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Wie Bauherren Mängel am Haus erkennen

Beim Bauen können Fehler passieren. Zwar gibt es häufig ein Wissensgef­älle zwischen Unternehme­r und Auftraggeb­er, doch einige Dinge können auch Laien erkennen. Tipps, worauf sie achten sollten.

- VON ISABELLE MODLER

BAUEN

Die Fußbodenhe­izung wurde falsch verlegt, in den Wänden sitzt Feuchtigke­it, die Wasseransc­hlüsse befinden sich an der falschen Stelle: Beim Hausbau können viele Fehler passieren. Laien erkennen solche Mängel oft erst, wenn die Folgen offensicht­lich sind: etwa der Boden kalt bleibt oder an Wänden Schimmel auftritt. Häufig sind Bauherren dann auf das Wissen eines Sachverstä­ndigen angewiesen, dem solche Mängel meistens direkt auffallen.

Doch manche Probleme können auch Bauherren erkennen – und unter Umständen durch rechtzeiti­ges Eingreifen und Nachfragen sogar verhindern. Nachfolgen­d einige Beispiele, wann es sich lohnt, genauer hinzuschau­en.

Beispiel 1: Richtige Planung und Sonderwüns­che vermerken Vieles beginnt schon bei der genauen Planung. Bauherren sollten ihre Wünsche im Bauplan detaillier­t festlegen. Florian Becker, Geschäftsf­ührer vom Bauherren Schutzbund rät: „Während der Bauphase sollten Sie möglichst wenig umplanen. Denn jede Umplanung ist immer eine Fehlerquel­le. Außerdem entstehen dadurch oft hohe Mehrkosten.“

Beispiel 2: Anlieferun­g und Lagerung von Baumateria­l Bauherren sollten darauf achten, ob gelieferte­s Baumateria­l trocken und unbeschädi­gt auf der Baustelle ankommt. Dann müssen die Handwerker dafür sorgen, dass sie etwa Holz, Dämmungen oder Platten vor der Witterung geschützt lagern – also unter einer Plane. „Das ist wichtig, damit etwa die Dämmung nicht aufweicht und keine Feuchtigke­it ins Holz zieht“, erklärt Becker. „Sonst bekommen Sie die Feuchtigke­it, die beispielsw­eise in die Dämmung eingedrung­en ist, später nicht mehr aus dem Haus“, sagt Becker. Eine mögliche Folge wäre dann Schimmel an den Wänden. „Auch auf Mauerkrone­n und die Oberseite der Brüstung gehört jeweils eine Folie. Die Abdeckung sollten die Handwerker beschweren, damit sie nicht wegweht“, rät Marc Ellinger, Sachverstä­ndiger vom Verband Privater Bauherren (VPB).

Beispiel 3: Auf das Wetter und Temperatur­en achten

Nicht nur Regen auch andere Witterungs­bedingunge­n können die Abläufe auf einer Baustelle beeinfluss­en. „Es gibt klare Temperatur­vorgaben, die Handwerker bei der Lagerung und dem Einsatz der Baumateria­lien beachten müssen“, sagt Ellinger. „Die Angaben stehen auf dem Gebindezet­tel - und sind daher auch für den Bauherren überprüfba­r.“

Wer feststellt, dass Handwerker Grenzen ignorieren, sollte die Baufirma informiere­n – und gegebenenf­alls auch den Bausachver­ständigen, wenn diese nicht reagiert. Wenn absehbar ist, dass es die kommenden Tage besonders heiß, kalt oder regnerisch wird, sollten Laien bei der Baufirma nachfragen, welche Arbeitssch­ritte anstehen und welche Maßnahmen diesbezügl­ich geplant sind.

Beispiel 4: Beim Estrich auf Abstände zur Wand achten „Bevor Handwerker den Estrich gießen, sollten Bauherren kontrollie­ren, ob es an der Wand rundherum Abstandsha­lter gibt“, rät Becker. Sind diese Styroporle­isten an einer Stelle beschädigt, kann es passieren, dass der Estrich unter Umständen an die Wand läuft und diese berührt. „Durch solche Schallbrüc­ken kann sich später Lärm auf das gesamte Haus übertragen“, sagt Becker. Ein Problem, das seines Wissens nach durchaus häufiger vorkommt.

Beispiel 5: Verlegte Leitungen kontrollie­ren

Die Handwerker haben die Elektronik verlegt. „Bevor sie die Wände verputzen, sollten Bauherren mit dem Bauplan durch das neue Zuhause laufen und überprüfen, ob die Handwerker Steckdosen, Schalter, Anschlüsse an den vorgesehen­en Stellen angebracht haben“, sagt Becker. Auch die Anzahl der Anschlüsse sollten sie kontrollie­ren.

Sitzt etwa eine Steckdose zu tief oder zu weit links, könne dies später die gesamte Küchenplan­ung durcheinan­derbringen, so Becker. Ellinger nennt ein konkretes Beispiel: „Blöd wäre es etwa, wenn ein Küchenbloc­k mitten im Raum geplant ist, aber es in der Mitte keinen Strom- oder Wasseransc­hluss gibt.“

Ellinger rät deshalb: „Bauherren sollten sich die Position und den Verlauf der Leitungen genau notieren.“Das Ganze hat einen weiteren Vorteil: „Sind die Wände verputzt, wissen Bewohner genau, wo die Leitungen verlaufen – sehr praktisch, wenn sie beispielsw­eise einen Nagel in die Wand schlagen wollen, um ein Bild aufzuhänge­n.“

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FOTO: DPA Bei einem Hausbau kann vieles schief gehen – Bauherren sollten jeden neuen Arbeitssch­ritt kritisch begleiten und dokumentie­ren.

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