Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Klares Votum für Regenbogenfahne
Kirchenvorstandsmitglied erklärt Unterstützung im Kampf gegen Homophobie.
ROMMERSKIRCHEN Am Eingang von Kneipen und Bars sieht man Regenbogen-Aufkleber häufiger, ja selbst der Deutsche Fußball-Bund (DFB) greift im Kampf gegen Homophobie gerne zur Fahne mit den sieben Farben. An Kirchen waren Regenbogenfahnen bislang selten. Das ändert sich gerade: Aus Protest über das Verbot des Vatikans, homosexuelle Paare zu segnen, positionieren sich Kirchengemeinden, katholische Verbände und Ordensleute. So auch die Pfarreien in Rommerskirchen. Der Pfarrgemeinderat erklärt: „Wir sind davon überzeugt, dass Gott allem, was sich am Guten und der Liebe orientiert, seinen Segen gibt und gerade durch Vielfalt seine Schöpfung vollendet. Mit dieser Überzeugung setzen wir mit der Regenbogenfahne an unseren Kirchen ein Zeichen der Vielfalt und der Gemeinschaft.“
Herr Schlömer, wie stehen Sie als Mitglied im Kirchenvorstand St. Martinus Nettesheim und im Seelsorgebereich Rommerskirchen-Gilbach zu der Aktion?
MATTHIAS SCHLÖMER Ich gehörte von Anfang an zu den Befürwortern. Die Erfahrung von gut 30 Jahren im Kirchenvorstand hat mich gelehrt, dass man immer Stellung beziehen muss. Ich habe mich nie mit einem Nein abgefunden, auch wenn es mal Gegenwind gibt.
Gab es darüber einen Diskurs in den Gemeinden? Wie ist das zum Beispiel in St. Martinus Nettesheim abgelaufen?
SCHLÖMER Der Martinusrat hatte zu einer offenen Diskussion und Abstimmung im Vorfeld eingeladen, mit dem Ziel, allen Gemeindemitgliedern die Möglichkeit zu geben, sich vorher zu informieren, zu diskutieren und abzustimmen, ob eine Regenbogenfahne an der Kirche St. Martinus angebracht werden soll oder eben nicht. Alle waren aufgerufen, ihre Meinung und Stimme für oder gegen die Fahne analog, als Zettelabstimmung, oder in einer digitalen Gemeindeversammlung per Zoom abzugeben.
Und wurde das Angebot angenommen?
SCHLÖMER Die Beteiligung war überraschend gut und vielfältig. Es wurde angeregt diskutiert und Meinungen
ausgetauscht. Und genauso soll es sein: Man muss miteinander sprechen und die Leute mitnehmen.
Und das Ergebnis?
SCHLÖMER Die Abstimmung unter den Gemeindemitgliedern ergab ein klares Pro für die Fahne an unserer Kirche St. Martinus Nettesheim. Das Votum war so eindeutig, wie es eindeutiger gar nicht sein kann.
Wohl eine direkte Folge des in Rommerskirchen erfreulich offensiven Umgangs mit diesem, aber auch mit anderen Themen? So hat Meik Schirpenbach, leitender Pfarrer für alle Pfarreien der Katholischen Kirche in Grevenbroich und Rommerskirchen, im Internet unbequeme Fragen gestellt. Warum etwa in Sachen Missbrauchsvergehen nicht alles veröffentlicht werden kann? Oder warum Mitglieder im Betroffenbeirat sich ausgenutzt, irregeleitet und belogen, ja zum zweiten Mal missbraucht vorkommen? SCHLÖMER Es ist vollkommen richtig, solche Themen auch mal in der Öffentlichkeit auszutragen, denn nicht nur das, was von oben aufoktroyiert wird, ist gut. Meckern ist leicht, das kann wirklich jeder. Aber sich aktiv einzusetzen und beharrlich dranzubleiben, bringt viel mehr. Und vor allem: Man darf nicht die Augen vor der Realität verschließen. Es geht nur im Konsens.