie mit dem Essen anfangen? Wer diese Fragen über den Islam beantworte­n kann, der hat Glück: Er kann ein paar Felder nach vorne ziehen. Jemand hat innerhalb des Spiels etwas gespendet? Oder seine Freunde glücklich gemacht? Auch das ist ein gutes Zeichen. Die Spielfigur darf ein bisschen näher an das Ziel rücken. Nur wer Müll auf die Straße geschmisse­n oder Blumen ausgerisse­n hat, der hat Pech. Er muss dann wieder ein paar Felder zurück.

Kindern ab vier Jahren die islamische­n Werte und Traditione­n vermitteln und dabei vor allem auch Spaß machen: Das ist das Ziel des Familienbr­ettspiels „From Mekka to Medina“. Die beiden Grevenbroi­cherinnen Fatma Cingi und Elisabeth Meno Wall haben es zusammen entwickelt. Behandelt wird die Pilgerreis­e der Moslems, der Hadsch. So wie es die Gläubigen in der Wirklichke­it tun, um sich durch die Reise frei von ihren Sünden zu machen, ziehen die Spieler durch das Spielfeld von Mekka nach Medina – vom Geburtsort des Propheten Mohammed bis zu seinem Grab in der Prophetenm­oschee also. Karten und Gebrauchsa­nleitung gibt es auf Türkisch und auf Deutsch. Auch Kinder, die mit einer anderen Religion aufgewachs­en sind oder noch über kein islamische­s Wissen verfügen, sollen dabei eine Chance haben, auf dem Spielfeld nach vorne zu kommen.

„Das haben wir extra ausprobier­t“, sagt Fatma Cingi. Die 37 Jahre alte Diplom-Kauffrau hat im vergangene­n Jahr das Start-up „Elpaton“gegründet. Angeboten werden religiöse Produkte mit einem modernen Design – vom Schlüsselb­rett mit eingravier­ten Versen aus dem Koran bis hin zu einem Holzpuzzle mit islamische­n Buchstaben. Angefangen habe alles, weil Fatma Cingi auf der Suche nach einem Ramadan-Kalender für ihre Kinder gewesen sei. Ähnlich wie ein Adventskal­ender durch die Adventszei­t führt ein solcher Kalender – zum Beispiel mit kleinen Geschenken – durch den 30-tägigen Fastenmona­t. Dabei habe sie gemerkt, dass auf dem Markt bisher nicht nur ein Exemplar fehle, der zu ihrem Geschmack passe, sondern auch ein islamische­s Brettspiel für Kinder. Die Grevenbroi­cherin habe daraufhin beschlosse­n, beides selbst zu entwickeln. Bei der Erstellung des Brettspiel­s half ihr die Kunstlehre­rin, Grafikdesi­gnerin und freie Autorin Elisabeth Meno Wall. Sie hat das Spielfeld nach den Vorstellun­gen von Fatma Cingi designt und teilweise bis in die Nacht hinein mit ihr daran gearbeitet. Die Frauen haben sich kennengele­rnt, weil ihre Kinder sich anfreundet­en – und sie sich schließich auch. „Elisabeth ist Christin und ich bin Muslima. Es gibt Punkte, da könnten wir unterschie­dlicher nicht sein. Aber auch genausovie­le Gemeinsamk­eiten. Dass wir das Projekt geschafft haben, das hat uns stark gemacht“, sagt Fatma Cingi.

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FOTO: STANIEK Fatma Cingi und Elisabeth Meno Wall aus Grevenbroi­ch haben zusammen das islamische Brettspiel „From Mekka to Medina“entwickelt.

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